Der Blutkönig: Roman (German Edition)
aus. Sie fühlte sich geschmeichelt und unter Druck gesetzt, ausgeliefert und seltsam erfreut, alles zur selben Zeit, in einer berauschenden Mischung, die ihr neu war.
»Du bekommst Nachlass auf meine Preise.«
»Ich hoffe, es gibt ein ›Danach‹«, sagte sie mit einem Seufzer. »Je näher wir unserer Reise nach Margolan kommen, desto hoffnungsloser scheint diese ganze Sache zu werden. Ich habe nie erwartet, mich inmitten einer Revolution wiederzufinden, weißt du, Cam und ich haben nur nach einem Heilmittel für Donelans Krankheit gesucht.«
»Ich kenne das Gefühl. Tris und Ban und ich haben gerade Spuken gefeiert und um Mitternacht waren wir auf einmal vogelfrei. Das mag sich in Liedern romantisch anhören. Aber als wir den Wachen entflohen sind, war es das ganz und gar nicht.«
»Ich bin froh, dass es Cam gelungen ist, das Elixir von der Schwesternschaft mitzunehmen und damit Kiaras Vater zu helfen, sich von dem Fluch wieder etwas zu erholen. Aber König Donelan wird nicht geheilt sein, bis wir Arontala vernichtet haben. Er ist der Magier, der die Krankheit verursacht hat. Cam und ich sind bisher nur einmal getrennt gewesen. Ich vermisse ihn schrecklich.« Sie brachte ein Grinsen zustande. »Obwohl – wenn ich nicht dabei bin, nutzt er wahrscheinlich die Gelegenheit, den Damen ein wenig den Hof zu machen. Er sagte immer, er beabsichtige, die Tochter eines Tavernenwirts zu heiraten, damit er nie mehr auf gutes Essen und frisches Bier verzichten müsse!«
Carroway lachte leise. »Komisch, Harrtuck hat dieselbe Vorstellung von einem idealen Mädchen. Wenn wir jetzt noch einen Wirt finden, der zwei Töchter hat, dann wären sie fein raus!«
»Nun«, sagte Carina schließlich und stand von ihrem Stuhl auf. »Ich mache besser damit weiter, ein paar Elixiere zu mischen, die wir auf unserer Reise mitnehmen können. Es dauert nicht mehr lange, bis wir nach Margolan aufbrechen. Gabriel wird diese Tränke und Heilmittel vielleicht nicht brauchen, aber ich schlafe besser, wenn der Rest von uns sie griffbereit hat.«
Carroway kehrte zu seiner Laute zurück und klimperte schon bald wieder sanft darauf herum. Er sang vor sich hin und probierte neue Fingersätze aus. Carina widmete sich wieder ihren Tränken, aber immer wieder erwischte sie sich dabei, wie ihre Gedanken zurück nach Isencroft und zu Cam wanderten, bis die Mitternachtsstunde schlug und sie endlich ins Bett ging.
A N DIESEM A BEND brachte Tris Kiara nach ein paar zermürbenden Stunden in der Kriegskammer zurück in ihre Räume. Einige Zeit gingen sie schweigend nebeneinander her, sich an den Händen haltend und jeder zufrieden, in der Nähe des anderen zu sein. Die Gespräche des Tages hatten sie gedankenverloren zurückgelassen. Tris spürte förmlich, wie sich der Druck verstärkte, je mehr Wintertage vergingen und der Aufbruch nach Margolan näher rückte. Furcht, Aufregung, Grauen und Entschlossenheit vermengten sich zu einer großen Anspannung.
»Einen Skrivven für deine Gedanken«, neckte Kiara ihn liebevoll, als sie die Loggia entlanggingen. Sie nahmen einen Umweg zurück zu ihrem Quartier, zufrieden, ein paar Momente allein zu sein. Die Wächter, die ihre neuen ständigen Gefährten waren, blieben zurück und gestatteten ihnen damit ein wenig Privatsphäre.
»Um ehrlich zu sein, dachte ich gerade an meine Hunde«, gab er zu. »Zwei Wolfshunde und eine Bulldogge. Ich habe nicht gewagt, sie im Palast zu halten – Jared hatte so eine Art, Tiere verschwinden zu lassen. Vater gehörte ein Jagdschloss, oben in der Nähe von Soterius’ Zuhause. Kait und ich waren dort, so oft es Mutter erlaubte, um Jared und dem Hof zu entkommen. Dort habe ich die Hunde gehalten.
Du glaubst nicht, wie oft ich an die Hunde gedacht habe, seit wir Shekerishet verlassen haben. Vaters Gefolgsleute lebten dort in dem Landhaus und hielten es in Schuss, aber mit Jared auf dem Thron – wer weiß schon, was mit ihnen passiert ist. Kaits Falken waren in den Stallungen dort, die hat nicht einmal Jared angerührt. Sie schienen zu wissen, wie Jared war. Jedesmal, wenn sie ihn sahen, haben sie nach ihm gehackt und mit den Flügeln geschlagen. Ich würde gern wissen, ob sie überlebt haben. Es wäre so, als hätte ein Stück von Kait überlebt.« Seine Stimme wurde leiser und verklang, und Kiara drückte seine Hand.
»Das mit dem Landhaus klingt schön«, sagte sie. »Vielleicht können wir es als Zuflucht benutzen, nur du und ich, die Hunde – und Jae!«, fügte sie hinzu,
Weitere Kostenlose Bücher