Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien
Anfang Januar wird Bettina Wulff vorgeworfen, sie habe Designerkleider getragen, ohne dafür zu bezahlen, was in anderen Ländern,
beispielsweise in Frankreich, eine Selbstverständlichkeit ist. Die Wulffs
stellen klar, dass kostenlose Leihgaben von Designern, es geht vor allem
um die Modehäuser Basler und Rena Lange, grundsätzlich in der Steuererklärung als geldwerter Vorteil angegeben worden seien. Auch der Vorwurf, Bettina Wulff habe ein Vorserienmodell des Audi Q3 kostenlos nutzen dürfen, erweist sich als unhaltbar. In diesem Fall gehen die
Wulffs sogar juristisch gegen diese Behauptung vor und unterstellen
der Frankfurter Rundschau und der Berliner Zeitung„ gezielte Falschberichterstattung". Anfang Februar erwirken sie eine einstweilige Verfügung vor Gericht, die entsprechende Berichte untersagt.
Absurd wird es in dem Moment, als aus einem Bobby-Car, das die
Wulffs von einem Autohändler geschenkt bekommen haben, ein
neuer Vorwurf konstruiert wird. Der Hinweis, dass es in der Spielecke des Schlosses gelandet sei, entkräftet den Vorwurf schließlich.
Seitdem ist das Bobby-Car zum Symbol für diese Phase der Krise
geworden, in der einzelne Medien erkennbar versuchen, die Skandalisierung am Laufen zu halten und das Bild der „Schnäppchenjäger" im Bellevue, das seit Wochen verbreitet wird, durch weitere
Details auszumalen. Die Vorwürfe rund um Kleider, Q3 und BobbyCar werden genutzt, um nicht nur dem Ministerpräsidenten, sondern
auch dem Bundespräsidenten Wulff Verfehlungen nachzuweisen.
Auch die Wulffs verabschieden sich auf die Dörfer. Ende Januar
machen sie ein paar Tage Urlaub in einer kleinen Pension in Friedrichshöhe in Thüringen.
Groenewold und der Abgrund
m 10. Februar fliegt der Bundespräsident nach Helsinki zu
einem Treffen der sogenannten Arraiolos-Staatsoberhäupter.
Wulff hat keine Journalisten und keine große Delegation dabei. Salopp gesagt handelt es sich bei den Arraiolos-Präsidenten um
Staatsoberhäupter, die politisch nicht viel zu sagen haben. Korrekt
formuliert bezeichnet man sie als die „nicht-exekutiven" Präsidenten.
Neben dem deutschen Bundespräsidenten sind die Staatsoberhäupter
von Österreich, Italien, Lettland, Portugal, Slowenien, Ungarn und
Finnland dabei. Es liegt viel Schnee in Helsinki, Wulff macht einen langen Spaziergang mit seiner Sprecherin Petra Diroll. In Helsinki ist
er zum ersten Mal an dem Punkt, aufgeben zu wollen. Bis dahin war
er entschlossen, die Krise zu überstehen und nicht zurückzutreten. In
der zweiten Januarhälfte meinte man im Bellevue hoffnungsvoll, Licht
am Ende des Tunnels zu sehen. Es schien, so die Wahrnehmung im
Bellevue, als hätten die Medien ihr Pulver weitgehend verschossen.
Doch dann, am B. Februar, zwei Tage vor der Reise nach Helsinki,
gibt es auf einmal ein neues, ein echtes Problem um Wulffs Freund
David Groenewold.
Wulff lernte Groenewold 2003 kennen, die beiden freundeten sich
an. Groenewold handelte mit Filmen, wollte sich in Niedersachsen ansiedeln und bewarb sich 2006 um eine Landesbürgschaft für eine Unternehmensgründung, die er am Ende jedoch nicht in Anspruch nahm.
Es ist vor allem dieser Umstand, der aus Groenewold trotz der zweifellos engen persönlichen Beziehung zu Christian Wulff nicht nur einen
Freund, sondern eben auch einen Unternehmer macht, der von der
Landesregierung in Niedersachsen gefördert werden will. Zunächst geht
es um einen Hotelaufenthalt zu einem Besuch beim Oktoberfest in
München im Jahre 2008. Groenewold zahlt den Wulffs ein Upgrade
für eine Suite, wovon Christian Wulff nichts gewusst und die Differenz
schließlich erstattet haben soll. Anfang Februar schließlich wird außerdem bekannt, dass Christian Wulff seit Oktober 2005 für etwa ein Jahr
ein Firmenhandy von Groenewold genutzt hat, wenn auch auf Grundlage einer vertraglichen Vereinbarung zwischen den beiden. Demnach
hat Wulff die entstandenen Kosten erstattet. In dieser Zeit begann die
Ehe von Christian und Christiane Wulff zu kriseln, Wulff lernte Bettina Körner kennen und trennte sich von seiner ersten Frau. Am B.
Februar 2012 berichtet die Bild-Zeitung von einem gemeinsamen Urlaub von Christian Wulff und Bettina Körner mit Groenewold auf Sylt.
Vom 31. Oktober bis 3. November 2007 mietete man sich im Hotel
„Stadt Hamburg" ein, den Aufenthalt bezahlte zunächst David Groenewold. Die Bild-Zeitung berichtet außerdem über ein pikantes Detail:
Groenewold habe im Hotel „Stadt
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