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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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haben wir sofort erfahren«, sagte Delaroche, indem er seinen rechten Handrücken anstarrte. »Der Direktor hat ausgezeichnete Verbindungen zu den westlichen Geheim-und Sicherheitsdiensten, aber von der Interpol-Sache hat er von seiner Quelle in Langley erfahren.«
    »Warum ist die Gesellschaft in Nordirland aktiv geworden?«
    »Weil sie befurchtet, das dortige Friedensabkommen könnte schlecht fürs Geschäft sein. Der Exekutivausschuß der Gesellschaft ist letzten Monat auf Mykonos zusammengetreten.
    Auf dieser Sitzung hat die Gesellschaft beschlossen, Ihren Schwiegervater und Sie zu liquidieren und der Auftrag ist an mich gegangen.«
    »Ist die Frau in dem Volvo Rebecca Wells gewesen?«
    »Ja.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Das gehört nicht zu unserem Deal, Michael.«
    »Warum sollte ich liquidiert werden?«
    »Der Direktor hat viel Geld in mich investiert und wollte es nicht verlieren. Er hat Sie als Bedrohung gesehen.«
    »Hat seine Quelle aus Langley an der Besprechung auf Mykonos teilgenommen.«
    »Alle sind auf Mykonos dabeigewesen.«
    Es war nach fünf Uhr morgens, als Michael und Delaroche die Kleinstadt Greenport auf Long Island erreichten. Sie fuhren durch menschenleere Straßen und parkten an der Anlegestelle der Autofahre. Das Schiff lag sicher an der Pier vertäut; es würde erst in einer Stunde zu seiner ersten Fahrt über den Sund nach Shelter Island ablegen. Michael telefonierte aus der Telefonzelle neben dem kleinen Holzhäuschen, in dem die Fahrkarten verkauft wurden.
    »Scheiße, wo steckst du?« fragte Adrian Carter. »Die ganze Stadt ist auf der Suche nach dir.«
    »Ruf mich von einer Telefonzelle aus unter folgender Nummer an ...«
    Die zehnstellige Zahl, die er Carter nannte, hatte keinerlei Ähnlichkeit mit der richtigen Rufnummer dieser Telefonzelle.
    Michael benützte einen primitiven Schlüsselcode, den Carter und er schon vor hundert Jahren im Außendienst gebraucht hatten: rückwärts, die erste Ziffer um eins vermehrt, die zweite um zwei vermindert, die dritte um drei vermehrt und so weiter.
    Er mußte die Nummer nicht wiederholen, denn Carter war wie er selbst mit einem perfekten Gedächtnis geschlagen.
    Michael hängte ein und rauchte eine Zigarette, während er darauf wartete, daß Carter sich anzog und zur nächsten Telefonzelle fuhr. Bei der Vorstellung, wie Carter sich einen Mantel über seinen Schlafanzug zog, mußte Michael grinsen.
    Fünf Minuten später klingelte das Telefon.
    »Würdest du mir freund licherweise verraten, was zum Teufel hier vorgeht?«
    »Das erzähle ich dir, wenn du herkommst.«
    »Wo bist du?«
    »Shelter Island.«
    »Verdammt, was machst du dort? Bist du in diese Schießerei auf der Key Bridge verwickelt gewesen?«
    »Nimm das nächste Flugzeug, Adrian. Ich brauche dich.«
    Carter zögerte einen Augenblick. »Gut, ich komme, so schnell ich kann - aber wehe, wenn deine Story nichts taugt!«
    Als Michael zum Auto zurückkam, war Delaroche verschwunden, aber er entdeckte ihn einen Augenblick später.
    Delaroche lehnte an einem rostigen Maschendrahtzaun und starrte über den Sund zu der niedrigen, dunklen Silhouette von Shelter Island hinüber.
    »Erzählen Sie mir, was Sie vorhaben«, sagte Delaroche.

    »Wenn Sie Ihr Geld und Ihre Freiheit behalten wollen, müssen Sie für Ihr Abendessen singen.«
    »Was soll ich für Sie tun?«
    »Mir helfen, die Quelle in Langley zu vernichten.«
    »Sie wissen, wer der Informant ist?«
    »Ja, das weiß ich«, antwortete Michael. »Und es handelt sich um keinen Er. Die Quelle ist Monica Tyler.«
    »Ich weiß nicht genug, um Monica Tyler zu vernichten.«
    »Doch, das wissen Sie.«
    Delaroche starrte weiter übers schwarze Wasser. »Das alles hätten wir auch anderswo besprechen können, Michael. Warum haben Sie mich ausgerechnet hierher gebracht?« Aber Delaroche erwartete nicht wirklich eine Antwort, und Michael gab auch keine. »Eines muß ich noch wissen. Ich muß wissen, wie Astrid gestorben ist.«
    »Elizabeth hat sie erschossen.«
    »Wie?«
    Als Michael es ihm erzählte, schloß er die Augen. So standen sie nebeneinander, beide an den Zaun geklammert, als die ersten Männer der Fährenbesatzung zur Arbeit kamen. Ein paar Minuten später sprangen die Dieselmotoren an und ließen das Schiff an seinem Liegeplatz erzittern.
    »Diese Sache ist nie persönlich gewesen«, sagte Delaroche schließlich. »Immer nur geschäftlich. Verstehen Sie, was ich damit sagen will, Michael? Immer nur geschäftlich.«
    »Sie haben mir und

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