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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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– gleichfalls vor acht Jahren – Besitzungen mit über fünfhundert Hufen Land und einhundert Ministerialen umfasst. So stand ihr Mann seitdem auf zwei Standbeinen, auf einem davon im Südwesten, nahe dem Gebiet der Zähringer, und unangenehm dicht am Land der Staufer. Gemeinsame Interessen fanden sich unter solchen Umständen leicht.
    Bedachte Friedrich, dass da Gefahr lauern könnte? Oder hatte wenigstens sein kluger Kanzler Rainald von Dassel ein Auge dort? Beatrix hielt ihn für einen der wirklich klugen Männer bei Hofe.
    Seit Mai dieses Jahres hatte der Erzkanzler des Kaisers das Amt des höchsten kaiserlichen Regierungsbeamten inne. Er war den hohen Prälaten vorgesetzt, die die Geschicke der wichtigsten Königreiche für den Kaiser lenkten. Der Erzbischof von Mainz tat es für die deutschen Lande, der Erzbischof von Köln für Italien und der Erzbischof von Besançon für Burgund. Rainald stand allen drei Kanzleien vor. Er war es auch, der den geplanten Italien-Feldzug für Friedrich vorbereitete.
    Krieg. Beatrix mochte gar nicht daran denken. Sie konnte die Erregung nicht nachvollziehen, mit der Friedrich und seine Ritter diesen Feldzug herbeisehnten. Sahen sie nicht, dass erfolgreiche Herrschaft in erster Linie Frieden verlangte? Die Bauern brauchten ihn, um ihre Felder zu bestellen, die Kaufleute, um zu handeln. Und nur wenn Frieden herrschte, wurde gebaut, wurden Straßen angelegt und Kunstwerke geschaffen.
    Sie musste mit ihm darüber reden.
    Und über noch etwas musste sie alsbald mit einer anderen Person reden.
    Der Ring mit dem blauen Saphir an ihrer rechten Hand machte ihr Mut.
Blau wie das Leuchten deiner Augen,
hatte Friedrich an diesem Morgen gesagt und ihr den Reif liebevoll über den Finger gestreift. Clementias Einmischung in ihr Eheleben musste ein Ende gesetzt werden, beschloss sie.
    Die Gelegenheit ergab sich nach dem Empfang, als Friedrich das strenge Zeremoniell lockerte und sich unter die Menge mischte, um mit Freunden und Waffengefährten zu sprechen. Beatrix hielt währenddessen Hof. Zum ersten Mal seit ihrer Heirat bewusst und im Bemühen, Beziehungen aufzuspüren, Intrigenspielen auf die Spur zu kommen.
    Dieser Hoftag in Regensburg war von weit größerer politischer Bedeutung als jener anlässlich ihrer Heirat in Würzburg. Inzwischen kannte sie Namen, konnte ihnen Gesichter zuordnen und wusste um die verwandtschaftlichen Bindungen. Der Kaiser konnte kaum etwas allein entscheiden. In Fragen, die das ganze Land betrafen, war er auf die Lehnsträger angewiesen.
    Dass Clementia eine heimliche Vorauswahl im Umgang für sie traf, wurde ihr immer deutlicher. Damen, deren Familien den Zähringern kritisch gegenüberstanden, die aufrecht staufisch gesinnt waren oder gar offen gegen Heinrich den Löwen Partei nahmen, ließ sie nicht zu ihr vordringen. Die, die sie vorließ, waren durchwegs langweilige Gesprächspartnerinnen, die sie politisch isolierten. Dem musste ein Riegel vorgeschoben werden.
    Sie winkte die Herzogin zu sich.
    »Ich werde mich zurückziehen. Seid so freundlich und kümmert Euch darum, dass die Edeldamen, die nicht zu meinem Gefolge gehören, zu ihren Quartieren begleitet werden. Wie ich sehe, kennt Ihr sie alle besser als ich, so dass Ihr bestimmt wisst, wer Hilfe benötigt. Von meiner Begleitung seid Ihr dafür freigestellt.«
    »Aber die Damen aus Bayern …«, begann Clementia und brach sofort wieder ab. Die Königin auf solche Weise zu unterbrechen, war völlig unziemlich, wie ihr wohl plötzlich bewusst wurde.
    Ihr Fehler bestärkte Beatrix.
    Sie bedachte Clementia mit einem Blick, der keine Emotionen erkennen ließ. Sie hatte ihn der Äbtissin von Dôle abgeschaut. Er täuschte Teilnahmslosigkeit vor und nahm jeder Widersetzlichkeit den Wind aus den Segeln.
    »Ich bin sicher, Ihr werdet Euch der Frauen aus Bayern auf das vortrefflichste annehmen. Ihr seht mir bestimmt nach, dass ich nach den langen Zeremonien der Ruhe bedarf. Heute Abend werde ich dann an der Seite des Kaisers am Festmahl des Bischofs teilnehmen, bis dahin gönnt mir Muße.«
    Für einen kurzen Augenblick verrieten Clementias Züge ihre Gefühle, doch dann hatte sie sich wieder in der Hand. Sie wollte es auf eine Konfrontation nicht ankommen lassen.
    »Wie Majestät befehlen.«
    »Und noch etwas: Falls der Kaiser sich bei Euch nach meinem Befinden oder nach meinen Wünschen erkundigt, Herzogin, so liegt mir daran, davon zu erfahren. Es gibt keinen Grund zur Sorge um mich. Meine Gesundheit ist

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