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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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Handrücken strich sich Rupert die Nässe von der Stirn.
    »Uns kommt der Rummel zupass«, meinte Berthold. »Er gibt uns die Möglichkeit, die Ägypterinnen verführerisch zum Einsatz zu bringen. Wäre doch gelacht, wenn er nicht auf sie anspringen würde. In den überschaubaren Welten einer Kaiserpfalz oder Burg wäre das schwieriger. Wo stecken die Frauenzimmer eigentlich?«
    »Clementias Drachen Hildburg hütet sie«, antwortete Rupert. Seine vage Hoffnung, Berthold würde so kurz vor dem Aufbruch zu den Barbinger Wiesen seinen Spionageplan doch noch aufgeben, schien sich nicht zu erfüllen.
    »Gut. Ich hab befohlen, ihnen etwas mehr Anstand und Dienstwilligkeit beizubringen. Besonders die Rothaarige scheint Männern gegenüber viel zu kratzbürstig zu sein. Barbarossa ist nicht der Mann, der Spaß an einer Vergewaltigung hat.«
    »Dann setzen wir eben auf die Schwarzhaarige«, schlug Rupert vor.
    »Clementia hat mir erzählt, dass Barbarossa auf die Rothaarige bereits aufmerksam geworden ist. Er hat sich nach ihr erkundigt. Du scheinst mit deiner Wahl seinen Weibergeschmack gut getroffen zu haben.«
    Was seid ihr nur für Menschen?,
hatte Aliza gefragt. Ja – was waren sie für Menschen, fragte sich auch Rupert seitdem immer wieder.
    »Wie willst du aus einer Amazone eine Salome machen?« Er rang darum, nicht preiszugeben, wie es in ihm kochte.
    »Richtig unter Druck gesetzt, wird auch diese Teufelin alles tun, was man ihr befiehlt. Man kann den Fahrenden vieles nachsagen, bekannt sind ihr Familiensinn und ihr Zusammenhalt. Keiner lässt den anderen im Stich. Du hast selbst erlebt, dass sie gegen jede Vernunft handeln, wenn einer von den Ihren in Gefahr gerät. Das müssen wir nützen.«
    »Aber wie willst du ihnen drohen? Du kannst die Ägypter in Donaustauf weder am Weiterziehen hindern noch sie unter Bewachung mit ins kaiserliche Lager nehmen. Es würde viel zu viele Fragen heraufbeschwören. Auch wird der Bischof dir zuliebe das Recht nicht mit Füßen treten und zwei Frauen festsetzen, die nicht mehr getan haben, als vor dem Feuer zu tanzen.«
    »Solange die beiden keinen Fürsprecher finden, können wir uns in Sicherheit wiegen.« Berthold schnaubte verächtlich durch die Nase. »Zunächst müssen sie sich vor allem der Kammerfrau fügen.«
    »Weder die Schwarzhaarige noch die Rote sehen so aus, als wäre ihr Wille leicht zu brechen. Du willst doch hoffentlich keine Gewalt anwenden?«
    »Das ist nicht nötig. Ihre Stammesgenossen haben uns in die Hände gespielt. Die Wachen haben zwei junge Männer aufgegriffen, die nachts durch den Abflussgraben in die Burg eindringen wollten.«
    »Sie wollten die Mädchen befreien?« Im Geheimen bewunderte Rupert die Tollkühnheit der Ägypter.
    »Unter der Folter haben sie es schließlich gestanden«, nickte Berthold.
    Rupert schluckte. »War es wirklich nötig, sie auch noch zu foltern?«
    »Hätte der Burgvogt ihnen einen Willkommenstrunk servieren sollen? Er ist für die Sicherheit des Kaisers und des Hofes verantwortlich. Die beiden hätten auch Meuchelmörder sein können.«
    Rupert war empört.
    »Du hast mir nichts davon gesagt, weil du gewusst hast, dass ich mich gegen eine solche Ungerechtigkeit auflehnen würde.«
    »Es geht hier nicht um Gerechtigkeit, sondern um Zähringen, mein Lieber. Aber wenn du willst, kannst du mich gerne jetzt begleiten. Ich habe angeordnet, dass die Gefolterten den Ägypterinnen vorgeführt werden. Das wird ihnen den Ernst der Lage zu Bewusstsein bringen. Gleichzeitig wird es mir ein Vergnügen sein, der Rothaarigen den Hochmut auszutreiben. Keine Frau spuckt einem Zähringer ins Gesicht, ohne dafür bestraft zu werden.«
    »Ist deshalb solche Roheit vonnöten?«, fragte Rupert heiser. »Die beiden mussten schon den Tod des Vaters miterleben. Willst du sie um den Verstand bringen? In solchem Zustand ist eine Frau auch nicht fähig, einen Mann zu verführen. Gib die Sache auf.«
    »Hast du den Verstand verloren? Sie sind nichts als Abkömmlinge von Strauchdieben und Landstreichern. Sie besitzen kein Zartgefühl, nur deren Zähigkeit, und wie du selbst gesagt hast, ist ihr Wille nicht leicht zu brechen.«
    Jedes Wort, das er sagte, wandte sich am Ende gegen ihn selbst. Rupert riss ärgerlich an den Schlingen seines Kettenhemdes. Seit wann fand Berthold Gefallen an solchen Grausamkeiten? Welche Abgründe hatte Aliza in ihm aufgetan? Hinter seinem Rücken warfen ihm die Zähringer eher mangelnde Härte und fehlende Konsequenz vor. Es

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