Der Blutfluch: Roman (German Edition)
Sumpf seines Verrates erwachsen. Auf die glorreiche Zukunft des Hauses Zähringen, meine Freunde!«
In der allgemeinen Euphorie, die da ausbrach, floss der weiße Würzburger in Strömen, und es dauerte seine Zeit, bis sich die Runde so weit beruhigt hatte, dass konkrete Pläne geschmiedet werden konnten.
»Keinesfalls dürfen wir den Einfluss unterschätzen, den Barbarossas Frau auf ihn ausüben wird«, warnte Wolf, der im Gegensatz zu Berthold die Hochzeitsfeierlichkeiten genutzt hatte, sich ein Bild von ihr zu machen. »Beatrix ist nicht mit üblichen Maßstäben zu messen. Sie ist zwar fromm und anmutig, aber auch klug und hellwach. Sie spricht wenig, aber was sie sagt, hat Hand und Fuß. Früher oder später wird Barbarossa ihren Rat achten.«
»Dieses Kind? Du bist nicht bei Trost, Mann. Bisher teilt er nicht einmal das Lager mit ihr, sagt man«, lachte Kuno.
»Barbarossa versteht nur mehr von Frauen als du, Vohburg. Er übt sich in kluger Zurückhaltung. Da sie bisher das Leben einer Nonne geführt hat, lässt er ihr Zeit. Für deine Base Adela hat er nie solches Zartgefühl aufgebracht. Und hast du ihn mit ihr zusammen je lächeln sehen?«
»Er lächelt?« Berthold schüttete sich den nächsten Becher Wein durch die Kehle. »Sein Lächeln jagt einem eher Angst ein. Ein Raubtierlächeln ist das.«
»Beatrix schenkt er ein anderes«, widersprach Wolf.
»Es schmeichelt ihm, dass sie ihn so offensichtlich bewundert. Ihr wisst, wie viel ihm Körpergröße und Kraft gelten. Im Grunde beneidet er Männer wie Heinrich den Löwen oder unseren Rupert von Urach hier, um ihre hochgewachsene Gestalt und die breiten Schultern. Neben seiner zierlichen Königin hat er das erhebende Gefühl, ein Riese zu sein.«
»Sie tut ihm also schön. Na und? Wir alle wissen, wie wenig die Weiber ihm gelten. Er benützt sie und verlässt sie. Einfluss wird auch Beatrix nicht auf ihn bekommen.«
Rupert sah Berthold an, dass er eher zu Kunos Ansicht neigte. Auch ihm kam nicht in den Sinn, sich groß Gedanken zu machen um Barbarossas Ehefrau. Wolf versuchte dennoch ihn zu überzeugen.
»Ich sehe das anders. Beatrix ist die Tochter des Rainald von Burgund und der Agathe von Lothringen. Sie hat eine sorgfältige Erziehung genossen. In ihrer Familie sind Frauen, die sich in die Politik mischen, die Regel. Sie wird in jedem Fall die Interessen Burgunds wahren wollen, sobald sie die Gelegenheit erhält, Einfluss zu nehmen. Wir haben versäumt, eine Edeldame aus Zähringen in ihren Hofstaat einzuschleusen. Wir müssen das unverzüglich nachholen.«
»Meine Schwester Clementia kann uns dabei helfen«, warf Berthold ein.
Clementia von Zähringen war die Gemahlin Heinrichs des Löwen. Das Mädchen, das Rupert und Berthold auf Burg Zähringen Kinderstreiche gespielt hatte, war jetzt die Herzogin von Sachsen und somit sicher keine Freundin des Kaisers. Sie warf ihm unter Garantie sowohl die Entmachtung des Bruders wie die Verzögerungstaktik vor, mit der er ihrem Gemahl die Macht in Bayern vorenthielt.
»Was soll eine solche Spionin schon in Erfahrung bringen?« Kuno tat Wolfs Vorschlag verächtlich ab. »Dass die gehorsame Klosterschwester Barbarossa irgendwann langweilt? Das vorherzusagen ist nicht schwer. Er wird sich in Kürze anderweitig amüsieren. Weiber, die sich dem Kaiser anbiedern, gibt es bei Hof zuhauf.«
»Wir müssen jemanden finden, der uns auf dem Laufenden hält, unserer Sache dient«, beharrte Wolf eisern auf seiner Meinung. »Eine Frau mit den hervorragendsten Eigenschaften, die neben Beatrix bestehen kann. Zwischen Barbarossa und Beatrix lässt sich vorerst sicher kein Keil treiben, obwohl das durchaus in unserem Sinn sein könnte.«
Während er die Debatte verfolgte, setzte sich in Rupert eine Idee fest. Die Ägypterin mit der Schellentrommel fiel ihm ein. Fliegende Haare, in dem erstaunlichsten Rotgold. Augen, gleich dem Eiswasser eines Flusses im Frühling. Dazu der Blick, so leuchtend und tiefgründig wie der Dolch der Sarazenen. Ein Körper, der sich geschmeidig im Rhythmus der Musik bewegte. Mit einem unbewussten Schnalzen erregte er Bertholds Aufmerksamkeit.
»He, was geht denn in dir vor?«
»Der Hof ist nicht die Welt, sage ich euch«, antwortete Rupert ohne Zögern. »Wenn wir einem Mann, der für Vernunft und Nüchternheit bekannt ist, eine Laus in den Pelz setzen wollen, müssen wir mehr bieten, als die Intelligenz und den Scharfsinn einer Hofdame.«
»Und das wäre?« Interessiert beugte Kuno sich vor
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