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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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wiederhergestellt. Ihr könnt es also mir überlassen, ob ich den Kaiser in meinen Räumen empfange oder nicht.«
    Clementia erblasste unmerklich.
    »Verzeiht meine Übereifrigkeit, Majestät. Schreibt es bitte meiner Sorge um Euer Wohlergehen zu.«
    Beatrix gebot ihr mit einer Handbewegung Schweigen. »Eure Fürsorge, Herzogin, will ich Euch nicht vorwerfen. Belassen wir es dabei. Für heute bedarf ich Eurer Dienste nicht mehr. Ihr dürft Euch entfernen.«
    Da sie beobachtet wurden, bewahrte Clementia Haltung. Sie entfernte sich würdevoll, zeigte nicht ihr Gefühl, dass ihr Unrecht zugefügt worden war.
    Das Schauspiel brachte Beatrix gänzlich gegen Clementia auf. Sie verabscheute solche Konfrontationen von Herzen. Es machte sie geradezu krank, sich auf diese Weise durchsetzen zu müssen. Konnte sie nicht erwarten, von einer solchen Fürstin angemessen behandelt zu werden?
    Bis zum Abend hatte Beatrix ihr Gleichgewicht nicht völlig zurückgefunden. Sie hatte noch einmal gegrübelt, ob sie möglicherweise zu weit gegangen war, sich gefragt, ob Clementia bei ihrem Mann Klage führen würde, der dann wiederum bei Friedrich und Friedrich schließlich bei ihr …
    Hör auf damit!,
hatte sie sich am Ende energisch selbst befehlen müssen.
     
    »Du bist müde und erschöpft«, stellte Friedrich bei ihrem Anblick fest. »Ich muss Clementia beipflichten, du bist keineswegs völlig gesund. Du brauchst Ruhe, musst nicht unbedingt bei allen Verpflichtungen an meiner Seite sein.«
    Danke, Clementia. Dein Gift wirkt.
    Beatrix verengte die Augen, suchte an der großen Tafel die Herzogin. Sie saß zwischen ihrem Bruder Berthold und ihrem Mann. Beide unterhielten sich angeregt über ihren Kopf hinweg, als wäre sie nicht vorhanden. Es kränkte sie, dessen war Beatrix sich – mit einem Hauch von Schadenfreude – sicher.
    »Glaubst du, dass Heinrich der Löwe dir künftig wirklich loyal zur Seite steht?«, lenkte sie ab.
    Friedrich stutzte, akzeptierte aber ihren Themenwechsel mit einem Schmunzeln.
    »Sicher weißt du, dass die Häuser der Welfen und der Staufer sich in jahrelangem Kampf befehdet haben, obwohl sie miteinander verwandt sind. Erst Heinrich und mir ist es gelungen, den Zwist beizulegen. Die Krone für Staufen und die Rückerstattung von Bayern für meinen Vetter waren unser Tauschpfand. Heinrich wird sich wie ich bemühen, das Gleichgewicht zu halten.«
    »Aber die Allianz zwischen Sachsen und Zähringen, durch Familienbande gestärkt, könnte doch eine Gefahr darstellen. Findest du nicht?«
    »Gütiger Gott. Hast du etwa mit meinem Kanzler darüber gesprochen? Schickt er dich vor, damit ich seinen Warnungen mehr Aufmerksamkeit schenke?« Friedrich lachte und hob den Becher. »Frieden bedeutet nicht Schlaf, Beatrix. Keine Sorge, ich weiß genau, wen ich nicht aus den Augen lassen sollte. Vergessen wir die Politik für diesen Abend. Sie macht Kopfschmerzen – vor allem den Frauen.«
    Beatrix hätte ihn gerne an die Stunde erinnert, die sie gemeinsam mit dem Studium des
Privilegium Minus
so erfreulich verbracht hatten, doch Friedrich hatte sich bereits dem Regensburger Bischof zugewandt, der an seiner anderen Seite saß.
    Die Tischplatten bogen sich unter den Köstlichkeiten und der Wein floss in Strömen, während das Fest seinen Lauf nahm. Langsam bekam sie tatsächlich Kopfschmerzen.
    Dass sie am Ende dieses langen Tages mit Friedrich vielleicht unter vier Augen sein konnte, ließ sie das Hämmern hinter den Schläfen indes geduldig ertragen.
    Aliza
Kreuzhof bei Regensburg, 10. September 1156
    D ie Lagerfeuer erleuchteten die Nacht und ließen Schatten über die Wände laufen, wenn jemand am Zelt vorbeiging. Aliza beachtete es nicht, sie starrte grüblerisch zu Boden. Wie lange saß sie schon reglos so? Stunden? Sie spreizte die Finger und schloss sie wieder. Es gab nichts, woran sie sich festhalten konnte.
    Wo Sizma jetzt war? Seit Tagen fragte sie vergeblich nach ihr, aber Hildburg lehnte jede Auskunft ab.
    »Kümmere dich nicht um das flatterhafte Ding. Ohne sie bist du besser dran«, sagte sie immer wieder.
    Aber Leena erwartete sicher, dass sie sich um die Jüngere kümmerte. Leena. Mutter. Hatte Großmutter sie versorgen können? Wenn die Brandwunden sich nicht entzündeten, bestand Hoffnung.
    Mit Leenas Eingeständnis, dass sie nicht ihre leibliche Mutter sei, hatte die große Unsicherheit begonnen, und die Trennung von Sizma raubte ihr nun auch das letzte bisschen Gefühl von Geborgenheit. Sogar die

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