Der Boss und die sexy Luegnerin
später saß Vance in seinem Büro und fühlte sich ebenso angespannt wie aufgewühlt. Nur Charlie gegenüber war er noch nicht ausfallend geworden, alle anderen hatten seine Laune zu spüren bekommen. Was eine gewisse Ironie in sich barg, denn schließlich war sie an seiner Anspannung schuld.
Diese Frau ging ihm unter die Haut, und das hatte nicht zum Plan gehört. Ihre Nähe brachte ihn um den Verstand, und er konnte nur noch daran denken, sie zu besitzen. Sein Begehren wuchs von Tag zu Tag in ihrer Nähe.
Und er wusste, dass sie ihn über irgendetwas belog. Er war sicher.
Himmel, er fuhr jeden Abend nach Queens. Für sie. Was käme als Nächstes? Brooklyn? Er sprang auf und starrte aus dem Fenster.
Charlie war ganz offensichtlich nervös. Und es wurde mit jedem Tag schlimmer. Sie klickte sich durch den Posteingang, als fürchtete sie sich vor dem, was sie darin finden würde. Sie zuckte zusammen, wenn er den Raum betrat, und erst gestern hatte einer der Sicherheitsleute berichtet, dass sie im Archiv gewesen war, wo die alten Ordner und Berichte aufbewahrt wurden. Was zum Teufel hatte sie dort zu suchen? Und warum hatte sie ihm nichts davon gesagt? Was verbarg sie?
Sein Bauch sagte ihm, dass mit Charlie etwas nicht stimmte. Und ein anderes Körperteil sagte ihm, dass ihm das egal sein sollte. Sein Verstand steckte irgendwo in der Mitte fest.
Als die Gegensprechanlage summte, schlug er auf die Taste und konzentrierte all seinen Frust darauf. „Was?“
„Jemand von der Sicherheit ist auf Leitung zwei“, teilte sie ihm ein wenig atemlos mit.
„Danke.“ Er wollte nicht darüber nachdenken, wie nervös sie klang. Stattdessen drückte er auf die nächste Taste. „Waverly.“
„Mr Waverly, ich bin Carl von der Sicherheitsabteilung. Sie wollten informiert werden, wenn etwas Ungewöhnliches geschieht.“
„Und?“ Er hatte seit Wochen dafür gesorgt, dass alle im Haus wachsam und in Alarmbereitschaft waren. Sie mussten denjenigen schnappen, der sie an Rothschild verkaufen wollte. Jetzt, wo es offenbar etwas zu berichten gab, war Vance sich gar nicht mehr so sicher, ob er es hören wollte.
„Die IT-Abteilung hat alle unsere sensiblen Bereiche streng überwacht – kurz gesagt, dort ihre eigenen Alarmsysteme installiert. Sie haben uns gesagt, dass heute Morgen jemand aus Ihrem Büro versucht hat, auf geschützte Ordner zuzugreifen. Und zwar nicht von Ihrem Computer aus.“
Heute Morgen. Als er sich mit einem potenziellen Kunden getroffen hatte. Als Charlie allein im Büro gewesen war. Ob sie jetzt wohl besorgt war, da sie wusste, dass er mit einem von der Sicherheitsabteilung sprach?
„Offenbar ging es um alte Berichte kleinerer Auktionen“, fuhr Carl fort. „Die IT-Leute sagen, dass die Person an nichts Wichtiges gekommen ist. Sie richten gerade eine neue Firewall ein, alle Daten sind also gesichert.“ Carl hielt kurz inne. „Sollen wir irgendetwas unternehmen?“
„Nein.“ Seine Gedanken rasten, und Wut stieg in ihm auf. Er musste sich selbst darum kümmern. Er musste Charlie in die Augen sehen, wenn er sie mit seinem Wissen konfrontierte, denn nur so würde er wissen können, ob sie ehrlich zu ihm war oder nicht. Ihr Gesicht verriet sie immer. So viel hatte er bereits über sie gelernt. Und zum Teufel, vielleicht war sie es gar nicht gewesen. Vielleicht war sie zu dem Zeitpunkt ganz woanders gewesen, und jemand hatte sich in ihr Büro geschlichen und ihren Computer benutzt, nur damit sie verdächtig wirkte.
Er würde nicht davon ausgehen, dass sie schuldig war. Jetzt noch nicht. Aber es gefiel ihm nicht. Ihm gefiel ganz und gar nicht, dass Charlie eine Verräterin sein könnte.
„Ich kümmere mich darum“, sagte er zu Carl und legte auf. Jetzt musste er nur noch entscheiden, wie er sich kümmern wollte.
7. KAPITEL
Charlie hasste dieses Gefühl. Die ständige Anspannung. Und das Schuldgefühl, das sie dieser Tage überallhin verfolgte.
Vance war so nett zu ihr. Und sie belog ihn. Jedes Mal, wenn sie mit ihm sprach, log sie. So wie ihre Großmutter immer gesagt hatte: Wenn du etwas weißt, Charlie, und es nicht sagst, dann ist das eine Lüge. Genau so, wie wenn du dir selbst etwas vormachst. Und Grandma hatte recht gehabt. Charlie wusste etwas und schwieg darüber, weil sie sich selbst schützen musste. Und ihren Sohn.
Und das machte sie zur Lügnerin.
Und jetzt sprach Vance mit der Sicherheitsabteilung. Ging es dabei um sie? Hatte jemand was gesehen? Wurde sie von noch jemand anderem
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