Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
dem Auto holen.«
»Richtig.« Hernandez zeigte auf den Mini. »Ist das da drüben Ihr Wagen?«
»Ja.« Zwei Polizisten standen neben ihm. Ich sah, wie sich einer der beiden über die Windschutzscheibe beugte und etwas aufschrieb. Wahrscheinlich die Fahrgestell-Nummer.
»Entschuldigung, Sie glauben doch nicht etwa, dass ich …?« Ich starrte die Polizeibeamtin an. Sie erwiderte meinen Blick ohne jede Regung, doch mir war klar, dass meine fassungslose Reaktion sie immer noch beschäftigte.
»Ihnen ist sicher bewusst, dass wir jede Möglichkeit in Betracht ziehen müssen«, sagte sie. »Erstens waren Sie am Unfallort. Zweitens kennen Sie die Tote.«
»Brauche ich einen Anwalt?«, fragte ich.
»Derzeit wird Ihnen nichts vorgeworfen. Sehe ich das richtig, dass Sie sich weigern, ins Krankenhaus zu gehen?«
Mein Sanitäter nickte. »Ich habe ihre Wunden verbunden. Den Rest des heutigen Tages sollte sie vorsichtig sein, aber es dürfte gehen. Und sie sollte nicht selbst fahren.«
»Ein Beamter wird Sie nach Hause bringen.« Hernandez stand auf. »Es kann aber noch eine Weile dauern. Außer Sie haben jemanden, den Sie anrufen können – vielleicht einen Verwandten?«
Mein voll Wasser gelaufenes Handy lag neben mir. »Würden Sie mir bitte Ihr Handy leihen?«
Sie gab es mir, und ich öffnete es, war aber plötzlich unsicher, wen ich anrufen sollte. Falls ich meinen Bruder Eli bat zu kommen, würde er nach seinem Eintreffen nur jammern, dass er es furchtbar eilig habe, noch ein paar Entwürfe für Häuser fertigzustellen, sonst würde sein Klient an die Decke gehen, und ich möge doch bitte keine Wasser- oder Blutspritzer auf den Ledersitzen seines kostbaren Jaguars hinterlassen. Meine Schwester Mia war auf dem College in Harrisonburg.
Ich begann, Micks Nummer einzutippen, löschte sie aber wieder. Hernandez beobachtete mich.
»Wir können Sie bringen …«
»Danke. Das ist nicht nötig.« Ich rief Quinn Santori an, meinen Winzer. Als er sich meldete, sagte ich: »Ich sitze hier irgendwie in der Patsche. Wäre es möglich, mich abzuholen? Eine Beamtin des Sheriff’s Department und ein Sanitäter sagen, ich könne nicht selbst fahren.«
Er nahm sich einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken. »Und ich dachte schon, mein Tag wäre im Eimer, weil die Pumpe Ärger macht. Wo sind Sie?«
Zehn Minuten später kam er mit seinem El Camino in Grünmetallic angerauscht und hielt hinter einem Kranwagen und einem Tieflader mit dem Logo des Loudoun County Sheriff’s Department darauf. Wie üblich trug er die Hose eines Kampfanzugs, ein altes Hawaiihemd und mehr Schmuck als die meisten Frauen.
Die Polizeibeamtin musterte Quinn. »Ist das der Mann, der Sie fährt?«
»Er ist es.«
Kurz bevor mein Vater im Jahr zuvor gestorben war, hatte er Quinn angeheuert, nachdem unser Winzer, den ich sehr verehrt hatte, wegen eines leichten Schlaganfalls nach Frankreich zurückgekehrt war. Quinn wäre nicht meine erste Wahl gewesen, vermutlich sogar nicht einmal meine letzte. Ich wusste, dass er dasselbe über mich sagen würde. Doch während der letzten Monate hatte er aufgehört, sich zu verhalten, als könne alles, was ich über die Herstellung von Wein wusste, innerhalb von maximal zehn Minuten gesagt werden. Und ich gewöhnte mich schließlich daran, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der das Verhalten von Dirty Harry an den Tag legte und den Kleidergeschmack eines Billigladen-Stammkunden hatte.
»Was ist passiert?« Zu meiner Überraschung war sein Gesicht unter der verschwindenden Sonnenbräune ganz weiß. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Ich erzählte, was geschehen war.
»Sie sind wegen dieser Frau in den Fluss gestiegen?«, fragte er.
»Sie befand sich noch immer im Auto. Ich konnte sie doch nicht einfach dort lassen.«
»Sie sind ja von oben bis unten voller Blut. Wie ist denn das passiert?«
»Ich bin im Fluss ausgerutscht, und ein Ast war mir im Weg. Ich habe ein paar Kratzer auf dem Rücken. Können wir jetzt bitte verschwinden?«
»Setzen Sie sich aufrecht hin. Ich muss Sie tragen.«
»Ich brauche nicht getragen zu werden. Ich kann hervorragend gehen, wenn Sie mir aufhelfen. Und wenn ich mich vielleicht auf Ihren Arm stützen darf.«
»Wo ist Ihre Krücke?«
»Irgendwo zwischen hier und Leesburg, ganz wie es dem Fluss gefällt.«
Er half mir hoch. Mein kaputter Fuß gab nach, und sein Arm legte sich um meine Taille. »Hören Sie auf, die Märtyrerin zu spielen, und lassen Sie sich tragen.«
»Es geht
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