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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Vermutung: Die Rückseite des Hauses schien tatsächlich nicht bewacht zu werden.
    Delaroche gab Rebecca eines der Mobiltelefone. »Du bleibst hier. Ruf mich an, falls du was Verdächtiges siehst. Bin ich in zehn Minuten nicht wieder da, fährst du ins Hotel zurück. Melde ich mich nicht innerhalb einer halben Stunde, rufst du den Direktor an und verlangst, aus Washington rausgeholt zu werden.«
    Rebecca nickte wortlos. Delaroche wandte sich ab und ging die Gasse entlang davon. Er blieb hinter dem Haus der Osbournes stehen, sah sich um, kletterte rasch über die mit Efeu bewachsene Mauer und sprang in einen gepflegten Garten, der einen kleinen Swimmingpool umgab. Er sah nach oben und verfolgte das von einem an der Mauer stehenden Telefonmast wegführende Kabel bis zu der Stelle, wo es das Haus erreichte.
    Er durchquerte den Garten, kniete vor dem Telefonschaltkasten an der Rückwand des Hauses nieder und holte Werkzeug und die kleine Stabtaschenlampe aus seinem Rucksack. Er hielt sie mit den Zähnen, wahrend er den Deckel des Schaltkastens abschraubte und die ins Haus führenden Leitungen kurz studierte.
    Ins Haus führten zwei Leitungen, aber Delaroche konnte nur eine anzapfen. Vermutlich diente die eine für Telefongespräche, während die andere für ein Faxgerät oder Modem installiert war.
    Er griff nochmals in seinen Rucksack und holte ein kleines elektronisches Gerät heraus. War es an die Telefonleitung der Osbournes angeschlossen, sendete es ein HF-Signal, das von Delaroches Mobiltelefon empfangen wurde, so daß er die Telefongespräche der Osbournes mithören konnte. Delaroche brauchte nur zwei Minuten, um das kleine Gerät anzuklemmen und den Deckel des Schaltkastens wieder zuzuschrauben.
    Das zweite Gerät war leichter zu installieren, weil es sich an der Außenseite jedes Fensters anbringen ließ. Es war ein Abhörmikrofon, das die Schwingungen, in die Schallwellen die Scheibe versetzten, in ein Audiosignal zurückverwandelte.
    Delaroche brachte den selbstklebenden Sensor am unteren Rand eines Wohnzimmerfensters an. Dort war er außen durch einen Zierstrauch und innen von der Lampe auf einem Beistelltisch verdeckt. Die dazugehörige Umwandler-und Senderkombination versteckte er unter einem Gebüsch im Garten.
    Delaroche ging über den Rasen zurück. Er warf seinen Rucksack auf die Mauer, kletterte hinauf und sprang auf der anderen Seite hinunter. Die beiden Geräte, die er hier installiert hatte, besaßen eine wirksame Reichweite von zwei Meilen, so daß er Osbournes Haus von seinem Hotelzimmer am Dupont Circle aus überwachen konnte.

    Rebecca wartete am Ende der Gasse auf ihn.
    »Komm, wir hauen ab«, sagte er.
    Er nahm ihre Hand und ging mit ihr zu dem schwarzen Volvo zurück.
    Delaroche saß vor dem Empfänger im Format eines Schuhkartons und testete das Signal des Minisenders, den er in Osbournes Garten versteckt hatte. Rebecca war im Bad. Er hörte, wie Wasser ins Waschbecken lief. Sie war seit über einer Stunde dort drinnen. Schließlich hörte das Wasserrauschen auf, und sie kam in einem Hotel-Bademantel und mit einem turbanartig um den Kopf gewickelten Handtuch heraus. Sie zündete sich eine seiner Zigaretten an und fragte: »Funktioniert das Ding?«
    »Das Sendersignal kommt an, aber ob das Mikrofon richtig arbeitet, weiß ich erst, wenn jemand im Haus ist.«
    »Ich hab' Hunger«, sagte sie.
    »Laß dir vom Zimmerservice etwas bringen.«
    »Ich möchte ausgehen.«
    »Es ist besser, wenn wir hier bleiben.«
    »Ich bin zehn Tage lang auf Schiffen und Booten eingesperrt gewesen. Ich will mal wieder ausgehen.«
    »Zieh dich an, dann führe ich dich aus.«
    »Mach die Augen zu«, forderte sie ihn auf, aber Delaroche stand auf und drehte sich nach ihr um. Er streckte eine Hand aus und zog an dem Handtuch um ihren Kopf. Ihr Haar war nicht mehr strohig blond; es war jetzt schwarz und glänzte feucht.
    Plötzlich stimmte es wieder mit ihren Gesichtszügen überein - mit ihren grauen Augen, ihrem blassen makellosen Teint, ihrem ovalen Gesicht. Er sah, daß sie eine bemerkenswert schöne Frau war. Aber dieser Anblick machte ihn auch zornig; liebend gern hätte er sich mit einer Flasche Elixier ins Bad zurückgezogen, um nach einer Stunde mit seinem früheren Gesicht herauszukommen.
    Sie schien seine Gedanken zu erraten.
    »Du hast Narben«, sagte sie und ließ eine Fingerspitze über seinen Unterkiefer gleiten. »Woher sind die?«
    »Ist man zu lange in diesem Geschäft, kann ein Gesicht eine Belastung

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