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Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal

Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal

Titel: Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Crosby
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dabei diese Blutergüsse zugezogen?«
    »Ich habe sie aus dem Wagen geholt, der sich mit Wasser füllte. Als ich eintraf, war sie schon tot. Niemand hätte sie retten können.«
    »Verstehe.« Er zog seine Hand zurück, fasste nach einem Ende meines Schals und rieb seine Finger so lange an den Fransen, dass ich schon glaubte, seine Hand müsste die Farbe des Schals annehmen. »Du hast ganz schöne Schläge abbekommen. Und du sitzt so komisch. Was hast du denn mit dir selbst angestellt?«
    »Ich bin gestürzt, als ich sie aus dem Wagen gezogen habe. Es ist nichts Ernsthaftes.«
    Er beugte sich zu mir herüber, und seine Hände umklammerten mich. »Wie konnte sich ein Rad von ihrem Auto lösen?« Seine Stimme war schwer vor Gram. »Wie konnte sie gleich tot sein?«
    »Der Sheriff versucht, es herauszufinden.« Ich sagte ihm nicht, dass man auch untersuchte, ob ich etwas mit dem Unfall zu tun hatte. »Man wird den Unfallhergang rekonstruieren.«
    Er barg sein Gesicht in meinem Haar. »Ich hätte sie heute Morgen hierher fahren sollen. Dann wäre es nicht passiert. Es ginge ihr gut.«
    »Hör auf!«
    Er ließ die Arme sinken, stand auf und starrte auf das Porträt einer dunkelhaarigen Schuldirektorin, die zur Fuchsjagd in Reithose, Stiefel, ein weißes Hemd mit Halsbinde und die rote Reitjacke gekleidet war, wie sie der Herrin über die Hundemeute gebührte. Ich fragte mich, ob er versuchte, nicht zu weinen.
    »Sie war nicht nur eine alte Freundin aus Studienzeiten, wie du mir erzählt hast, nicht?«, sagte ich. »Ich habe euch gestern Abend gesehen. Ihr wart ineinander verliebt. Jedenfalls sah es danach aus.«
    Er wendete den Blick vom Porträt ab und schaute mich an. Sein Gesichtsausdruck wurde härter, und ich wusste, dass ich eine Grenze überschritten hatte, hinter der ich seiner Meinung nach nichts zu suchen hatte. »Ich habe mich um sie gekümmert. Na und?«
    »Was ist mit Dominique«, fragte ich, »deiner Verlobten?«
    Er sah mich an, als hätte ich ihm gerade eine Ohrfeige gegeben. »Jesses, Lucie! Wofür hältst du mich? Ich vermute, sie hat es dir nicht erzählt. Wahrscheinlich zu beschäftigt, um es zu erwähnen. Wir sind nicht mehr verlobt. Oder zumindest ist unsere Beziehung auf Eis gelegt. Wir brauchten beide ein wenig Abstand.«
    »Das habe ich nicht gewusst.« Viel Zeit hatte er aber offenbar nicht verschwendet, um ihren Platz zu ersetzen.
    Er stieß die Hände in die Hosentaschen. »Ich muss wieder zurück zu den Mädchen. Und danke, dass du gekommen bist, um mir das mit Valerie zu sagen.«
    Er begleitete mich zum Haupteingang, und wir traten gemeinsam nach draußen in die Wärme des milden Nachmittags.
    »Schöner Tag, was?« Seine Stimme troff vor Ironie. »Schätze, wir sollten sie genießen, solange wir können. Denn man weiß ja nie …«
    »Nein«, sagte ich. »Das weiß man nie.«
    »Ich werde dich gelegentlich anrufen, Zuckerpüppchen.«
    Die geschnitzte Holztür mit ihrer kunstvollen eisernen Schneckenverzierung fiel mit einem lauten Knall hinter ihm zu. Diesmal lag in seinen Schritten nicht mehr jener Schwung, den sie gehabt hatten, als er die Treppe hinuntergekommen war, um mich zu begrüßen.
    Ich bemühte mich um Mitleid mit ihm, doch es stellte sich nicht ein. Da war etwas merkwürdig an der überstürzten Beziehung mit Valerie. Und an dem Unfall war auch etwas seltsam.
    Ich fuhr nach Hause und überlegte, was Valerie mir über den Washington-Wein hatte erzählen wollen, den Jack Greenfield gestiftet hatte, und weshalb sie so sicher gewesen war, dass ich nicht über dessen Provenienz informiert war. Noch vor der Auktion Ende des Monats musste ich das herausfinden – auch wenn vielleicht doch nichts weiter dahintersteckte.

Kapitel 3
    Q uinn war im Labor direkt neben dem Weinkeller, als ich um Viertel nach drei erschien. Ich hatte mir ein weites Sweatshirt und bauschige Hosen angezogen. Er musterte mich von oben bis unten wie eine Ware auf dem Flohmarkt, die einem ein Händler aufzuschwatzen versucht. »Sollten Sie nicht im Bett sein?«
    »Wäre ich das, würde ich dort doch nur darüber nachdenken, wie weh es tut. Wie dem auch sei, ich bin zu unruhig, besonders weil wir noch den Cabernet ernten müssen. Haben Sie schon die Messungen durchgeführt?«
    »Das habe ich gerade vor. Wollen Sie mitkommen?«
    »Natürlich.«
    Der einzige Wein, der in diesem Jahr noch geerntet werden musste, war der Cabernet Sauvignon, die berühmteste Rotweintraube der Welt. Die bekanntesten und meistgefragten

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