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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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werden.« Ihr Finger glitt höher und berührte die Kollagen-Implantate unterhalb der Backenknochen. »Wie hast du vor der Operation ausgesehen?« fragte sie.
    Delaroche zog die Augenbrauen hoch und dachte kurz über ihre Frage nach. Wie soll man sein eigenes Aussehen beschreiben können? dachte er. Behauptete er, ein schöner Mann gewesen zu sein, bevor Maurice Leroux sein Gesicht zerstört hatte, konnte sie ihn für einen Lügner halten. Er setzte sich an den Schreibtisch, griff nach einem Blatt Hotelbriefpapier und einem Bleistift.
    »Geh für ein paar Minuten raus«, sagte er.
    Rebecca verschwand wieder im Bad, schloß die Tür hinter sich und schaltete den Fön ein. Er arbeitete so rasch, daß der Bleistift förmlich übers Papier flog. Als er fertig war, begutachtete er sein Selbstporträt so leidenschaftslos, als sei dieses Gesicht ein Produkt seiner Phantasie.
    Er schob das Blatt Papier unter der Badezimmertür hindurch.
    Der Fön hörte zu heulen auf. Rebecca kam heraus und hielt das Blatt mit Delaroches früherem Gesicht in ihren Händen. Sie sah erst ihn, dann das Selbstporträt an. Sie küßte sein Porträt und ließ es achtlos zu Boden fallen. Dann küßte sie Delaroche.
    »Wer ist sie gewesen, Jean-Paul?«
    »Wer?«
    »Die Frau, an die du gedacht hast, während du mich geliebt hast?«
    »Ich habe an dich gedacht.«
    »Nicht die ganze Zeit. Aber ich bin dir deswegen nicht böse, Jean-Paul. Schließlich ...«
    Sie beendete ihren Satz nicht. Delaroche fragte sich, was sie hatte sagen wollen. Sie lag auf dem Rücken, ihr Kopf ruhte auf seinem Magen und ihr schwarzes Haar bedeckte seine Brust.
    Das Licht der Straßenbeleuchtung fiel durch die offenen Vorhänge auf ihren langen Körper. Ihr Gesicht war gerötet, aber der Rest ihres Körpers war weiß. Dies war die Haut einer Frau, die nur selten in die Sonne gekommen war; Delaroche bezweifelte, daß sie Großbritannien jemals verlassen hatte, bevor sie ins Ausland hatte flüchten müssen.
    »Ist sie schön gewesen? Und lüg mich nicht mehr an.«
    »Ja«, sagte er.
    »Wie hat sie geheißen?«
    »Astrid.«
    »Astrid wie?«
    »Astrid Vogel.«
    »Ich erinnere mich an eine Astrid Vogel, die Mitglied der Rote-Armee-Fraktion gewesen ist«, sagte Rebecca. »Sie hat Deutschland verlassen und ist untergetaucht, nachdem sie einen deutschen Polizeibeamten erschossen hatte.«
    »Das ist meine Astrid gewesen«, sagte Delaroche und fuhr mit einem Finger den Umriß von Rebeccas Brust nach. »Aber sie hat den deutschen Polizeibeamten nicht erschossen. Ich habe ihn erschossen. Astrid hat nur den Preis dafür bezahlt.«
    »Du bist also Deutscher?«
    Delaroche schüttelte den Kopf.
    »Was bist du sonst? Wie heißt du wirklich?«
    Er ignorierte ihre Frage. Als seine Finger von ihrer Brust über den Rippenbogen nach unten glitten, reagierte Rebeccas Unterleib unwillkürlich auf die Berührung und zog sich ein.
    Delaroche streichelte die weiße Haut ihres Bauchs und ihrer Oberschenkel. Schließlich nahm sie seine Hand und führte sie zwischen ihre Beine. Ihre Augen schlössen sich. Ein Windstoß bewegte die Vorhänge, und sie bekam plötzlich eine Gänsehaut.
    Sie wollte die Bettdecke über sich ziehen, aber Delaroche schob sie fort.
    »Einige Sachen auf dem Hausboot in Amsterdam haben einer Frau gehört«, sagte sie leise und ohne die Augen zu öffnen.
    »Astrid hat auf diesem Boot gelebt, stimmt's?«
    »Ja, das hat sie.«
    »Hast du dort mit ihr gelebt?«
    »Für kurze Zeit.«
    »Habt ihr euch in dem Bett unter dem Oberlicht geliebt?«
    »Rebecca ...«
    »Schon gut«, sagte sie. »Das kränkt mich nicht.«
    »Ja, das haben wir getan.«
    »Was ist aus ihr geworden?«
    »Sie ist ermordet worden.«
    »Wann?«
    »Letztes Jahr.«
    Rebecca schob seine Hand beiseite und setzte sich ruckartig auf. »Wie ist das passiert?«
    »Wir sind wegen eines Auftrags hier in Amerika gewesen, und die Sache ist schiefgegangen.«
    »Wer hat sie ermordet?«
    Delaroche zögerte einen Augenblick. Er hatte schon zuviel preisgegeben, das wußte er, aber aus irgendeinem Grund hatte er den Wunsch, ihr noch mehr zu erzählen. Vielleicht hatte Wladimir recht gehabt. Ein Mann, der Gespenster sieht, kann nicht länger wie ein Profi agieren ...
    »Michael Osbourne«, sagte er. »Oder vielmehr seine Frau.«
    »Warum?«

    »Weil wir hergeschickt worden waren, um Michael Osbourne zu liquidieren.« Er machte eine Pause, in der sein Blick über ihr Gesicht glitt. »In dieser Branche kann immer mal etwas

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