Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
ein Wein-Zwischenhändler, erzählt mir, dass sie Weine erster Qualität nie mischen, doch dass sie die minderwertigen mischen, um sie zu veredeln.
Er sprach über Verschneiden – eine Praktik, von Fälschern angewandt, die Weine aus unterschiedlichen Regionen und sogar verschiedenen Ländern mischten und dabei mitunter ein wenig Portwein hinzugaben, um einen Cocktail zu bereiten, der den Leuten vorgaukeln konnte, sie tränken einen Spitzenwein. Sämtliche Weine, die Jack gespendet hatte, waren Spitzenweine, mit Ausnahme des Dorgon. War dieser verschnitten worden, wie Jefferson es angedeutet hatte? Wenn dies der Fall war, wie sollte ich es je erfahren?
Valerie hatte durchblicken lassen, dass das, was sie wusste, von großer Bedeutung war. Ob dieser Dorgon nun ein Mischmasch von mehreren minderwertigen Weinen war oder nicht, erschien mir nicht weltbewegend. Ich legte das Tagebuch auf den Nachttisch zurück.
Wieder schlief ich schlecht. Mein Schlafanzug scheuerte an den Schnittwunden auf meinem Rücken, meine Haut fühlte sich an, als sei sie straff über meine Knochen gespannt worden, und die Blutergüsse, jetzt dunkelrot und grün, bildeten eine grelle Erinnerung an Valeries Tod.
Irgendetwas von dem, was Jefferson in seinem Tagebuch geschrieben hatte, beunruhigte mich, doch ich konnte es nicht fassen.
Und die einzigen beiden Menschen, die mir hätten helfen können – Thomas Jefferson und Valerie Beauvais –, waren tot.
Kapitel 10
A ls ich am nächsten Morgen aufwachte, hörte ich aus Pépés Schlafzimmer Schnarchgeräusche. Zu Hause in Paris stand er nie vor dem Nachmittag auf. Bei dem Jetlag – und dem bisschen Schlaf, den er gestern bekommen hatte – fragte ich mich, ob er den ganzen Tag im Bett bleiben würde.
Ich machte Frühstück, legte auf den Küchentisch ein Gedeck für ihn und hinterließ eine Notiz, dass er Croissants im Brotkasten und Käse im Kühlschrank finden würde. Gewöhnlich ließ er Frühstück und Mittagessen verstreichen und machte das Abendessen zu seiner Hauptmahlzeit, doch vielleicht würde er eine Ausnahme machen, falls er sich der Zeitumstellung anpassen sollte.
Ich fuhr zur Weinkellerei und parkte neben Quinns El Camino. Die Eingangstür der Villa war abgeschlossen, daher befand er sich wahrscheinlich im Weinkeller. Dort fand ich ihn, wie er mit Manolo und Jesús den Tresterhut niederstieß. Die beiden Arbeiter lächelten und sagten »Hallo«. Quinn schaute kaum hoch und murmelte »Guten Morgen«, bevor er sich wieder ganz auf die Arbeit konzentrierte. Ich stand daneben, schaute zu und wurde von Sekunde zu Sekunde wütender, weil ich auf ein Zeichen von ihm wartete, dass zwischen uns noch etwas geklärt werden musste. Stattdessen stieß er verbissen mit einem großen, flachen Rührstab auf die matschige Masse von Traubenschalen ein, rührte sie unter die Oberfläche eines der Gärfässer und beachtete mich nicht. Ich sah, wie Jesús unruhig zu Manolo hinüberschaute. Manolo schüttelte vorsichtig den Kopf.
Es gab keinen Grund, die beiden in das Ganze hineinzuziehen.
»Ich möchte, dass Sie in mein Büro kommen, sobald Sie hier fertig sind, Quinn.« Alle drei waren kräftiger, größer und älter als ich. Ich klang wie eine Lehramtsreferendarin, die der Situation nicht gewachsen war und versuchte, einen widerspenstigen Schüler zu disziplinieren. Keiner schaute mich an.
»Falls Sie es vergessen haben sollten, ich bin die Eigentümerin dieses Weinguts«, sagte ich. »Wenn ich etwas sage, wünsche ich nicht, dass man mich ignoriert.«
Diesmal hörten alle mit der Arbeit auf.
Manolo und Jesús nickten nervös. Quinns Kopf zuckte hoch, und er starrte mich an. Ich hätte nicht sagen können, ob er verlegen oder wütend war, dass ich auf diese Weise vor den Männern mit ihm geredet hatte. Doch sein Machismo war sein Problem, und nun war es sein Pech, wenn er das Gesicht verloren hatte. Als ich den Weinkeller verließ, schloss ich die Tür heftiger als notwendig.
Ich hatte mich immer noch nicht beruhigt, als ich die Villa erreichte. Gina stürzte aus der Küche, mit einem Becher Kaffee in der Hand und großen Augen.
»Oh, Sie sind es, Lucie. Ich hörte die Tür zuknallen. Muss wohl ein Windstoß gewesen sein.« Sie hielt inne und starrte mich an. »Was ist los? Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Wenn es Frankie mit ihrer ruhigen, mitfühlenden Art gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich alles erzählt. Aber nicht dieser quirligen, geschwätzigen Gina, die entschieden zu viele
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