Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
Vom Netzwerk:
aufgeschlagen. Aber es kommt natürlich nicht in Frage, dass ich ihn dort aufsuche, was er wohl gerne sähe. Ich denke nicht daran, vor aller Welt nach seiner Pfeife zu tanzen.«
    »Warum so hart?«
    »Ich bin der Kaiser. Meine Untertanen kommen zu mir, nicht ich zu ihnen.« Friedrich schnaubte unwillig.
    »Das Ergebnis der Verhandlungen zählt. Nicht die Art, wie es zustande kam.«
    Friedrich sah zwar freundlich, aber doch eine Spur hochmütig auf sie herab.
    »Bist du sicher, dass du verstehst, worum es geht?«
    »Ich denke schon. Jasomirgott stellt eine Forderung, von der er weiß, dass sie für dich unannehmbar ist.«
    Beatrix kräuselte die Nase, und Friedrich ließ sich davon bezaubern.
    »Das ist üblich in der Politik«, sagte er.
    »Verzeih, aber mir kommt es wie Zeitverschwendung vor«, antwortete sie ruhig. »Jasomirgott hat dir doch schon Anfang Juni zugesagt, unter bestimmten Bedingungen auf das Herzogtum Bayern zu verzichten. Beim Hoftag in Regensburg geht es also nur darum, zu verkünden, was schon beschlossen ist. Jeder der Beteiligten legt natürlich Wert darauf, den Eindruck zu vermitteln, er habe auf ganzer Linie gesiegt. Den vermittelst du am besten im Rahmen prächtiger Zeremonien, die Jasomirgott besänftigen, Heinrich dem Löwen schmeicheln und dir Frieden bringen. Die Barbinger Wiesen bieten dafür eine bessere Bühne als die engen Regensburger Straßen. Warum nimmst du nicht so allen den Wind aus den Segeln? Jeder wird denken, es sei dir gelungen, die Dinge ganz in deinem Sinne geregelt zu haben.«
    »Das Unerwartete tun und alle verblüffen?«
    Beatrix nickte.
    »Warum trägt der Babenberger eigentlich diesen seltsamen Namen?«, fragte sie. »Hat er eine besondere Bedeutung? Man hat mir gesagt, er beziehe sich auf das
Ja, so wahr mir Gott helfe
eines Schwures. Da ich deine Sprache nicht von Geburt an spreche, kann ich es mir nicht erklären.«
    »Er trägt den Namen, seit wir vor neun Jahren gemeinsam am Kreuzzug teilgenommen haben. Mit einem Schwur hat er nichts zu tun, sondern mit einem arabischen Wort, das von christlicher Zunge verdreht wurde.«
    Beatrix wartete umsonst darauf, dass Friedrich weitersprach. Er war stehen geblieben und blickte über den Burghof zum Palas zurück. Auf einem seitlichen Söller zeichnete sich die Silhouette einer Frau gegen den Himmel ab. Die Hand locker auf die Balustrade gelegt, blickte Aliza dort in den Himmel und verfolgte den Flug eines Reihers, der soeben aus den Flussauen aufgestiegen sein musste.
    Wer war sie? Zum Hofstaat gehörte die Unbekannte nicht, so viel sah Beatrix. Ihr Personengedächtnis war unfehlbar, und das Haar machte Aliza unverwechselbar. Auf dem dunklen Tuch des Gewandes leuchtete es in der untergehenden Sonne. Jugend und Stolz sprachen aus Haltung und Gestalt.
    »Wer ist das?«, fragte Friedrich so laut, dass er auch vom Hofstaat gehört wurde.
    Beatrix sah Clementia kaum merklich zusammenzucken. Kein Zweifel, sie wusste, wer die Fremde war. Warum antwortete niemand und auch sie nicht?
    »Wäre sie mir vorgestellt worden, ich wüsste es«, ergriff Beatrix schließlich das Wort. »Sie ist jemand, den man im Gedächtnis behält. Ob sie vielleicht zum Haushalt des Bischofs gehört?«
    Weil sie Clementia im Auge behalten hatte, bemerkte sie, dass die Herzogin nervös am Ende der Goldkordel zupfte, die ihr Gewand um die Hüften raffte.
    »Vielleicht solltet Ihr unseren Gastgeber fragen«, wandte sich Clementia dann an Friedrich.
    Über ihren Kopf hinweg war dieses Ansinnen an Friedrich unschicklich. Ebenso neugierig wie leicht verärgert hakte Beatrix nach.
    »Ich denke, ich werde mich erkundigen«, korrigierte sie Clementia, was Friedrich aus Gründen, die sie nicht nachvollziehen konnte, unvermittelt zum Lachen brachte. Um Clementias Lippen schien ein Lächeln zu geistern.
    Friedrich berührte die Wange seiner Frau mit dem Rücken des Zeigefingers und schüttelte nachsichtig den Kopf.
    »Das lass besser bleiben«, murmelte er nur für sie verständlich und setzte seinen Weg mit ihr fort.
    Beatrix senkte den Kopf, um ihre Gefühle zu verbergen. Der kurze Wortwechsel machte sie nachdenklich. Mit feinem Gespür erfasste sie, dass Friedrich sich über sie amüsierte wie über ein Kind. Ohne einen Grund dafür nennen zu können, schob sie Clementia dafür die Schuld zu.
     
    »Ihr kennt die Frau, die uns heute Nachmittag aufgefallen ist«, sagte sie ihr auf den Kopf zu, sobald sich die Gelegenheit ergab, Clementia unter vier Augen zu

Weitere Kostenlose Bücher