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Der böse Geist vom Waisenhaus

Der böse Geist vom Waisenhaus

Titel: Der böse Geist vom Waisenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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das Geld holen wird. Normalerweise hüpft oder springt man
dann. Weil das im Wagen nicht geht, hat er statt dessen das Gaspedal gekickt.“
    Tim saß im Schneidersitz auf
dem Teppich, das Tablett auf den Knien.
    Es wurde beiseite gestellt, und
der TKKG-Häuptling holte sich das dicke, zweibändige Telefonbuch der Stadt.
    „Suchst du nach diesem Dieter
Wolpert?“ fragte Klößchen.
    „Klar.“
    Es gab etliche Wolperts, aber
nur zwei Dieter.
    Tim griff zum Telefon und rief
den an, der Sandholz-Gasse 51 wohnte.
    Nach dem fünften Läuten
schaltete sich der automatische Anrufbeantworter ein.
    Eine Männerstimme sagte: „Guten
Tag! Sie haben die Nummer 3 74 62 88 gewählt. Wir sind im Moment nicht daheim.
Bitte, hinterlassen Sie Namen und Telefonnummer...“
    Das Band wurde unterbrochen.
Wolpert war offenbar dazugekommen und meldete sich jetzt.
    Dieselbe Stimme sagte: „Ja,
bitte?“
    Ein ganz Vorsichtiger, dachte
Tim. Sagt nie seinen Namen. Will notfalls behaupten können, er sei der Bruder
oder der Butler, jedenfalls nicht zu sprechen für den lästigen Anrufer.
    „Herr Wolpert?“ fragte Tim.
    „Ja, bitte?“
    „Hier ist Felix-Joachim. Kann
ich Edith mal sprechen?“
    „Wen?“
    „Edith!“
    „Wer soll das sein?“
    „Ihre Geliebte.“
    „Damit kann ich leider nicht
dienen.“
    „Sind Sie sicher, Herr
Wolpert?“
    „Ganz sicher. Ich bin
katholischer Priester.“
    Au Backe! dachte Tim. Voll
daneben.
    „Entschuldigung!“ sagte er.
„Ich meine einen anderen Wolpert. Trotzdem — ich habe gehört, daß sich das mit
dem Zölibat (Ehelosigkeit) etwas lockern wird.“
    „Habe ich auch gehört“, Wolpert
lachte. „Aber das wird — falls überhaupt — erst nach mir sein. Ich bin 87.“
    „Hätte ich nicht gedacht.
Nochmals Entschuldigung! Und einen schönen Abend, Hochwürden!“
    Tim legte auf.
    Seine Freunde grinsten.
    „Man kann sich ja mal irren“,
sagte der TKKG-Häuptling und wählte den anderen Wolpert an.
    In der Tenghof-Straße wohnte
der, in Nr. 40.
    Eine Frau meldete sich.
    „Bei Wolpert.“
    „Hallo! Hier ist Felix-Joachim.
Kann ich Edith mal sprechen?“
    Stille. Die Frau war am Hörer,
atmete aber so leise wie ein Vogel.
    „Welcher Felix-Joachim?“ fragte
sie dann. „Ich kenne keinen Felix-Joachim.“
    „Sie sind also Frau
Schengmann?“
    „Weshalb rufen Sie an?“
    „Eigentlich wegen Anna.“
    Jetzt hörte er ihren Atem. Er
klang bedrängt und schwer. „Was... ist mir ihr?“
    „Dazu muß ich erzählen, wie
sich uns — mir und meinen Freunden — die Sache dargestellt hat gestern
nachmittag. Übrigens können Sie mich Tim nennen. Den Felix-Joachim habe ich nur
vorgeschoben, falls es der falsche Wolpert wäre.“
    Tim berichtete, beginnend mit
Annas Anruf. Die Ereignisse um den Geldtransport ließ er weg.
    „Zunächst muß ich euch danken“,
sagte Edith, „daß ihr euch wegen Anna so reinhängt in dieses Drama. Es trifft
zu in etwa, was mein Noch-Ehemann sagt. Weil er wieder gewalttätig wurde — wie
schon so oft — , bin ich voller Angst aus dem Haus geflohen. Hingegangen war
ich nur, weil ich mein Kind sehen wollte. Ich habe die Sehnsucht nicht mehr
ausgehalten. Anna hängt sehr an mir. Es wäre klüger gewesen, ich hätte sie
einfach mitgenommen. Aber als ich damals Hals über Kopf wegging — Norbert hatte
mich wieder mal geschlagen — , hatte ich keine Mark in der Tasche und wußte
nicht wohin. Inzwischen habe ich meinen Lebensgefährten gefunden und möchte,
daß Anna zu mir kommt.“
    „Wir sind keine Experten in
Scheidungsrecht. Aber Anna ist bei Ihnen bestimmt besser aufgehoben. Die Kleine
wird Ihnen doch hoffentlich zugesprochen.“
    „Ich würde mich gern mit euch
unterhalten. Wärt ihr bereit, vor Gericht auszusagen. Ich meine das, was ihr
miterlebt habt.“
    „Selbstverständlich.“
    „Großartig! Dann... Wie bitte?“
    Tim hörte eine Männerstimme im
Hintergrund. Es klang wie: „...allein kann ich das nicht zählen... mußt mir
helfen... sind bestimmt zwei... jöhnchen.“
    „Kannst du morgen noch mal
anrufen?“ Edith war wieder am Hörer.
    „Mache ich. Bis morgen, Frau
Schengmann.“
    Tim legte auf und dachte:
jöhnchen? Hieß wohl Söhnchen? Aber so viele hat doch keiner, daß er sie allein
nicht zählen kann. ...jöhnchen? ... Zwei Dutzend Söhnchen?
    „Heh!“ sagte Gaby. „Wir haben
nur gehört, was du gesülzst hast. Vielleicht erzählst du mal!“
    „Milliönchen!“ rief Tim. „Klar,
der hat Milliönchen gesagt.“ Seine Freunde sahen

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