Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
unserer Farm abgeworfen hatte. Ich wusste, dass er immer noch sehr um sie trauerte.
»Wir können sie besuchen, wenn du gerne möchtest«, sagte ich. Das Grab meiner Mutter lag neben dem von Leland auf unserem Familienfriedhof. An der Stelle, wo sie zu Tode gekommen war, hatte ich auch ein kleines Kreuz aufgestellt.
Er legte mir eine Hand auf die Schulter, und zum ersten Mal seit seiner Ankunft spürte ich seine Müdigkeit. »Ich möchte gerne dorthin«, sagte er.
Wir sprachen nicht mehr über sie, doch später, als er sicherlich glaubte, ich würde es nicht bemerken, sah ich ihn ein schneeweißes Taschentuch aus der Tasche ziehen und damit seine Augen betupfen. Mein Herz krampfte sich zusammen.
Auf dem Weg zum Abendessen im Goose Creek Inn erzählte ich ihm, dass Joe und Dominique ihre Verlobung gelöst hatten, denn ich hätte wetten können, dass meine Cousine es nicht erwähnt hatte. Er schaute mich erstaunt an. Sie hatte es tatsächlich nicht.
»Sie waren so lange verlobt«, sagte er. »Was ist vorgefallen?«
»Ich schätze, ihre Arbeitswut ist ihm schließlich auf die Nerven gegangen«, sagte ich. »Aber ich vermute auch, dass mehr dahintersteckt, denn Joe hat sich sofort mit einer anderen Frau eingelassen. Vor ein paar Tagen ist das Auto seiner neuen Freundin in den Goose Creek gestürzt, und sie ist dabei umgekommen. Jemand hat die Radmuttern an einem der Räder entfernt, sodass sie offenbar die Kontrolle über den Wagen verloren hat. Der Sheriff untersucht den Fall, doch bislang wurde niemand verhaftet.«
»Verdächtigt man Dominique?«, fragte Pépé.
»Um Gottes willen, nein! Ich habe noch nicht mal daran gedacht. Aber ich weiß, dass sie Joe ausquetschen. Er, eh, hat die Nacht mit dieser Frau verbracht – Valerie Beauvais. Danach wurde sie umgebracht.«
»Wie wird deine Cousine denn mit der ganzen Geschichte fertig?«
»Nicht sehr gut«, sagte ich. »Und um ehrlich zu sein, ich bin noch nicht mal sicher, ob sie schon weiß, dass Joe bei Valerie war.«
»Dann müssen wir sie beschützen«, sagte er.
»Und du musst so tun, als wüsstest du von nichts, bis sie es dir erzählt.«
» Ma puce «, sagte er, »ich habe mein ganzes Berufsleben im diplomatischen Dienst verbracht. Wenn erforderlich, habe ich vor Königen, Generälen und Diktatoren Unwissenheit vorgetäuscht. Mit deiner Cousine kann ich schon umgehen.«
Ich lächelte. »Natürlich kannst du das.«
Doch wie nicht anders zu erwarten, wirkte er verärgert, als Dominique bei unserer Ankunft am Restaurant gleich einen Riesenrummel um ihn machte. Sie zeigte sich besorgt, er sähe zu müde aus, um noch so spät auszugehen, und sie würde dafür sorgen, dass uns sofort etwas zu essen serviert würde, damit er schnell nach Hause und ins Bett käme. Ohne dass sie es sehen konnte, rollte er die Augen und zwinkerte mir zu. Und kaum hatte sie uns zu ihrem Tisch geführt und sich gesetzt, als sie auch schon wieder davonpreschte, um ein Problem in der Küche zu lösen.
»Sie muss Urlaub machen«, sagte Pépé zu mir. »Sie bringt sich noch um, wenn sie nicht mal abschaltet. Ich finde, dass sie überhaupt nicht gut aussieht.«
»Sie ist Kettenraucherin. Ich glaube, sie hat wieder angefangen, als es mit ihr und Joe zu Ende ging.«
Wir gaben die Bestellung auf, nachdem sie an den Tisch zurückgekehrt war. Dominique reichte unserem Großvater die Weinkarte.
»Entscheidest du dich für einen Burgunder, Pépé?«, fragte sie lächelnd.
In den 30er Jahren hatten zwei Franzosen aus Nuits-Saint-Georges im Burgund eine Gesellschaft namens Confrérie des Chevaliers du Tastevin gegründet – die Bruderschaft der Ritter der Weinprüfer. Ihr Ziel war es, den Weinen dieser Region in einer ökonomischen Krise überleben zu helfen. Nach dem Krieg war mein Großvater Mitglied dieser elitären Gruppe geworden, und er kannte seine Weine.
»Ich denke, zum Hauptgericht nehmen wir einen Clos de Vougeot«, sagte er, nachdem er sich mit uns über unsere Wahl beraten hatte. »Und als Aperitif une coupe de champagne .« Er schaute Dominique über den Rand seiner Brille hinweg an. »Das Abendessen geht auf mich.«
»Dies ist mein Restaurant …«, sagte Dominique.
»Ich weiß. Aber ich habe euch beide zum Essen eingeladen.«
»Du kannst doch nicht …«
Ich stieß sie unter dem Tisch an. »Danke!«, sagte ich. »Das ist sehr lieb von dir. Wir nehmen es gerne an.«
Er strahlte. »Keine Ursache. Mir bleibt nicht mehr oft die Gelegenheit, mit meinen hübschen
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