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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Gegenteil, ich würde sie sehr begrüßen.«
    Eine kleine Weile herrschte betretenes Schweigen.
    »Dann werde ich dich begleiten«, sagte Eadulf schließlich. »Wenn wir morgen früh schon bei Tagesanbruch nach Lios Mór aufbrechen wollen, muss ich mich jetzt darum kümmern, wo ich übernachte.«
    »Muirgen wird dir eine Schlafstatt in Alchús Kammer bereiten«, schlug Fidelma vor. »Er hat die ganze Woche nach seinem Vater gefragt und wird sich freuen, wenn er dich sieht. Bist du zu Fuß oder zu Pferd gekommen?«
    »Zu Pferd, so, wie es der König wünschte.«
    »Ist es ein gutes Pferd? Wir haben morgen einen langen Ritt vor uns, und unterwegs gilt es, etliche steile Berge zu überwinden, du kennst ja selbst die Strecke.«
    »Du weißt, wie es um mich und das Thema Pferd steht. Ich habe mir das Pferd bei einem Bauern ausgeliehen und ihm versprochen, es zurückzubringen.«
    Fidelma war eine ausgezeichnete Pferdekennerin. Sie hatte schon auf Pferden gesessen, ehe sie richtig laufen konnte, und Eadulf hatte keinerlei Bedenken, die Angelegenheit in ihren bewährten Händen zu lassen. Er selbst fühlte sich beim Reiten nie richtig wohl, wenngleich er in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht hatte, aber von Pferden verstand er immer noch recht wenig.
    »Geh du zu Alchú und sage Muirgen, sie soll dir ein Bett zurechtmachen. Ich schau derweil in die Ställe und sehe mir dein Pferd an. Wir haben genügend Pferde da, um es auszutauschen, wenn es nicht geeignet scheint.«
    Sie standen beide auf. Fidelma schritt zur Tür, öffnete sie und drehte sich mit einem flüchtigen Lächeln zu ihm um.
    »Ich bin froh, dass du mich begleitest«, sagte sie ehrlichen Herzens. Gemeinsam gingen sie hinaus.
    Zum ersten Mal seit Wochen war Eadulf glücklich. Er fühlte sich wohl. Es tat ihm gut, wieder in den vertrauten Räumlichkeiten zu sein, die sie so lange geteilt hatten. Es war, als wäre er heimgekehrt. Dumm, das zu glauben, gestand er sich ein. Cashel war nicht sein Zuhause. Aber das änderte nichts an seinem Empfinden. Er bedauerte den Streit, den er mit Fidelma gehabt hatte und der bei dem, was er hatte sagen wollen, unnötig heftig geraten war. Aber in der Hitze des Gefechts war dann nichts mehr zu retten gewesen. In den Jahren seines Zusammenseins mit Fidelma hatte er begriffen, dass sie nie das tat, was sie nicht tun wollte, nie etwas machte,was sie für falsch hielt. Es tat ihm leid, dass er versucht hatte, sie in eine andere Richtung zu drängen. Schon in dem Moment, da er Cashel verließ, bereute er seine Handlungsweise.
    Worum war es eigentlich gegangen?
    War es Stolz gewesen? Er hatte sich nie damit abfinden können, dass er nach Recht und Gesetz, wie es bei Fidelmas Leuten galt, nicht als völlig ebenbürtig angesehen war. Bei den Angelsachsen war er einst
gerefa
gewesen, ein Titel, den man in seinem Volk als Sohn eines Richters erbte. Hätten sie sich in seinem Land niedergelassen, hätte man Fidelma auch nicht als ebenbürtig anerkannt. Lange bevor er mit ihr eine engere Bindung eingegangen war, war er sich dessen bewusst gewesen. Insofern hatte er leichten Herzens die Entscheidung getroffen, sich in ihres Bruders Königreich niederzulassen. Doch der Stolz, ein gewisser Ärger nagten die ganze Zeit in ihm. Langsam hatte sich in ihm der Gedanke gefestigt, dass ein sich Zurückziehen in eine Glaubensgemeinschaft, wo alle gleich waren, ein möglicher Ausweg war.
    Natürlich wäre das keine wahre Lösung des Problems. Wer, wenn nicht er, hätte es besser wissen müssen. Fidelma war nicht der Mensch, den man an eine Gemeinschaft mit festen Regeln und Vorschriften binden konnte. Oft genug hatte er miterlebt, wie sie sich gegen Beschränkungen, wenn sie ihr zugemutet wurden, auflehnte. Und ausgerechnet ihr wollte er Fesseln anlegen? Das war töricht. Er konnte nur hoffen, dass es nicht zu spät zum Einlenken war.
    Trotzdem war ihm im Augenblick leichter ums Herz als in den zurückliegenden Wochen, und frohgemut wandte er sich der Tür zu, die in das Zimmer des kleinen Alchú führte. Er freute sich auf das Wiedersehen mit seinem Sohn – ihrer beider Sohn.

KAPITEL 3
    Das blassweiße Licht, das die Morgendämmerung ankündigte, erfasste gerade erst die zerklüfteten Kämme der Berge im Osten, als Fidelma und Eadulf den Innenhof von Cashel betraten. Die Stallburschen warteten bereits mit den für die Reise gesattelten Pferden. Zu ihrer Überraschung fanden Fidelma und Eadulf auch Gormán dort vor, ebenfalls mit

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