Der Botschafter
kam Elizabeth Osbourne. Rebecca öffnete ihre Tür.
Michael wandte sich an den DSS-Agenten und fragte: »Wo sind Ihre beiden Kollegen?«
Der DSS-Agent hob sein Sprechfunkgerät und murmelte einige Worte hinein. Als er keine Antwort bekam, befahl er laut:
»Zurück in den Wagen! Sofort!«
In diesem Augenblick stieg Rebecca Wells aus dem schwarzen Volvo. Sie stützte beide Arme aufs Wagendach und schoß auf den DSS-Agenten, sorgfaltig einen Schuß nach dem anderen abgebend - so wie Jean-Paul es sie gelehrt hatte.
Michael hörte keine Schüsse, sondern nur das Zersplittern der Heckscheibe der Limousine und das Einschlagen der 9mm-Geschosse, die den Kofferraum durchschlugen. Statt wieder in die Limousine zu steigen, wie der DSS-Agent ihnen befohlen hatte, hatten Michael, Elizabeth und Douglas sich instinktiv auf die Straße geworfen. Michael hatte das Gefühl gehabt, mit der Frau in dem Volvo Kombi stimme etwas nicht, aber er hatte zu langsam begriffen, daß sie tatsächlich Rebecca Wells sein könnte. Während er jetzt über Elizabeth und Douglas kauerte, gingen ihm blitzartig die letzten Sekunden im Leben des DSS-Agenten durch den Kopf. Der Agent hatte versucht, seine Kollegen zu rufen, aber keine Antwort bekommen. Weil jemand anders sie bereits ermordet hat, dachte Michael. Dann erinnerte er sich an Gerry Adams' Warnung, Rebecca Wells sei auf der Suche nach einem Profikiller gewesen, um Douglas liquidieren zu lassen. Vermutlich war ihr angeheuerter Killer hier irgendwo in der Nähe.
Michael zog seine Pistole. Der Chauffeur war noch im Auto in Deckung gegangen. Michael stieß Elizabeth und Douglas an.
»Los, ins Auto!«
Elizabeth kroch auf den Rücksitz der Limousine. Einer der Schüsse traf den Kopf des DSS-Agenten, und ein Schauer aus Blut und Gehirnmasse regnete durch die zersplitterte Heckscheibe. Elizabeth starrte Michael hilflos an und versuchte, sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen.
Dann riß sie plötzlich entsetzt die Augen auf und kreischte:
»Michael! Hinter dir!«
Michael fuhr herum und sah eine Gestalt, die auf den Stufen vor ihrer Haustür stand. Der Mann riß den rechten Arm hoch und gab zwei Schüsse ab. Die Pistole mit Schalldämpfer war nicht zu hören; daß er schoß, zeigten nur die Flammenzungen des Mündungsfeuers.
Selbst im schwachen Lichtschein der Straßenbeleuchtung von Georgetown wußte Michael, daß er diese Art zu schießen schon einmal gesehen hatte.
Der Mann auf den Stufen vor seiner Haustür war Oktober.
Sein erster Schuß prallte als Querschläger vom Wagendach ab. Der zweite traf Douglas im Rücken, als er sich in den Wagen stürzte. Er brach vor Schmerzen aufstöhnend über Elizabeth zusammen.
Michael zielte auf Oktober, gab mehrere Schüsse ab und trieb ihn dadurch ins Haus. In der ruhigen Wohnstraße klang sein durchschlagkräftiger Browning wie Artillerie.
»Los! Los!« brüllte er den Chauffeur an. »Bringen Sie sie weg!«
Der Chauffeur setzte sich auf und gab Gas.
Das letzte, was Michael sah und hörte, war Elizabeth, die etwas durchs zerschossene Heckfenster kreischte.
»Die Kinder, Michael!« rief sie verzweifelt. »Die Kinder!«
Michael warf sich zwischen zwei geparkte Fahrzeuge, so daß er zumindest für einige Sekunden lang vor Rebecca Wells und Oktober sicher war. Er sah, daß Oktober wieder ins Freie trat.
Michael gab mehrere Schüsse ab. Oktober verschwand wieder im Haus. Dann begannen Autofenster um ihn herum zu zersplittern. Die Frau schoß auf ihn.
In vielen Häusern entlang der Straße brannte jetzt Licht.
Michael drehte sich um und sah Rebecca Wells hinter der offenen Tür des Volvos stehen und übers Autodach hinweg schießen. Er überlegte, ob er ihr Feuer erwidern sollte. Aber wenn er sie verfehlte, konnte sein Schuß eines der Nachbarhäuser treffen und einen Unbeteiligten, der aus der Tür getreten war, um zu sehen, was auf der Straße los war, tödlich verletzen.
Er zielte auf sein eigenes Haus. Bitte, lieber Gott, laß die Kinder oben im Kinderzimmer sein! dachte er. Und dann schoß er auf Oktober, bis das erste Magazin leer war.
Michael hörte die erste Sirene, während er sein Magazin wechselte. Wahrscheinlich hat jemand wegen der Schießerei die Polizei angerufen, dachte er. Oder vielleicht hat der DSS-Mann noch Alarm schlagen können, bevor er erschossen worden ist.
Jedenfalls hörte Michael jetzt das Heulen mehrerer näher kommender Sirenen, das mit jeder Sekunde lauter wurde.
Oktober erschien in der Haustür und winkte
Weitere Kostenlose Bücher