Der Botschafter
Mund eines alten Liberalen, der die Agency haßt, ist besonders wertvoll.«
»Willst du weiter dort arbeiten, auch wenn die Sache mit Nordirland jetzt vorbei ist?«
»Wenn meine Frau mir verspricht, sich nicht von mir scheiden zu lassen«, antwortete Michael. »Monica Tyler will, daß ich mich wieder um das Schwert von Gaza kümmere. Die Agency hat Hinweise auf geplante Anschläge erhalten.«
»Was für Hinweise?«
»Reisen bekannter Agenten, abgefangene Mitteilungen, solche Dinge.«
»Irgend etwas in England?«
»England kommt immer in Frage. Dort sind sie gern aktiv.«
»Ich erinnere mich an den Anschlag in Heathrow.«
»Ich auch«, sagte Micha el knapp.
Douglas lehnte sich zurück und schloß die Augen, während die Limousine durch die stillen Wohnstraßen von Georgetown fuhr. »Wann wird das enden?« fragte er. »Wann wird was enden?«
»Terrorismus. Morde an Unschuldigen als Form der politischen Aussage. Wann wird das enden?«
»Wenn es auf der Welt keine Menschen mehr gibt, die sich unterdrückt genug fühlen, um nach einer Bombe oder Waffe zu greifen. Wenn es keine religiösen oder ethnischen Fanatiker mehr gibt. Wenn es keine Verrückten mehr gibt, die ihren Kick daraus beziehen, Blut zu vergießen.«
»Dann lautet die Antwort auf meine Frage vermutlich niemals. Dieser Wahnsinn wird niemals enden.«
»Du bist der Historiker. Im ersten Jahrhundert haben die Zeloten mit Terrorakten gegen die römischen Besatzer des Gelobten Landes gekämpft. Im zwölften Jahrhundert hat eine Gruppe schiitischer Moslems, die sogenannten Assassinen, Terrorakte gegen die sunnitische Führung in Persien verübt. Dieses Phänomen ist keineswegs neu.«
»Und jetzt hat es Amerika erreicht: das World Trade Center, Oklahoma City, der Olympiapark in Atlanta.«
»Terroranschläge sind billig, verhältnismäßig einfach durchzuführen und erfordern nur eine Handvoll entschlossener Täter. Das haben zwei Verbrecher namens Timothy McVeigh und Terry Nichols bewiesen.«
»Dieser Anschlag ist mir immer noch ein Rätsel«, sagte Douglas. »Hundertachtundsechzig Menschen in Sekundenbruchteilen tot.«
»Hört endlich auf, ihr beiden«, sagte Elizabeth und öffnete die Augen, als die Limousine vor ihrem Haus hielt. »Schluß jetzt mit dieser Diskussion. Ihr deprimiert mich.«
Delaroche stand im ersten Stock des Hauses an einem Fenster mit Blick auf die N Street, als er die Limousine vorfahren hörte.
Er schob den Vorhang etwas zur Seite und sah auf die Straße hinunter. Cannon und das Ehepaar Osbourne kamen nach Hause.
Er ließ den Vorhang wieder zurückfallen, ging den Korridor entlang zur Treppe und warf im Vorbeigehen einen Blick ins Schlafzimmer der Osbournes. Maggie lag mit Paketband gefesselt und geknebelt auf dem Fußboden.
Delaroche ging rasch die Treppe hinunter und blieb in der dunklen Eingangshalle des Hauses stehen. Alles würde ganz einfach sein, sagte er sich - wie in einer Schießbude auf dem Rummelplatz -, und dann hatte er's hinter sich. Alles hinter sich.
38
WASHINGTON
Rebecca Wells bog hinter der Limousine in die N Street ab und folgte ihr zwei Blocks weit, bis sie bremste und hielt. Vor dem Haus der Osbournes gab es keine Parkplätze, deshalb blieb der Fahrer einfach mitten auf der Straße stehen und schaltete seine Warnb linkanlage ein. Rebecca griff in ihre Umhängetasche und zog die 9mm-Beretta mit Schalldämpfer heraus.
Jean-Pauls Anweisungen gingen ihr erneut durch den Kopf.
Ich erledige die beiden Männer im Wagen und gehe dann ins Haus, hatte er ihr am Abend zuvor flüsternd erklärt, während der Fernseher in ihrem Hotelzimmer mit voller Lautstärke lief.
Du wartest, bis alle ausgestiegen sind. Dann erschießt du den letzten DSS-Mann, und ich übernehme den Botschafter und Michael Osbourne.
Sie fragte sich, ob sie die Kraft haben würde, ihren Auftrag auszuführen. Und dann dachte sie an Gavin Spencer und Kyle Blake und die Männer, die in Hartley Hall ihr Leben gelassen hatten, weil Michael Osbourne und sein Schwiegervater sie in eine Falle gelockt hatten. Sie überprüfte ihre Waffe und überzeugte sich davon, daß sie durchgeladen war.
Eine der Türen der Limousine wurde geöffnet, und der DSS-Agent stieg aus. Er ging vorn um den Wagen herum und hielt die hintere linke Tür gegenüber dem Haus der Osbournes auf.
Michael Osbourne stieg als erster aus. Er sah sich auf der Straße um. Sein Blick ruhte kurz auf dem Volvo, bevor er sich abwandte. Der Botschafter folgte ihm, und zuletzt
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