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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Götschenberg
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den 1950er-Jahren entstanden, indem mehrere Räume zusammengelegt wurden. Ursprünglich hat es
ihn nicht gegeben. Den Saal schmücken zwei moderne Wandgestaltungen von gewaltiger Größe in relativ schrillen Farben, sogenannte
„Kissenbilder" des Künstlers Gotthard Graubner, die Richard von
Weizsäcker in Auftrag gegeben hat und die vor Ort entstanden sind.
Das gesellschaftliche Leben im ursprünglichen Schloss fand im Langhanssaal statt, der sich ebenfalls im Obergeschoss des Schlosses befindet. Die Akustik ist dort jedoch so schlecht, dass er sich für gesellschaftliche Anlässe, bei denen Reden gehalten werden, nur bedingt
eignet. Kleinere Essen im Schloss finden häufig im Schinkelsaal statt,
der an den Großen Saal angrenzt und deutlich kleiner und intimer
ist. Schloss Bellevue wurde im Krieg fast vollständig zerstört. Die
Salons 1 und II im Obergeschoss wurden im Unterschied zum übrigen
Teil des Gebäudes, wo der Originalzustand wiederhergestellt wurde,
im Stil der 1950er-Jahre restauriert und stehen unter Denkmalschutz.
Das Amtszimmer des Bundespräsidenten befindet sich im Erdgeschoss auf der Rückseite des Schlosses mit Blick auf den Park. Hier
empfängt der Bundespräsident die meisten Gesprächspartner, hier
steht auch der offizielle Präsidentenschreibtisch mit der Standarte
daneben. Das eigentliche Arbeitszimmer des Bundespräsidenten liegt
jedoch neben dem Amtszimmer - Besucher haben hier in der Regel
keinen Zutritt.

    Während der Verwaltungsapparat des Bundespräsidenten, das Bundespräsidialamt, in einem anderen Gebäude etwa 150 Meter vom
Schloss entfernt untergebracht ist, sitzen die Mitarbeiter seines Persönlichen Büros mit dem Staatsoberhaupt im Schloss. Sie verwalten den
Terminkalender des Bundespräsidenten, organisieren seinen Alltag,
arbeiten ihm direkt zu und sind ständig in seiner unmittelbaren Nähe.
Im „PB" laufen alle Fäden zusammen. Spricht man über den Bundes präsidenten, ist meist nur von „0-1" die Rede, in Anlehnung an das
Kennzeichen der Präsidentenlimousine. Zwischen Schloss und Bundespräsidialamt gibt es eine gewisse Atmosphäre des „Die da drüben".
Das Präsidialamt ist allein schon räumlich deutlich weiter weg vom
Bundespräsidenten als das Persönliche Büro, auch wenn die Distanz
bequem innerhalb weniger Minuten zu Fuß zurückgelegt werden
kann. Doch es gibt keinen unterirdischen Verbindungsgang, sodass
der Weg unabhängig von den Witterungsverhältnissen unter freiem
Himmel zurückgelegt werden muss. Es kommt vor, dass die Mitarbeiter in den einzelnen Referaten des Präsidialamts das Staatsoberhaupt
wochenlang nicht zu sehen bekommen oder nur in der Kantine des
Präsidialamts, die von den Bundespräsidenten jedoch in unterschiedlichem Maße genutzt wird.

    Im Präsidialamt arbeiten rund 175 Mitarbeiter, die in einem modernen, ovalen Bau mit einer Fassade aus schwarz-polierten Steinen
untergebracht sind. Innen herrscht eine elegante, weiße, aber auch
kühle Atmosphäre, die nicht jedem Mitarbeiter gefällt. An der Längsseite im Erdgeschoss gegenüber dem Eingang sind Büsten der ehemaligen Bundespräsidenten ins Mauerwerk eingelassen. Im Präsidialamt
spiegeln sich die Aufgaben des Bundespräsidenten in den einzelnen
Abteilungen wider: Die mit Abstand größte ist die Abteilung für Zentrale Angelegenheiten, wo unter anderem die Liegenschaften verwaltet werden, zu der aber auch die Juristen gehören, die die Gesetze
prüfen, die Bundestag und Bundesrat verabschiedet haben, die Abteilung Innenpolitik, die dem Bundespräsidenten zu allen Themen
und Terminen innerhalb Deutschlands zuarbeitet, und schließlich
die Abteilung Außenpolitik für alle Fragen der internationalen Politik. Auch die Pressestelle, bestehend aus fünf Mitarbeitern, ist hier
untergebracht.
    Chef des Bundespräsidialamtes ist ein Staatssekretär, der sein Büro
ebenfalls im Präsidialamtsgebäude hat. Christian Wulff macht Lothar
Hagebölling, den Chef seiner Staatskanzlei in Hannover, zum Leiter
des Bundespräsidialamtes. Hagebölling ist wie Wulff Jurist und der
Prototyp des loyalen, preußischen Beamten. In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre war er persönlicher Referent und Büroleiter des niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht. Unter Gerhard
Schröder hatte er einen Posten im niedersächsischen Finanzministerium, wurde dort 2003 mit dem Beginn der schwarz-gelben Landesregierung unter Wulff Staatssekretär und übernahm

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