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Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutkönig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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hier passiert ist, habe ich kein Problem damit, Jareds Truppen umzubringen.«
    »Ich auch nicht«, schwor Anyon und straffte sich. »Wir werden Rache nehmen.«
    »Zählt mich auch dazu«, sagte Coalan. Soterius wollte einwenden, dass sein Neffe, der erst fünfzehn Sommer alt war, zu jung für die Schlacht sei. Aber ein Blick in Coalans Augen, der Zorn und der Schmerz und der Verlust, den Soterius darin sah, erstickte seine Einwände im Keim.
    »Ihr seid uns willkommen«, antwortete Soterius. »Es wäre mir eine Ehre.«
    Als die anderen schon längst schliefen, war Soterius immer noch wach und starrte in das kleine Feuer. Er stand auf und ging zur Tür, in die Kälte der mondhellen Nacht hinaus. Nach einiger Zeit spürte er, dass Mikhail neben ihm stand, obwohl der Vayash Moru völlig lautlos aufgetaucht war.
    »Ban, es tut mir leid um deine Familie.«
    Soterius sah zum vollen Mond hinauf. »Ich dachte an Tris und an die Nacht, in der wir Shekerishet verlassen haben. Wie er in einen Nebel hineinzulaufen schien. Wir haben um unser Leben gefürchtet und dennoch, er schien nicht den gleichen Drang zur Flucht zu spüren wie wir anderen. Ich war so wütend auf ihn in dieser Nacht. Ich wollte, dass er Entscheidungen trifft und uns sagt, was zu tun ist. Ich wusste nicht, wie man mit seiner Trauer umgehen soll. Und ich war so stolz darauf, wie ruhig ich war, so unbewegt. So ein perfekter Soldat.«
    Soterius trat ein Stück Eis fort und sah auf den Schatten, den die Ruine seines Landhauses warf. »Ich fühle mich wie das Reh da – ausgeweidet und aufgehängt, um auszubluten. Ich denke, so fühlte Tris sich auch. Nur war ich zu sehr damit beschäftigt, Soldat zu spielen, um das zu verstehen. Und als wir Jonmarc getroffen haben, war ich so sicher, dass man ihm nicht vertrauen durfte und dass jeder, der sein Schwert verkauft, ein Wendehals sei.«
    Er sah auf zum Mond und stumme Tränen liefen seine Wangen hinunter. »Aber Jonmarc hat mich verstanden. Ich habe das nicht erkannt, aber ich weiß jetzt, was er durchgemacht hat und was er verloren hat. Ich bin so ein Idiot gewesen. Den Held zu spielen, während die Menschen, die ich liebe, deshalb gestorben sind. Danne hatte recht. Sie sind wegen mir gestorben. Und obwohl – o Göttin hilf mir! – ich nichts anderes hätte tun können, ist Vater in dem Glauben gestorben, ich sei ein Verräter. Ich wünschte, ich könnte das richtigstellen.«
    Das erste Mal seit sie sich kannten, sah Soterius den Schatten eines alten Schmerzes in den Augen des Vayash Moru. »Auch wenn du Tris in jener Nacht nicht gerettet hättest, hätte Jared seine Truppen hierher geschickt. Dein Vater war einer von Bricens engsten Freunden. Das gleiche hätte jeden getroffen, der nicht das Glück hatte, zu Jareds Plänen zu gehören und sich zu verstecken, bevor die Soldaten kamen. Ohne dein Opfer würde es jetzt keine Hoffnung darauf geben, Jared zu stürzen und Arontala zu besiegen.«
    »Das weiß ich«, sagte Soterius.
    »Vielleicht, wenn wir alles hinter uns haben, könnte Tris nach Huntwood kommen und dich Frieden mit den Deinen schließen lassen«, schlug Mikhail vor. »Er hat das für viele fremde Menschen getan – warum also nicht auch für dich?«
    Soterius schluckte hart und schüttelte den Kopf. »Natürlich hast du recht. Nur heute Nacht scheint das alles so fern zu sein.«
    Mikhail schenkte ihm ein trauriges Lächeln. »Eines der Dinge, die ich an der Sterblichkeit am meisten vermisse, ist die Fähigkeit, sich zu betrinken. Ich habe vieles gesehen, das ich gerne vergessen würde, selbst für eine kleine Weile. Aber vielleicht, mein Freund, kannst du etwas Trost im Wein finden und damit auch ein wenig Ruhe. Du hast nichts zu fürchten – ich werde wachen.«
    Soterius nickte, aber er hielt inne, bevor er wieder ins Küchenhaus ging. »Wird es besser mit der Zeit?«
    Er sah die Jahrhunderte in Mikhails Augen. »Alles wird mit der Zeit blasser«, antwortete der Vayash Moru. »Aber auch wenn vieles verblasst, sind da doch die Dinge, die selbst der Tod nicht auslöschen kann.«

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG
    W ARUM SO DÜSTER , Carroway?« Carina lenkte ihr Pferd durch den für die Jahreszeit viel zu kalten Regen.
    Der Barde warf ihr einen finsteren Blick zu. »Weil es beinahe dunkel ist und jede Nacht uns offenbar zu einem Übernachtungsplatz bringt, der furchtbarer ist als der in der Nacht davor.« Ihre Pferde platschten durch die mit Regenwasser gefüllten Spurrillen, als sie die matschige Straße

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