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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Erinnerung daran haben, wie's damals wirklich gewesen ist.«
    Delaroche hatte noch immer ein 9mm-Magazin in der Tasche, mit dem er die Waffe jetzt lud.
    »Wenn Sie wollen, können Sie Ihren Auftrag damit doch noch ausführen, nehme ich an.«
    Delaroche gab Michael die Beretta zurück.
    An diesem Nachmittag betrat Michael um vier Uhr Douglas' Arbeitszimmer, nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer von Monica Tylers Büro in der Zentrale. Carter, der an einem anderen Apparat mithörte, hielt vorsichtshalber die Sprechmuschel zu. Monicas Sekretärin sagte, Direktor Tyler sei in einer wichtigen Besprechung und dürfe nicht gestört werden.
    Michael sagte, es handle sich um einen Notfall, und wurde daraufhin mit Tweedledee oder Tweedledum verbunden - er wußte nie genau, wer von den beiden wer war. Dann mußte Michael die üblichen zehn Minuten warten, während Monica aus ihrer Besprechung geholt wurde.
    »Ich weiß alles«, sagte Michael ohne weitere Vorrede, als Monica sich endlich meldete. »Ich weiß über die Gesellschaft Bescheid, und ich weiß über den Direktor Bescheid. Ich weiß über Mitchell Elliott und den Fall Trans-Atlantic Bescheid. Und ich weiß, daß Sie versucht haben, mich liquidieren zu lassen.«
    »Michael, sind Sie jetzt völlig übergeschnappt? Um Himmels willen, wovon reden Sie?«
    »Ich biete Ihnen eine Chance, diese Affäre unauffällig zu bereinigen.«
    »Michael, ich weiß nicht ...«
    »Ich erwarte Sie im Haus meines Schwiegervaters auf Shelter Island. Aber kommen Sie allein - ohne Leibwächter, ohne Mitarbeiter. Seien Sie bis zehn Uhr hier. Sind Sie bis dahin nicht hier oder sehe ich etwas, das mir nicht gefallt, rufe ich das FBI und die New York Times an und erzähle alles, was ich weiß.«
    Er legte auf, ohne ihre Antwort abzuwarten.
    Eine halbe Stunde später klingelte das abhörsichere Telefon im Arbeitszimmer der Londoner Villa des Direktors. Er saß in einem Ohrensessel am Kamin, hatte die Füße auf der Ottomane hochgelegt und arbeitete einen Aktenstapel durch. Daphne kam lautlos herein und nahm den Hörer ab.
    »Picasso ist am Apparat«, meldete Daphne. »Die Angelegenheit sei dringend, sagt sie.«

    Der Direktor nahm den Hörer entgegen. »Ja, Picasso?«
    Monica Tyler berichtete ihm gelassen von dem Anruf, den sie vorhin von Michael Osbourne erhalten hatte.
    »Ich vermute, daß er seine Informationen von Oktober hat«, sagte der Direktor. »Sollte meine Vermutung zutreffen, hat Osbourne nicht allzuviel in der Hand, glaube ich. Oktober weiß nur sehr wenig über die allgemeine Struktur unserer Organisation und ist nicht eben ein glaubwürdiger Zeuge. Er ist ein Mann, der für Geld mordet - ein Mann ohne Moral und ohne Loyalität.«
    »Ich stimme Ihnen zu, Direktor, aber ich glaube, wir sollten über diese Bedrohung nicht nur diskutieren.«
    »Das habe ich auch nicht vor.«
    »Sehen Sie eine Möglichkeit, die beiden zu liquidieren?«
    »Das kostet Zeit.«
    »Und wenn ich Oktober einfach verhafte?«
    »Dann posaunen Osbourne und er die Geschichte in die Welt hinaus.«
    »Ich höre mir gern an, was Sie vorzuschlagen haben.«
    »Wissen Sie, wie man Poker spielt?« fragte der Direktor.
    »Buchstäblich oder im übertragenen Sinn?«
    »Tatsächlich ein bißchen von beidem.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen, glaube ich.«
    »Hören Sie sich an, was Osbourne zu sagen hat, und wägen Sie Ihre Optione n nüchtern ab. Ich brauche Sie nicht daran zu erinnern, daß Sie bei Ihrer Aufnahme in die Gesellschaft einen Treueschwur geleistet haben. Nichts ist wichtiger, als diesen Schwur zu halten.«
    »Ja, ich verstehe, Direktor.«
    »Vielleicht bietet sich Ihnen eine Gelegenheit, diese Sache selbst aus der Welt zu schaffen.«

    »So etwas habe ich noch nie getan, Direktor.«
    »Das ist leichter, als Sie vielleicht glauben, Picasso. Ich warte auf eine Nachricht von Ihnen.«
    Er gab Daphne den Hörer zurück und sah sie an.
    »Ruf bitte sofort die Mitglieder des Exekutivausschusses und die Abteilungsleiter an. Ich muß jeden einzelnen dringend sprechen. Wir könnten gezwungen sein, unsere Aktivitäten für einige Zeit einzustellen, fürchte ich.«
    Monica Tyler legte den Hörer auf und starrte kurz aus ihrem Fenster zum Potomac hinüber. Dann durchquerte sie das Zimmer und blieb vor einer Radierung von Rembrandt stehen - einer Landschaft, die sie in New York für ein kleines Vermögen ersteigert hatte. Ihr Blick glitt über das gerahmte Blatt: die Wolken, das aus einer Hütte fallende Licht,

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