Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
mich nicht? Ich kann dich mit Jack bekannt machen.«
»Tut mir leid, ma belle , aber ich bin zum Abendessen verabredet. Vielleicht kann ich ihn ja später mal kennenlernen.« Er putzte seine Brillengläser am Ärmel seines Mantels. »Du hast eine Flasche Château Dorgon? Darf ich die einmal sehen?«
»Natürlich.«
Ich holte den Dorgon. Pépé setzte seine Brille wieder auf
und untersuchte die Flasche.
»So eine habe ich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Das Château stellte nach dem Krieg die Weinproduktion ein. Warum gibst du sie zurück?«
»Jack hat vor kurzem eine andere getrunken und meinte, der Wein sei umgekippt.«
» Quel dommage .«
»Ich weiß«, sagte ich. »Wirklich schade.«
Wir fuhren mit Jacks Weinflaschen, die ich wieder in die Originalverpackungen von Jeroboam’s zurückgetan hatte, zu mir nach Hause. Pépé ging nach oben, um sich umzuziehen.
Während ich auf ihn wartete, rief ich Amanda an, um zu erfahren, ob es ihr gelungen war, Sunny davon zu überzeugen, dass sie mit Jack reden sollte.
»Sie ist auf unserer Seite«, sagte sie. »Sie glaubt, Jack habe einen großen PR -Fehler begangen, die Flasche erst zu spenden und dann wieder zurückzufordern. Aber sie will nicht mit ihm reden.«
»Warum nicht?«
»Ich weiß es nicht. Sie hat einfach dichtgemacht und gesagt: Du kannst ja mit ihm verhandeln. Das habe ich dann auch getan.«
»Was hat er gesagt?«
»Na ja, ich habe mit ihm gesprochen, aber am Ende hat er einfach aufgelegt.«
»Ich schätze mal, das heißt, dass ich hinfahren und die Weine abliefern muss.«
»Damit werden wir in Teufels Küche kommen.«
»Warum rufst du nicht Ryan an«, sagte ich, »und erzählst ihm, was passiert ist? Er wird verbreiten, dass der Wein nicht mehr versteigert wird, und wir brauchen uns nur mit den Reaktionen herumzuschlagen.«
»Aber bevor ich das mache, trinke ich noch ein riesiges Glas Johnnie Walker Blue«, sagte sie, »und verbringe den Abend damit, zu ergründen, weshalb dieser Jack Greenfield sich als so ein Hurensohn erwiesen hat.«
»Viel Spaß dabei!«
»Nur wenn du mir versprichst, dass du ihm, wenn du ihn siehst, von mir vors Schienbein trittst.«
Ich legte auf, als Pépé die Treppe hinunterkam, elegant gekleidet in einen dunkelgrauen Anzug mit einer Krawatte in rotem und goldenem Paisleymuster und passendem Einstecktuch dazu.
Nachdem er verschwunden war, fuhr ich zu Jack. Auf die Aufgabe, die mich dort erwartete, freute ich mich nicht.
Sunny öffnete mir die Haustür, mit einem Cocktailglas in der Hand und einem freundlichen, jedoch fragenden Lächeln auf den Lippen. »Lucie, welche Überraschung! Was kann ich für Sie tun?«
»Ich hätte anrufen sollen«, sagte ich. »Aber Jack hat heute Abend gesagt.«
Sie warf einen Blick auf den Behälter in meiner Hand. »Haben wir Sie zum Abendessen eingeladen?«
In ihrem langen Kaftan mit Indianermuster wirkte sie lässig und elegant. Ihr schulterlanges Haar, das sie gewöhnlich streng zurückgekämmt oder als Französischen Zopf trug, umrahmte lose ihr Gesicht und ließ sie jünger erscheinen als eine Frau von Mitte fünfzig.
»Ihr Mann bat mich, heute Abend zu kommen und dies hier zurückzubringen. Die Flaschen von der Auktion. Komme ich ungelegen?«
Sie winkte mich mit dem Glas herein. »Nein, nein, überhaupt nicht. Und es tut mir leid wegen des Missverständnisses mit diesen Weinen. Ich trinke gerade einen Wodka-Tonic. Jack ist noch im Laden und geht da irgendetwas mit Shane durch. Wollen Sie mir nicht Gesellschaft leisten?«
»Danke, aber ich kann nicht bleiben.« Ein Missverständnis?
Die Greenfields wohnten in einer umgebauten Scheune, die früher Teil eines größeren Anwesens gewesen war. Als die damaligen Besitzer Ende des neunzehnten Jahrhunderts eine Durststrecke durchmachen mussten, hatten sie das Grundstück in drei Parzellen aufgeteilt und verkauft. Jacks und Sunnys Besitz stammte – zusammen mit mehreren Nebengebäuden – aus dem größeren Anteil und umfasste auch ein kleines einstöckiges Pächterhäuschen, in dem sie Jacks Weinkeller eingerichtet hatten.
»Kommen Sie doch wenigstens auf eine Minute herein«, sagte sie. »Sie hatten schon genug Ärger.«
Ich gab nach und trat ein.
Eine schlichte Glasvase, gefüllt mit dunkelorangefarbenen Johanniskrautbeeren, korallenroten Gerbera-Tausendschönchen und pfirsichfarbenen Sweetheart-Rosen, stand auf einem Tisch in der Diele.
»Wahrscheinlich wollen Sie dies hier direkt nach drüben in Ihren Weinkeller
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