Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
schon.«
»Na klar, mit Pudding in den Beinen. Ich hätte nicht übel Lust, Sie mir einfach über die Schulter zu werfen.«
»Das würde ich Ihnen nicht raten.« An seinem Hemd haftete der leichte Geruch seiner favorisierten Swisher Sweet Zigarren. Ich atmete ihn wie beruhigenden Weihrauch ein und war froh, ausgerechnet Quinn angerufen zu haben. »Vielleicht kann Manolo oder jemand anderes von unseren Leuten den Mini holen.«
»Ich kümmere mich schon darum. Sehen wir erst mal zu, dass Sie nach Hause kommen.«
»Es gibt da noch etwas.«
»Ja?«
»Valeries Wagen hat ein Rad verloren. Das ist möglicherweise der Grund, weshalb sie in den Fluss gestürzt ist. Man beschuldigt mich nicht direkt, aber da ich sie kannte und man mich hier am Unfallort antraf …«
»Diese Polizistin glaubt, Sie hätten mit diesem Spielzeugauto so einen Klotz von Geländewagen von der Straße geräumt?« Er schaute zum Mini hinüber. Zumindest klang es so, als würde er nicht glauben, dass ich es getan hatte.
»Ich weiß es nicht.« Die Schnittwunden brannten, und mein Kopf schmerzte. »Sie untersuchen es.«
Quinn hielt mir die Tür des El Camino auf, und ich ließ mich vorsichtig auf dem Beifahrersitz nieder. »Jesus«, sagte er, »das ist schon übel, den Tag so zu beginnen.«
Ich wusch mir das Haar im Spülbecken und ersetzte ein reinigendes Bad durch eine Katzenwäsche mit dem Schwamm, damit die Verbände nicht nass wurden. Als ich schließlich fertig war und eine doppelte Dosis Ibuprofen geschluckt hatte, hatte Manolo, der Hectors alten Job übernommen hatte, in der Zwischenzeit den Mini vorbeigebracht.
Da ich schlecht in einem Zelt herumlaufen konnte, war es mir unmöglich, meine Verletzungen zu verbergen, zumal ich jetzt an Armen und Beinen einige aufsehenerregende Blutergüsse hatte. Ich durchstöberte meinen Kleiderschrank und entschied mich für ein langes schwarz-weißes Baumwollkleid mit Nackenträger und tief ausgeschnittenem Rückenteil, um jeden Druck auf die Wunden zu vermeiden, und einen schwarzen Pashmina-Schal, der die Verbände verdecken sollte.
Joe hatte sowohl in der Weinkellerei als auch bei mir zu Hause Nachrichten hinterlassen, und zweifellos ebenfalls auf meinem nicht mehr funktionierenden Handy. Ich beschloss, ihm Auge in Auge von Valerie zu berichten. Nachrichten wie diese durfte man nicht einfach am Telefon überbringen. Und um ehrlich zu sein, ich wollte auch wissen, welche Beziehung zwischen dem Verlobten meiner Cousine und der Verstorbenen bestanden hatte. Waren sie ein Liebespaar gewesen? Joe hatte sich gestern Abend wahrlich keine Mühe gegeben zu verbergen, dass sie mehr als nur gewöhnliche Freunde waren.
Ich musste mich ganz vorsichtig in den Mini zwängen, doch ich fühlte mich immerhin klar genug im Kopf, um selbst zu fahren. Und zur Sicherheit hatte ich noch das Ibuprofen dabei.
Die Middleburg Academy lag auf einem abgelegenen, zwanzig Hektar großen Gelände mit säuberlich gemähtem Rasen und gepflegten Gärten. Ich hatte die Blue Ridge High besucht, die örtliche staatliche Highschool, die den architektonischen Charme eines Hochsicherheitsgefängnisses besaß. Der schön anzusehende Campus der Academy mit seinen efeubewachsenen grauen Steingebäuden, Zinnen und Türmchen zeugte vom Einfluss altehrwürdigen Geldes und großer Tradition. Die Schülerinnen waren Töchter von Senatoren, Scheichs, Unternehmensbossen und Hollywoodgrößen. Neben dem normalen Schulbetrieb wurden die Mädchen von den Lehrern ermuntert, ihre eigenen Pferde mitzubringen und während des Schuljahrs auf dem Hof einzustellen – was die meisten von ihnen taten.
Ich fuhr die von Eichen gesäumte Privatstraße hinauf an einem Springbrunnen vorbei, der von einem Beet voller Herbst-Chrysanthemen in den Schulfarben Burgunderrot und Gold umgeben war. Im Frühling sorgten die Gärtner für Blumenarrangements, die die Initialen › MA ‹ zeigten. Sobald eine Pflanze vertrocknete und den perfekten Eindruck stören konnte, wurde sie unverzüglich ersetzt. Ich ließ den Mini auf dem Parkplatz nahe dem Hauptgebäude stehen. Joes roter Toyota Camry, leicht erkennbar an dem Aufkleber ›Virginia: First in Wine‹ an der Stoßstange, den ich ihm gegeben hatte, parkte ein paar Autos weiter.
Der Empfangsbereich der Schule mit seinen dunklen getäfelten Wänden, Samtsofas, abgetretenen orientalischen Teppichen, dem großen Kamin und Ölgemälden der Schulleiterinnen und bedeutender Spender erinnerte an das Foyer eines vornehmen
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