Der Blutmond
zuschnüren. Er fühlte sich nicht ganz wohl dabei, seinem Freund zu raten, dass er der Promiskuität frönen sollte.
Plötzlich begann Ardric zu lachen. Erst leise, doch schnell schwoll es zu einem lauten Gelächter an.
"Während unserer langwierigen Freundschaft habe ich dich noch niemals zuvor, solche Worte sagen hören, die in einer positiven Aussage zueinander standen. Es war mir ein köstlicher Genuss, dich dabei zu beobachten, wie du mit dir selbst gerungen hast.
Und du hast recht, mein Freund, es ist schon viel zu lange her, dass ich zwischen den warmen Schenkeln einer Frau liegen und von ihren süßen Säften kosten durfte, und damit meine ich nicht nur ihr Blut", neckte er Talon und legte versöhnlich einen Arm um seine Schultern.
"Wenn du mir jetzt noch einen nützlichen Rat bezüglich Mimmas neuen Lovers geben könntest, wäre ich dir mehr als dankbar.
Sie verheimlicht ihn mir und ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll." Während Ardic darauf wartete, dass ihm sein feinsinniger Kumpan eine weitere Weisheit verkündete, veränderte sich Talons sonst so ausgeglichener Gesichtsausdruck zu einer sorgenvollen Miene.
"Was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt?" Wieder begann Talons Mimik zu entgleisen. Doch dieses Mal war es wirklich besorgniserregend.
"Ich wollte dir erst gar nichts davon erzählen, weil ich es nicht für wichtig hielt, aber jetzt, wo du Mimmas Heimlichtuerei hinsichtlich ihrer neuen Liebschaft erwähnt hast, bin ich gezwungen, dir nun doch davon zu berichten." Talon machte eine Pause, um die richtigen Worte zu finden.
"Nun komm schon, spann mich nicht auf die Folter und rück endlich raus mit der Sprache!", drängte ihn Ardric.
"Flora war vor kurzem bei Mimma. Auch sie hatte das Gefühl, dass sie etwas verheimlichte. Also tat sie das Naheliegendste und setzte ihre Gabe ein.
Zu ihrer eigenen Überraschung vermochte sie nicht im Geringsten, auch nur ein kleines Bisschen in ihr Seelenbild einzudringen.
Sie erzählte etwas von einer zähen und schwarzen Masse, die sich wie ein Schutzwall vor ihr aufbaute und es ihr unmöglich machte, auch nur einen Fetzen an Information zu ersehen.
An diesem Abend war Flora mehr als nur verstört und kaum ansprechbar!
Ich hielt es nicht weiter für erwähnenswert, doch irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass da was nicht stimmen kann", erzählte ihm Talon. Nun sah auch Ardric besorgt aus. Auf seiner Stirn bildeten sich tiefe Furchen. Er überlegte, wie er wohl vorgehen sollte. Jedoch besaß er in prekären Lagen selten genug Feinfühligkeit und Toleranz, um nun in dieser Situation die Samthandschuhe überzustreifen. Zudem verlangte dieser Umstand geradezu nach einem Frontalangriff, hatte doch sein Zuviel an Verständnis diesen Zustand heraufbeschworen. Vor ihm tat sich ein Problem auf, das er so schnell wie möglich vom Tisch haben wollte. Und das ging am besten, wenn er mit dem Kopf durch die Wand rannte.
Ardric bedankte sich für Talons Hilfe und Offenheit und machte sich augenblicklich auf den Weg zu Mimmas Zimmer.
Zu Ardrics Missfallen fand er nur ein leeres Schlafgemach vor. Mimma war nicht da und er hatte keine Ahnung, wo sie sein könnte. Gerade als er wieder gehen wollte, um sich auf die Suche nach ihr zu machen, vernahm er ein verräterisches Geräusch, das ihm bekannt vorkam. Es war der Vibrationsalarm von Mimmas Handy. Wie auf einem Silbertablett präsentiert, lag es obenauf auf ihrem Bett und vibrierte alle paar Sekunden. Entschlossen griff er nach dem Mobiltelefon und sah, dass in ihrer Abwesenheit mehrere Textnachrichten eingegangen waren. Bei dem Versuch, eine davon zu öffnen, um sie zu lesen, wurde nach dem Passwort verlangt. Ardric schnaubte belustigt aus, denn es war für ihn ein Kinderspiel, Passwörter zu knacken. Die Menschen waren einfach viel zu leicht zu durchschauen und er kannte Mimma gut genug, um auch ihres knacken zu können. Denn auch wenn sie ein Vampir war, so hielt so noch verbissen an ihrer Menschlichkeit fest.
Mit fliegenden Fingern, die für das menschliche Auge nicht mehr zu erkennen waren, glitt er über die Tastatur und gab diverse Variationen von Wörtern und Zahlen ein, bis er nach nicht mal einer ganzen Minute, tatsächlich das Passwort erraten und somit den Zugang zu den Textnachrichten hatte. Es war eine Kombination aus dem Datum ihres Todestages und dem Wort HUMAN. Ardric schmunzelte, denn genau so hatte er Mimma auch eingeschätzt.
Gezielt ging er den Ordner der Textnachrichten durch. Es
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