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Der Blutmond

Der Blutmond

Titel: Der Blutmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Hudspeth
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zu 90 Zentimeter lange und fleischige, meist zweigeteilte Wurzel." Nun schien Ardric doch interessiert zu sein, denn er sah Talon mit hochgezogenen Augenbrauen erwartungsvoll an, um mehr zu erfahren.

"Je nach Art der Anwendung und der Dosierung wird dieses Nachtschattengewächs zum Beispiel als Aphrodisiakum verwendet, oder auch als Schmerzmittel. Selbstverständlich kann eine Überdosis auch tödlich sein."

"So so, also tödlich", wiederholte Ardric langsam und bekam einen seltsam verklärten Gesichtsausdruck, der Talon nicht behagte. Unauffällig versuchte er vom Thema abzulenken.

"Natürlich findet man hier noch allerhand andere Kräuter.

Luna scheint eine richtige Veranlagung für Pflanzen zu haben! Hinter vorgehaltener Hand wird sie sogar als Kräuterhexe bezeichnet", informierte er Ardric schmunzelnd.

"Von mir aus kann sie gerne aus Scheiße Gold machen, wenn sie das möchte!", meinte Ardric abfällig und beendete somit die Kräuterkunde. Mit dieser Bemerkung gab er unmissverständlich zu verstehen, dass er genug davon hatte. Talon bemerkte den Missmut, der in seiner Stimme lag.

"Wie kann ich dir helfen, mein Freund?

Du wolltest mit mir reden und hier bin ich." Ardric verweilte mit seinem Blick noch einige Momente bei dem sichtbaren Teil der Mandragora, bevor er sich ihm zuwandte.

"Es ist wegen Mimma.

Sie scheint mir zu entgleiten. Es ist gerade mal knapp über ein halbes Jahr her, als wir ihre Erschaffung feierten, und jetzt ist sie mir fremder denn jemals zuvor.
Selbst als Mensch war sie mir näher.

Ich weiß nicht mehr, was ich tun kann. Ich habe das Gefühl, als ihr Schöpfer und Mentor zu versagen!

Ich habe Angst, sie zu verlieren, Talon." Die letzten Worte brachte er nur flüsternd hervor, so sehr schämte er sich ihrer. Voller Mitgefühl betrachtete Talon seinen Freund, der Kopf und Schultern hängen ließ. Zum ersten Mal erkannte er bei dem sonst so stolzen Vampir eine Verletzlichkeit, die ihn ins Grübeln brachte, und zum ersten Mal hatte Talon keine Weisheit parat, die irgendwie hätte weiterhelfen können.

"Wie ist das bei euch Beiden?

Hattest du jemals die Befürchtung, dass du Flora verlieren könntest?", fragte er. Talon konnte nur ein langsames Kopfschütteln erwidern.

"Bei uns war das anders. Das kannst du mit deiner Lage nicht vergleichen. Flora war schon als Mensch, von Anfang an, in mich verliebt. Zudem hatte sie Jahre Zeit, sich darauf vorzubereiten, was es heißt, ein Vampir zu sein.

Mimma hingegen wurde in etwas hineingezogen, was sie nicht wollte. Sie war nicht darauf vorbereitet. Man hatte ihr mehr oder weniger keine andere Möglichkeit gelassen.

Natürlich hatte sie sich letztendlich dafür entschieden, denn du räumtest ihr das Zugeständnis ihres freien Willens ein. Doch wer würde sich nicht für ein Leben als Vampir entscheiden, wenn er so nah an der Schwelle des Todes steht, wie es bei der Kleinen der Fall war.

Sie spürte, wie sie sterben musste, und hatte Angst, denn sie war noch viel zu sehr in ihrem menschlichen Leben verwurzelt. Du hast ihr zwar so viel wie möglich vermittelt und ihr viele Einblicke in unsere Welt gegeben, doch die Praxis sieht immer anders aus als die Theorie.

Mimma konnte in dieser kurzen Zeit der Vorbereitung gar nicht erst erahnen, was sie erwarten würde.

Nimm es nicht so schwer.

Sieh es so wie bei den Menschen, wenn sie im Teenageralter in die Pubertät kommen und bockig werden, um so ihre Grenzen auszutesten.

Nicht mehr und nicht weniger.

Sie ist eine junge Seele, die Führung braucht.

Du musst als ihr Schöpfer einfach mehr durchgreifen und ihr zeigen, wer seit über 700 Jahren die Hosen an hat!" Ardric begriff, was ihm Talon damit sagen wollte. Endlich fand er zu seiner sonst so gewohnt anmutigen Größe wieder, straffte seine Schultern und stellte sich aufrecht, mit stolz geschwellter Brust hin. Talon konnte es selbst nicht glauben, doch nun lag ihm ein Ratschlag auf der Zunge, den er sonst niemandem erteilen würde. Jedoch schien er gerade zu Ardric zu passen wie die Faust aufs Auge.

"Eigentlich würde ich niemals jemanden zu so etwas ermuntern, doch ich vermute, dass es bei dir sogar angebracht ist, dich in diese Richtung zu verweisen." Neugierig bestaunte Ardric seinen loyalen Freund, dessen Gesichtsmuskeln unnatürlich zu zucken begannen.

"Ich denke, du solltest dich nicht zu sehr auf Mimma versteifen und wieder deinen alten Lebensstil aufnehmen." Talon räusperte sich, denn es schien ihm, als würde etwas seine Kehle

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