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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Führungsoffizier gewesen, Adrian. Und du wirst immer mein Führungsoffizier sein.«
    Sie blieben an der Brücke über die schmale Bucht stehen, an deren Ende Dering Harbor lag. Jenseits der Brücke erstreckte sich ein mit Schilf bewachsenes Gelände mit einzelnen kahlen Bäumen. Auf der Brücke stand ein kleiner, sehniger Mann vor einer Staffelei und malte. Er trug fingerlose Wollhandschuhe und einen abgewetzten Troyer, der ihm mehrere Nummern zu groß war.
    »Wundervoll«, sagte Carter, während er das angefangene Bild begutachtete. »Sie sind sehr talentiert.«

    »Oh, sehr freundlich von Ihnen, Mr. Carter«, antwortete der Maler mit starkem Akzent.
    Carter wandte sich an Michael. »Das kann doch nicht dein Ernst sein!«
    »Adrian Carter, ich darf dir Jean-Paul Delaroche vorstellen.
    Du kennst ihn vermutlich besser unter dem Namen Oktober.«
    Tom Moore erschien mittags im Haus.
    »Sie wollten mich sprechen, Mr. Osbourne?«
    »Bitte kommen Sie rein, Tom. In der Küche gibt's frischen Kaffee.«
    Michael schenkte ihnen Kaffee ein, dann saßen sie sich an dem kleinen Tisch in der Küche gegenüber.
    »Was kann ich für Sie tun, Mr. Osbourne?«
    »Heute abend findet hier eine Besprechung statt, von der ich eine Aufzeichnung brauche - optisch und akustisch«, begann Michael. »Lassen die Überwachungskameras sich entsprechend umstellen?«
    »Ja, Sir«, sagte Moore ausdruckslos.
    »Können Sie aufzeichnen, was die Kameras aufnehmen?«
    »Ja, Sir.«
    Adrian Carter kam mit Delaroche herein.
    »Gibt's hier im Haus irgendwelche Mikrofone?«
    »Nein, Sir. Ihr Schwiegervater hat uns die Benützung von Mikrofonen strikt verboten. Er hält das für einen unzulässigen Eingriff in seine Privatsphäre.« Auf Moores breitem Gesicht erschien ein jungenhaftes Grinsen. »Er kann sich kaum mit den Kameras abfinden. Vor seiner Abreise nach London hab' ich ihn dabei ertappt, wie er eine abmontieren wollte.«
    »Wie lange würden Sie brauchen, um Mikrofone und einen Kassettenrecorder zu beschaffen?«
    Der junge Wachmann zuckte mit den Schultern. »Höchstens ein paar Stunden.«
    »Können Sie sie unsichtbar anbringen?«
    »Bei den Mikrofonen ist das leicht, weil sie relativ klein sind. Problematisch sind nur die Kameras. Das sind normale Überwachungskameras von der Größe eines Schuhkartons.«
    Michael fluchte halblaut vor sich hin.
    »Aber ich habe eine Idee.«
    »Ja, Tom?«
    »Die Kameras haben Objektive mit ziemlich langer Brennweite. Wenn die Besprechung im Wohnzimmer stattfände, könnte ich Kameras am Rand des Rasens aufstellen und Aufnahmen durch die Fenster machen.«
    Michael nickte lächelnd. »Gute Idee, Tom!«
    »Wie man Aufklärungsmittel richtig einsetzt, habe ich bei den Rangers gelernt. Sie müssen nur dafür sorgen, daß die Vorhänge offen bleiben.«
    »Das kann ich nicht garantieren.«
    »Schlimmstenfalls bleibt Ihnen der Tonbandmitschnitt als Beweismittel.«
    Delaroche wandte sich an den Wachmann. »Haben Sie außer dem Museumsstück, das Sie tragen, noch andere Waffen?«
    Moore trug einen Revolver Smith & Wesson Kaliber achtunddreißig.
    »Ich mag diese Museumsstücke, weil sie keine Ladehemmung kennen«, sagte Moore und schlug auf den Revolverhalfter.
    »Aber ich könnte wahrscheinlich ein paar Pistolen besorgen.«
    »Was für Pistolen?«
    »Colt Fünfundvierziger.«
    »Keine Glock oder Beretta?«
    »Sorry«, sagte Moore sichtlich perplex.
    »Ein oder zwei Colts wären gut«, entschied Carter.

    »Ja, Sir«, antwortete Moore. »Wollen Sie mir nicht verraten, was hier läuft?«
    »Kommt nicht in Frage.«
    Delaroche folgte Michael die Treppe ins Schlafzimmer hinauf. Michael trat an den Einbauschrank, öffnete die Tür und griff nach einer kleinen Schachtel auf dem obersten Regal. Er klappte sie auf und nahm eine Beretta heraus.
    »Die haben Sie beim letzten Besuch hier verloren, glaube ich«, sagte Michael, als er Delaroche die Waffe gab.
    Delaroches vernarbte rechte Hand schloß sich um den Pistolengriff, und sein Zeigefinger glitt reflexartig in den Abzugbügel. Michael lief ein kalter Schauder über den Rücken, als er sah, wie selbstverständlich Delaroche mit der Beretta umging.
    »Wo haben Sie die her?« fragte Delaroche.
    »Ich habe sie am Ende unseres Bootsstegs aus dem Wasser geangelt.«
    »Wer hat sie restauriert?«
    »Ich.«
    Delaroche blickte von der Pistole auf und starrte Michael an.
    »Warum zum Teufel haben Sie das getan?«
    »Das weiß ich selbst nicht recht. Wahrscheinlich wollte ich eine greifbare

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