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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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nachdachte, desto mehr schien ihr, dass Verbitterung daraus sprach. Woher kam sie? Betrog ihr Mann sie? War er den Verlockungen der käuflichen Liebe erlegen?
    Anlässlich ihrer Hochzeitsfeier in Würzburg war sie Heinrich dem Löwen, Clementias Mann, das erste Mal begegnet. Sie entsann sich gut ihres ersten Gedankens beim Anblick des schwarzhaarigen, bärtigen Hünen:
Dem Himmel sei Dank, dass ich mit Friedrich verheiratet wurde und nicht mit ihm!
    Ihrer Meinung nach hatte Heinrich von allem zu viel. Zu viel Männlichkeit, zu viel Machthunger, Ehrgeiz, Eigenliebe, sogar seine Stimme war zu laut. Ganz zu schweigen von der Intensität seines Blickes, der ihr die Hitze ins Gesicht getrieben hatte.
    Wo Clementia beherrscht, kühl und sachlich wirkte, verströmte ihr Mann Leidenschaft, Feuer und Entschlossenheit. Suchte er Zerstreuung bei Dirnen, weil seine Gemahlin
zu
beherrscht, kühl und sachlich war?
    Wohin verirren sich meine Gedanken? Die Mutter Äbtissin wäre entsetzt. Was geht mich die Ehe des Sachsenherzogs an?
    Das Gespräch zwischen Friedrich an ihrer Seite und dem Bischof wurde lauter, so dass auch Beatrix ihm jetzt ihre Aufmerksamkeit schenkte.
    »Ein Lager im Osten der Stadt? Auf den Barbinger Wiesen? Wofür soll das gut sein? In der Stadt ist alles für Eure Ankunft bereit.«
    »Es ist wichtig, dass wir uns alle auf Augenhöhe begegnen. Der Babenberger Jasomirgott, Heinrich und ich«, beschied der Kaiser dem Bischof knapp. »Ich mache alle Besucher des Hoftages zu Zeugen. Ich habe bereits Befehl gegeben, das Lager zu errichten.«
    »Nun, Euer Argument hat etwas für sich. Ihr seid ein Fuchs. Damit rechnet der Babenberger nicht.«
    Friedrich hatte ihren Vorschlag akzeptiert? Erfreut suchte sie seinen Blick, aber der lag auf Bischof Gebhard.
    »Wir danken Euch für Eure Gastfreundschaft in Donaustauf, Eminenz.« Friedrich hob seinen Weinpokal. »Trinken wir auf den Erfolg des bevorstehenden Hoftages.«
    »Auf den Kaiser«, antwortete Bischof Gebhard beflissen.
    »Auf den Kaiser«, wiederholte der Saal unter Jubelrufen.

Viertes Kapitel Frauenrat
    Rupert von Urach
Burg Donaustauf, 6. September 1156
    S chweiß lief Rupert in die Augen. Die Wunde an seinem Bein brannte, obwohl es sich lediglich um einen oberflächlichen Kratzer handelte. Sein Arm vibrierte unter der Wucht der Schläge nach, als er das Schwert erleichtert in die Scheide stieß.
    »Du bist aus der Übung«, kommentierte Berthold seine Niederlage trocken. »Du kannst von Glück sagen, dass kein Feldzug ansteht.«
    Die Zuschauer, die den Schwertkampf verfolgt hatten, den beide Männer in einem ruhigen Winkel zwischen Pferdeställen und Vorratsschuppen ausgetragen hatten, zerstreuten sich. Ihre Debatten über die Raffinesse dieser oder jener Finte brachten Rupert ihre Anwesenheit viel zu spät zu Bewusstsein. Er knirschte mit den Zähnen. Eine öffentliche Niederlage schadete dem Ruf eines Ritters, sogar wenn er gegen seinen Lehnsherrn verlor, der älter und auch kampferfahrener war, weil er an der Kreuzfahrt des Kaisers teilgenommen hatte.
    »Du schlägst zu, als hättest du es mit den Seldschuken-Kämpfern des Sultans von Konya zu tun, die dir den Weg nach Jerusalem verstellen«, brummte er widerwillig anerkennend. »Aber war es nötig, meine Beinkleider zu ruinieren?«
    »Ein Schwertkampf verlangt Ernsthaftigkeit und Konzentration«, beschied Berthold. »Wenn du tändeln willst, nimm Holzwaffen und miss dich mit den anderen auf dem Übungsboden. Komm schon, zieh nicht so ein Gesicht. Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Der Kampf kann es nicht gewesen sein. Du hast mich noch nie besiegt, obwohl du es immer wieder versuchst.«
    Natürlich hatte Berthold bemerkt, dass Rupert seit Tagen ruhelos und zerstreut war. Sie kannten sich zu gut.
    »Immerhin hattest du mehr Mühe als sonst, meine Hiebe zu parieren.« Rupert gestattete sich einen Hauch von Schadenfreude. »Du wirst doch nicht etwa alt werden?«
    Auch an Bertholds Schläfen perlte der Schweiß, als er den Helm abnahm.
    »Hüte deine Zunge, Bürschchen«, drohte er gespielt grimmig. »Ich empfehle dir Übungsstunden bei unserem Waffenmeister. Du magst ein paar Glückstreffer gelandet haben, aber mehr auch nicht. Auf den Barbinger Wiesen hast du genug Zeit. Es sieht so aus, als stünden uns Tage dort bevor. Barbarossa legt Wert darauf, alle mit seinem Auftritt zu beeindrucken.«
    »Er will seinen Widersachern mit Banketten und einem riesigen Festtrubel imponieren.« Mit dem

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