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Der Blutrichter

Der Blutrichter

Titel: Der Blutrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Stelling
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blieb unbeeindruckt. Er war skrupellos wie sein Vater, konnte ihm jedoch nicht das Wasser reichen. »Sie setzt sich für Ritter Hinrik ein. Scheint in ihn verliebt zu sein. Und du hast Streit mit Hinrik. Was geschieht? Sie wird ihm früher oder später verraten, dass du Mutter mit Hilfe ihres Vaters ins Jenseits befördert hast.«
    »Du hast recht.« Von Cronen wurde bleich. »Dieser Hund. Ich hätte ihn in Itzehoe totprügeln sollen. Er hat mich geschlagen. Das hätte mir das Recht dazu gegeben. Ich habe ihn laufen lassen, weil ich sicher war, dass er in der Kälte ohnehin krepiert. Ehrlich gesagt begreife ich nicht, dass er diese Nacht überlebt hat.«
    »Mutters Ableben wurde immerhin durch eine Tat herbeigeführt, für die du auf dem Grasbrook enden könntest.
    |281| »Sei still. Davon will ich nichts hören. Kein Wort mehr.« Von Cronen hielt es nicht in seinem Sessel. Er stand auf und eilte unruhig im Raum auf und ab.
    »Du kannst es dir nicht leisten, Hinrik vom Diek am Leben zu lassen«, fuhr sein Sohn gelassen und mit kühler Überlegung fort. »Wenn du ihn verschonst, wird er dafür sorgen, dass sich der Henker mit dir befasst.«
    »Ja, ja, du hast recht. Lass mich überlegen. Wir dürfen nichts überstürzen. Wenn ihm jetzt etwas geschieht, fällt der Verdacht auf uns. Also müssen wir ein paar Tage verstreichen lassen.«
    »Und was ist mit Greetje? Sie kann uns noch viel gefährlicher werden. Ich meine uns beiden, denn wenn es dich erwischt, habe auch ich darunter zu leiden.«
    Wilham von Cronen sah seinen Sohn lange an. Mit versteinerter Miene. Christoph hielt seinem Blick eine Weile stand, wich ihm dann jedoch aus.
    »Du lässt es dir gut gehen«, stellte der Richter vorwurfsvoll fest. »Auf meine Kosten. Bisher trägst du wenig oder gar nichts zu unserem Geschäft bei. Das wird sich ändern.«
    Christoph zuckte zusammen. »Was erwartest du von mir? Dass ich Felle zähle oder Bierfässer durch den Hafen rolle?«
    »Natürlich nicht. Ich habe andere Aufgaben für dich.« Wilham von Cronen lächelte grimmig. »Du wirst weniger Zeit für deine Weibergeschichten haben.«
    »Du hast Macht, und du bist reich«, entgegnete sein Sohn. »Du hast alles, wovon ein Mann nur träumen kann. Du hast mehr Geld, als du je ausgeben könntest. Warum hörst du nicht auf? Warum gibst du dich nicht zufrieden mit dem, was du hast?«
    »Weil ich im Gegensatz zu dir Ziele habe. Und die werde ich verfolgen.«
    |282| »Du kannst sie nicht allein erreichen.«
    »Dessen bin ich mir durchaus bewusst, mein Sohn!« Der Richter, der für eine Weile stehen geblieben war, ging wieder auf und ab. »Ich werde mir die passenden Helfer suchen. Die Stadt bietet mir alles, was ich brauche. Angefangen bei den primitiven Burschen, die ohne weiteres bereit sind, jemanden mit Gewalt aus dem Weg zu räumen, bis hin zu den Klügsten und Raffiniertesten, deren Waffe der Geist ist. Es werden sich immer Menschen finden, die mich auf meinem Weg begleiten. Ganz gleich, was ich tue. Selbst wenn ich ein Reich des Teufels, ein Reich des Bösen, errichten wollte, würden sich mir Männer und Frauen anschließen, die jede Arbeit verrichten, die ich von ihnen verlange. So sind die Menschen nun einmal. Die meisten haben nicht die Kraft, etwas Neues anzugehen, also stellen sie sich in den Dienst eines Größeren, der ihnen vorangeht. Ich werde etwas aufbauen in Hamburg, bedeutender, als die Hanseaten sich je haben träumen lassen. Und niemand und nichts wird mich aufhalten. Ein Hinrik vom Diek schon gar nicht.«
    »Ein Reich des Bösen?«
    »Das habe ich nicht vor. Das war nur ein Beispiel. Sollten die Dinge sich jedoch so entwickeln, dass es keine andere Lösung gibt, werde ich alle Mittel einsetzen, die nötig sind. Ich habe das Wohl der Stadt Hamburg im Auge. Die Stadt muss weiter aufsteigen. Sie muss größer und mächtiger werden. Sie muss reicher werden als bisher.«
    »Du hast vor allem dein Wohl im Auge!«
    Es war etwas in den Augen des Richters, was Christoph erschauern ließ und was ihn zwang, seinen Blick erneut abzuwenden. Wilham von Cronen lächelte verhalten. Er war enttäuscht von seinem Sohn, aber er glaubte trotz mancher Fehlschläge daran, dass Christoph heranreifen |283| und ihm ähnlicher werden würde. Irgendetwas von dem brennenden Ehrgeiz, der in ihm loderte, musste auch in seinem Sohn vorhanden sein.
     
    Mitten in der Nacht wachte Greetje auf, weil die Stufen knarrten. Erschrocken fuhr sie hoch. Augenblicklich war ihr klar, dass jemand

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