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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Götschenberg
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und
Bettina Wulff nach ihrer Hochzeit 2008 als Gäste im Hause des
Talanx-Aufsichtsratschefs Wolf-Dieter Baumgartl in Italien verbringen,
erfährt Glaeseker nichts. Genauso wenig sagt Wulff ihm nach seiner
Wahl zum Bundespräsidenten, dass er mit seiner Familie auf Mallorca
Urlaub in einem Anwesen von Carsten Maschmeyer macht.
    Dennoch weiß Wulff, was er an Glaeseker hat. Wulff ist immer
wieder begeistert von Glaesekers PR-Ideen, wenn es darum geht, den
Ministerpräsidenten wirkungsvoll in Szene zu setzen. Als Lena Meyer Landrut aus Hannover 2010 den Eurovision Song Contest in Oslo
gewinnt, ist es Glaeseker, der dafür sorgt, dass ihre Maschine zuerst in
Hannover landet, damit Wulff sie als Ministerpräsident mit einem Blumenstrauß in Empfang nehmen kann. Lena Meyer-Landruts Ankunft
am Flughafen in Hannover wird live im Fernsehen übertragen. Allerdings gibt es durchaus den einen oder anderen in der Staatskanzlei, der
Zweifel daran hat, ob die vielen „Showelemente" im Terminkalender
des Ministerpräsidenten für dessen politisches Profil von Vorteil sind.

    In Berlin bekommt Glaeseker von den Medien respektvoll das Etikett „Präsidentenflüsterer". Gemeinsam beschließen die Wulffs, Glaeseker und Hagebölling, von der Leine an die Spree umzuziehen. Allerdings ziehen nur die Wulffs tatsächlich nach Berlin, Glaeseker und
Hagebölling fahren jedes Wochenende nach Niedersachsen. Im Unterschied zu Lothar Hagebölling allerdings, der vom Chef der Staatskanzlei zum Chef des Präsidialamts „befördert" und als solcher ranghöchster Staatssekretär in der Bundesrepublik wird, verbessert sich
Glaeseker mit dem Wechsel nach Berlin nicht wirklich: Während er
in Hannover als Regierungssprecher Staatssekretär war, ist dieser Status im Präsidialamt dem Chef des Hauses vorbehalten. Glaeseker hat
durch den Wechsel nach Berlin eigentlich nichts gewonnen. Um zu
verhindern, dass ihm finanzielle Nachteile entstehen, bekommt er eine
Zulage, eine sogenannte „außertarifliche Gewinnungszulage" in Höhe
von 2.100 Euro im Monat.
    Dem Präsidentensprecher wird im Bellevue schließlich nachgesagt,
nie wirklich in Berlin angekommen zu sein. Wer Glaeseker treffen will,
verabredet sich am besten zum Mittagessen mit ihm. Er ist ein überaus
verbindlicher, interessierter und aufmerksamer Gesprächspartner.
Wenn Glaeseker nicht über Wulff redet, erzählt er gerne bei einem
Glas Weißwein, wie das Gemüse in seinem Garten zu Hause am Steinhuder Meer gedeiht. In seiner jovialen Art sagt er auch schon mal lachend: „Mein Chef meint immer, der Job ist wie Urlaub." Im Bundes präsidialamt stellt man aber bald fest, dass der Präsidentensprecher nur
selten in seinem Büro anzutreffen ist. Die vielen Reisen, die Wulff als
Bundespräsident unternimmt, empfindet Glaeseker mit der Zeit eher
als lästig. Wie schon in Hannover lässt Wulff ihm auch in Berlin den
Spielraum, den er haben will. „Olaf war immer das frei schwebende
Teil", erinnert sich ein langjähriger Mitarbeiter von Wulff in Hannover. So ist es auch in Berlin.

    Doch Glaeseker fremdelt mit dem präsidialen Apparat und der Apparat mit dem Sprecher, der sich immer den Journalisten in sich erhalten hat. Das war jahrelang zweifellos auch Teil des Erfolgsrezepts, in
die Welt des Präsidialamts passt es jedoch nicht. Für einen „Spin Doctor" wie ihn bietet der neue Job seines Chefs nicht allzu viele Entfaltungsmöglichkeiten. Zur Pressestelle des Bundespräsidialamts bekommt Glaeseker keinen richtigen Draht, die exakte Planung von
Terminen, Pressebegegnungen sowie die langfristige und wohldosierte Platzierung von Interviews für den Bundespräsidenten langweilen
ihn. Er ist kein Planer, Glaeseker hasst es, Mediapläne zu erstellen.
Was in Hannover glänzend funktioniert hat, passt in Berlin nicht
mehr. In Berlin ist die Öffentlichkeitsarbeit des Bundespräsidenten
auf einmal aufwendig wie ein Staatsakt, das Protokoll im Bellevue gibt
die Linie vor. Die neue Mannschaft aus Hannover schafft es zunächst
nicht, den Schalter umzulegen. „Die haben einfach weitergemacht wie
in Hannover", erinnert sich ein langjähriger Mitarbeiter des Bundespräsidialamts: „Das war ziemlich provinziell."
    Ein Amt ohne Jobbeschreibung

    uf den ersten Blick könnte man meinen, Bundespräsident zu
sein wäre das schönste politische Amt, das Deutschland zu
vergeben hat. In gewisser Weise ist es das wohl auch, aber es ist
ein ausgesprochen schwieriges Amt. Zu den

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