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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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und provozierte Rupert mit einem spöttischen Grinsen. »Du siehst uns aufs höchste gespannt.«
    Ein Blick in die übrigen Gesichter zeigte Rupert, dass der Spott ganz unangebracht war.
    Obwohl es ihm plötzlich ein wenig widerstrebte, offenzulegen, was ihm durch den Kopf geschossen war, gab er es preis.
    »Fremdartigkeit wäre ein Mehr. Rätselhaftigkeit und Sinnlichkeit, wie sie ehrbare Frauen um des guten Rufes willen nicht zeigen dürfen, könnten ihn reizen. Ein Mädchen aus dem fahrenden Volk, das auf der Festwiese seine Tänze aufführt, müssen wir einschleusen. Solche Mädchen schlagen jeden in ihren Bann, den Bogenschützen wie den Ritter.«
    »Stimmt«, nickte Kuno und sein Grinsen wurde schmierig. »Eine unter ihnen, rothaarig und verführerisch, ist mir da aufgefallen. Bei der würde ich gerne nachsehen, ob ihre Haut überall so perlengleich und glatt ist, wie die ihrer Wangen.«
    Rupert knirschte mit den Zähnen. Kunos wollüstiger Gesichtsausdruck war ekelerregend. Dass er sich an die Tänzerin heranmachen wollte, weckte solchen Abscheu in ihm, dass er an sich halten musste, ihm nicht eine übers Maul zu geben. Kunos Ruf war, was Frauen betraf, noch übler als die allgemeine Einschätzung seines Charakters. Am liebsten hätte er seinen Vorschlag vergessen gemacht.
    Zu spät. Berthold hatte Feuer gefangen.
    »Eine Ägypterin. Rothaarig und sinnlich. Keine schlechte Sache. Auf dem Kreuzzug hat Barbarossa durchaus Gefallen an den heidnischen Hexen gezeigt. Sie könnte uns vielfältige Dienste leisten, indem sie ihm den Kopf verdreht und der Königin Anlass zur Eifersucht gibt.«
    »Bist du von allen guten Geistern verlassen?« Wolf missfiel der Plan gänzlich. »Was soll der Kaiser mit einer Ägypterin? Sie sind Hexen – allesamt. Sie können nur die Brüste zur Schau stellen und einem Mann die Münzen aus der Tasche locken, bevor er die Hosenschnüre aufbinden kann. So eine ist als Spionin völlig ungeeignet.«
    »Schafft das Weib her, damit ich mir selbst eine Meinung bilden kann«, machte Berthold allen Diskussionen ein Ende. »Wir können es uns nicht leisten, Zeit zu versäumen. Das fahrende Volk ist nicht beliebt, wir laufen keine Gefahr, Ärger heraufzubeschwören, wenn wir uns eines seiner Weiber schnappen. Das passt doch. Vielleicht tritt das Frauenzimmer für ein Versprechen von Flitterkram und Kupfermünzen sogar freiwillig in unsere Dienste.«
    Die nicht, schoss es Rupert durch den Kopf. Der Wein war ihm plötzlich sauer. Warum hatte er die schöne Fremde überhaupt erwähnt? Weil sie ihn seit Tagen im Traum verfolgte?
    »Nimm dir in aller Frühe ein paar Berittene und bring mir die Ägypterin«, befahl ihm Berthold. »Ich meinerseits will morgen bei Clementia vorsprechen und sie für unsere Sache gewinnen. Je mehr Eisen wir im Feuer haben, desto besser sind unsere Erfolgsaussichten.«
    Von Kindesbeinen an zum Gefolgsmann der Zähringer erzogen, steckte Rupert der Gehorsam im Blut, auch wenn Herz und Verstand sich dagegen aufbäumten. Die Uracher dienten dem Hause Zähringen, was immer es forderte.
     
    Niedergedrücktes Gras, schwarze Feuerstellen, abgeschnittene Weidenbüsche und ein vergessenes Bündel Ruten, das in einer seichten Bucht wasserte, waren alles, was Rupert von den Ägyptern noch vorfand. Die Korbflechter hatten sich vor dem Aufbruch ausreichend mit Material versorgt, damit sie auf dem nächsten Markt ihre Waren anbieten konnten.
    Rupert konnte ein Aufatmen nicht unterdrücken.
    Wohin sie sich wohl gewandt hatten? Es gab niemanden, den er befragen konnte. Die reisenden Stämme liebten es, unter sich zu bleiben, und hatten von ihren Plänen keinem erzählt. Er murmelte einen Fluch und wandte sein Pferd in Richtung Stadt.
    Berthold würde toben.
    Wenn schon. In diesen Zeiten tobte er fast täglich.

Zweites Kapitel Schwüre
    Aliza
Burg Donaustauf, 31. August 1156
    I m Laufe der Nacht hatte es zu regnen aufgehört, aber Gräser und Blätter troffen am Morgen vor Feuchtigkeit. Alizas Kittel schlug ihr nach wenigen Schritten nass um die Knöchel. Morast quoll kalt und widerlich zwischen die Zehen. Das Donauufer war ein einziger Schlammpfuhl. Fröstelnd zog sie den Schal enger um die Schultern und vergewisserte sich, dass ihr Kopftuch fest saß. Seit den Ereignissen in Würzburg achtete sie mehr denn je darauf, das Haar zu verbergen.
    Eine aufgestörte Ente stieg zeternd vor ihr aus dem Schilf auf und brachte sich so eilig über den Fluss hinweg in Sicherheit, dass es gar keinen

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