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Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutkönig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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Stadt nicht der Palast oder sein König, sondern die Lustbarkeiten zur Feier der Sonnenwende.
    In den Straßen war eine beachtliche Menge von Menschen unterwegs, die sich vor Schaustellern an den Bordsteinkanten drängten oder an Zuckerwerk von den Händlern erfreuten, die ihre Waren an den Hauptstraßen feilboten. Es war offensichtlich, dass dieses Jahr die Festgäste planten, so wenig Zeit in der Stadt mit ihren Wachen zu verbringen wie möglich. Sie kamen in hellen Scharen, doch spät am Tag erst und kurz vor Beginn der Festlichkeiten, und Carroway hätte wetten mögen, dass die Mengen sich schnell verlaufen würden, wenn diese erst einmal beendet waren. Es war ein starker Gegensatz zu den leeren Straßen ein paar Tage zuvor. Die Gerüche von gebratenem Fleisch und herzhaftem Bier wehten aus den Garküchen herüber und Pilger und Dörfler drängten sich gierig um die Buden. Die Menge war in Feststimmung, auch wenn die Wachen ständig am Rand des Marktplatzes herumlungerten. Ob die Wachen nun Ärger erwarteten oder einfach nur Präsenz zeigen wollten, wusste Carroway nicht, aber das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ ihn die nächtliche Aufgabe umso gespannter erwarten.
    Carroway und Carina arbeiteten sich durch die überfüllten Straßen, in die kleine Taverne, wo sie sich mit Macaria, Helki und Paiva treffen wollten. Carina hoffte, dass Carroways Gefährten noch einige Barden für ihre Aufgabe hatten auftreiben können. Sie entspannte sich ein wenig, als sie an einem unbekannten Barden vorbeikamen, dessen Lied sie erkannten. Es war eines der neuen Lieder, die Carroway und seine Freunde im Spatzennest geübt hatten, Lieder, die dazu gedacht waren, Uneinigkeit zu säen. Schnell sah Carina über ihre Schulter, aber die Wachen waren auf der anderen Seite des Platzes und schlichteten einen Streit zwischen zwei Betrunkenen. Bevor die Soldaten wiederkamen, war der Sänger in der Menge verschwunden.
    »Die kenne ich!«, wisperte Carroway Carina zu.
    »Die Wachen?«
    Carroway schüttelte den Kopf. »Die ›Betrunkenen‹. Es sind Spielleute. Ich wette zehn Skrivven, dass der Kampf dazu da war, die Wachen abzulenken.«
    Carina lächelte. »Klingt so, als würde das Ganze ohne uns anfangen.«
    Sie gingen um eine Ecke und fanden einen Geschichtenerzähler, den eine kleinere Menschenmenge umgab. Zwei Soldaten lungerten am Rand der Gruppe herum und warteten darauf, dass der Geschichtenerzähler etwas Falsches sagte. Aber bevor er den Höhepunkt seiner Geschichte erreicht hatte, stach aus dem Karren eines Kaufmanns am anderen Ende des Häuserblocks eine Stichflamme und Rauch in die Höhe. Die beiden Wachen sprangen sofort zu dieser Störung hin, wo eine gebückte alte Frau vor sich hin jammerte und die Hände rang. Offenbar sprach sie mit sich selbst. Die Wachen versuchten, das Feuer zu löschen, das immer größer zu werden schien, je mehr sich die alte Frau bemühte, zu helfen. Schließlich verscheuchten die Soldaten die Frau. In der Zwischenzeit hatte der Erzähler den Punkt erreicht, wo seine Geschichte in einen Bauernaufstand mündete und eine blutige Wendung den korrupten König der Gerechtigkeit überantwortete. Als die Wachen das Feuer endlich gelöscht hatten, war der Geschichtenerzähler verschwunden.
    »Sieh mal da«, sagte Carina und wies in die Menge hinein, wo sich eine kleine geduckte Gestalt um eine Ecke drückte und aus ihrem Blickfeld verschwand.
    »Was?«, fragte Carroway und spähte über die Menge. »Ich sehe nichts.«
    »Komm weiter«, sagte Carina und packte ihn am Handgelenk. Sie kämpften sich weiter durch die Menge, an einem Trio von Puppenspielern und ihrem zotigen Stück vorbei, um der verhüllten Gestalt zu folgen. Auf halber Strecke die Straße hinunter holten sie sie ein und Carinas Gesicht leuchtete in einem breiten Lächeln auf.
    »Du bist es«, rief sie und der Fremde sah auf.
    Die Kapuze fiel nach hinten und enthüllte Alyzza. Die alte Kräuterfrau verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen, das ihre schlechten Zähne zeigte und zog Carina in eine herzliche Umarmung.
    »Bei der Lady, ich wusste, ihr würdet kommen!«, rief Alyzza aus und begrüßte Carroway mit der gleichen Herzlichkeit. »Ich wusste, wenn ihr immer noch lebt, würdet ihr am Hagedornmond in Margolan sein.« Ihre Augen verengten sich. »Wird es heute geschehen?«
    Carina nickte und sah sich vorsichtig um. »Wir sind hier, um sicherzustellen, dass es in der Stadt genügend Aufruhr gibt, dass die Soldaten abgelenkt sind«,

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