Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
nicht erneut in dieses Krankenhaus, und schon gar nicht wegen einiger Schrammen. Selbst jemanden dort zu besuchen rief in mir Erinnerungen wach, die ich lieber vergessen wollte.
»Danke, ich verzichte«, sagte ich. »Ich muss nicht ins Krankenhaus.«
Der Sanitäter war jung und hatte kurzes Stoppelhaar, ein gesundes, quadratisches Gesicht und freundliche Augen. Überrascht riss er die Augen auf, und ich erwartete schon, dass er mir widersprechen würde. Stattdessen sagte er: »Lassen Sie mich einen Blick auf Ihren Rücken werfen.«
Dafür musste er meine Bluse aufschneiden. »Sieht aus, als hätte da jemand saubere Kreuzstiche gemacht. Wie haben Sie das bewerkstelligt?«
»Bevor ich gefallen bin, habe ich die Äste in Reihen geordnet.«
»Sehr schön«, sagte er. »Also, ich werde die Schnittwunden reinigen, eine antibakteriell wirkende Salbe auftragen und sie dann verbinden. Sticht vielleicht ein bisschen.«
»Jetzt sticht es.«
Über die tiefsten Schnitte klebte er Mullbandagen. Ich biss auf die Zähne und stöhnte nur ein einziges Mal, während er das tat.
»Ganz ruhig«, sagte er. »Wir sind gleich fertig.«
»Danke!«
»Ich hoffe, Sie können ein paar Tage auf dem Bauch schlafen«, sagte er. »Die Verbände müssen Sie regelmäßig wechseln – das heißt, jemand muss es für Sie tun. Sobald sich Schorf auf den Wunden bildet, sollten Sie sie unbedeckt lassen. Dann heilen sie besser.«
»Bleiben Narben zurück?« Ich sagte nicht, dass ich keinen ›Jemand‹ hatte, der das für mich tun konnte.
»Vielleicht. Und Sie wollen ganz sicher nicht ins Krankenhaus?« Er wickelte mir eine Decke um die Schultern, da meine Bluse nur noch aus Fetzen bestand. Ich schaute zur anderen Seite und sah, dass Valeries Körper mit irgendeinem Stoff zugedeckt worden war.
»Ganz sicher.«
»Ich muss ein paar Formulare ausfüllen, die bestätigen, dass Sie eine weitere ärztliche Behandlung ablehnen. Und irgendjemand muss kommen und Sie abholen, nachdem Sie hier nicht mehr gebraucht werden«, sagte er. »Sie sind nicht in der Lage, selbst zu fahren.«
Eine Beamtin des Sheriff’s Department kauerte sich neben uns. »Ich würde gerne mit Ihnen reden, Miss Montgomery, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte sie. Auf ihrem Aufnäher stand: G. Hernandez.
»Bitte.« Weitere Rettungswagen waren gekommen und blockierten die Straße. Valeries Auto lag immer noch im Fluss, doch jetzt war es umringt von einem halben Dutzend Polizeibeamten und Feuerwehrleuten mit Gummistiefeln.
»Was ist geschehen?« Sie schlug einen Spiralblock auf.
»Als ich hier ankam, lag der Geländewagen im Fluss. Ich nehme an, dass sie aus der Kurve geflogen ist.«
Hernandez schlug mit dem Stift auf die Kante ihres Notizblocks. Ich folgte Ihrem Blick von der Straße zu der Flugbahn, die Valeries Auto in den Goose Creek genommen haben konnte. »Wir wissen erst mehr, wenn wir den Wagen herausgehoben haben und die CRU ihn untersucht hat.«
» CRU ?«
»Crash Reconstruction Unit. Sind sie einem anderen Fahrzeug begegnet, bevor Sie hier eingetroffen sind?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Sie sind also einfach so die Straße entlanggefahren und sahen sie?«
»Eigentlich habe ich sie gesucht.«
Hernandez streckte sich. »Wie kommt es, dass Sie sie gesucht haben?«
»Sie wollte heute Morgen zu meinem Weingut kommen. Wir waren verabredet. Danach wollte sie vor einer Gruppe von Schülerinnen der Middleburg Academy einen kleinen Vortrag halten. Der Lehrer rief mich an, weil sie dort nicht erschienen war, und er erzählte mir, sie habe etwas weiter die Straße rauf im Fox and Hound übernachtet. Er bat mich, dort vorbeizuschauen und herauszufinden, weshalb sie sich verspätete.«
»Wie heißt sie?« Hernandez schrieb weiter, ohne aufzusehen.
»Valerie Beauvais.«
»Würden Sie das bitte buchstabieren? Den Nachnamen.«
Ich buchstabierte.
»Sind Sie mit ihr befreundet?«
»Nicht wirklich. Ich habe sie gestern Abend bei einem Abendessen auf Mount Vernon getroffen. Sie hielt dort einen Vortrag über ein Buch von ihr, das vor kurzem erschienen ist.«
»Hat sie auf Mount Vernon Schwierigkeiten mit dem Auto erwähnt? Vielleicht eine Reifenpanne?«
»Mir gegenüber nicht. Warum?«
Sie deutete auf den Geländewagen. »Haben Sie nicht bemerkt, dass ein Rad fehlt?«
Jetzt erst sah ich, dass an der Fahrerseite das Hinterrad fehlte. »Oh, mein Gott, das ist mir gar nicht aufgefallen.« Hernandez beobachtete mich. »Ich wollte sie so schnell wie möglich aus
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