Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
bringen.« Ich stellte den Behälter neben dem Tisch auf den Boden. »Oder soll ich es tun?«
»Wir haben unten einen kleinen Keller mit Temperaturregelung.« Sie lächelte, als sie meine überraschte Reaktion sah. »Ja, ich weiß. Zwei Weinkeller, das ist ein bisschen extravagant. Ich bringe die Flaschen selbst nach unten. Danke für Ihr Angebot.«
»Nichts zu danken.« Ich zeigte auf das Blumenarrangement. »Die Blumen sind wunderschön. Ist das Ihr Werk?«
»Ja, für Jack. Er freut sich über die einfachsten Dinge. Ich mache mir nie Umstände mit großen, professionell aussehenden Arrangements. Die Häuser meiner Kunden dürfen getrost im Architectural Digest erscheinen, aber Jack hat es in seinem eigenen Haus gerne gemütlich. Guter alter bodenständiger deutscher Charme.«
Sunny hatte im Kamin Feuer gemacht. Schuberts Forellenquintett ertönte aus den zwei Lautsprechern in den Bücherregalen zu beiden Seiten des Kamins. Ihre Gobelinstickerei – etwas Florales – lag auf dem Sofa.
»Bitte, setzen Sie sich. Nehmen Sie Jacks Sessel neben dem Kamin«, sagte sie. »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Wie wär’s mit einem Glas Wein? Kommen Sie! Da ist noch eine offene Flasche Cabernet Sauvignon. Französischer. Ich möchte nicht allein trinken, da Sie jetzt hier sind.«
Ich setzte mich. »Na gut. Ein Glas. Danke!«
Sie reichte mir den Wein und nahm ihre Gobelinstickerei auf, nachdem sie sich aufs Sofa gesetzt hatte. »Ich habe gehört, dass die Orlandos Sie gedrängt haben, Ihr Grundstück für die Jagd zu sperren«, sagte sie. »Amanda erzählte mir, Sie hätten ihnen gesagt, sie sollten sich zum Teufel scheren.«
»So ungefähr.«
»Die meinen es wirklich ernst mit einem Verbot der Fuchsjagd, müssen Sie wissen.« Sunny griff nach ihrer Brille, setzte sie auf und konzentrierte sich auf ihr Tuch. »Stuart Orlando hat vor kurzem ein Treffen in seinem Haus organisiert, um das Ganze wieder in Gang zu bringen. Sie wollen versuchen, uns in den Medien herunterzumachen und es über die öffentliche Meinung auszufechten.« Sie schaute hoch. »Sie wollen Artikel darüber lancieren, wie grausam wir die Jagdhunde behandeln. Was wir den armen Füchsen antun.«
»Woher wissen Sie von diesem Treffen?«
Sie schlüpfte mit den Füßen aus ihren Lederschläppchen und setzte sich graziös auf die Unterschenkel. »Eine Freundin von mir bekam Wind davon und fragte, ob sie dort hingehen sollte. Die Orlandos kennen ja noch nicht jeden hier.« Sie zog rosafarbene Seide durch das Tuch und schien mit sich selbst zufrieden zu sein.
»Darf ich mal ein anderes Thema anschneiden?«
»Nur wenn es sich nicht um den Margaux handelt.«
Ich beobachtete, wie sie die Nadel diesmal ruckartig ins Tuch stach, und fragte dennoch: »Wissen Sie, ob Jack Valerie Beauvais getroffen hat, bevor sie diesen Unfall hatte? Ich meine die Historikerin, die umgebracht wurde.«
»Ich weiß sehr wohl, wer Valerie Beauvais war. Schließlich lese ich Zeitung. Ich hätte es gewusst, wenn er sie getroffen hätte.« Sie stickte weiter.
»Dann hat er sie also nicht getroffen.«
»Das sagte ich soeben.«
»Warum zieht er dann den Wein zurück?«
Sie legte ihre Gobelinstickerei beiseite und setzte vorsichtig die Brille ab. Wie sie beides tat, ließ sie älter erscheinen. »Ich werde Ihnen mal etwas erzählen. Und es ist besser, wenn es unter uns bleibt. Jack berichtete mir, sein Vater habe diesen Wein nach dem Krieg als Dankeschön von einem Freund bekommen. Mein Schwiegervater wurde in Nazi-Uniform nach Frankreich geschickt, aber er sympathisierte heimlich mit den Franzosen, da er im Weinhandel so viele Freunde hatte. Sie können sich vorstellen, was mit ihm geschehen wäre, wenn man in Berlin etwas über die Dinge erfahren hätte, die er gemacht hat. Jacks Vater ging gewaltige Risiken ein, um alten Freunden und früheren Geschäftspartnern zu helfen.«
»Wusste Valerie davon?«
»Sie zog es vor, Lügen zu vertrauen. Dass er die Franzosen während des Krieges betrogen habe.«
Ich fragte mich, ob Sunny bewusst war, dass sie sich gerade widersprochen hatte, was die Frage betraf, ob Jack Valerie gekannt hatte. Sie massierte sich die Stirn und griff nach ihrem Glas.
Sie hatte es bemerkt.
»Schauen Sie, Lucie, wir beide haben keine Ahnung, wie es während des Krieges war. Mein Schwiegervater tat, was er unter diesen unmöglichen Umständen tun konnte. Schließlich musste er seinen Vorgesetzten gehorchen. Wer sind wir denn, dass wir über einige Entscheidungen,
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