Der Botschafter
abend fast geschafft hätte, Ihren Schwiegervater zu ermorden, obwohl wir uns alle Mühe gegeben haben, ihn daran zu hindern.«
»Welches Spiel spielen Sie, Monica?« fragte Michael scharf.
»Das wollte ich eben Sie fragen.«
»Ich weiß alles«, sagte er, jetzt wieder ruhiger.
»Glauben Sie mir, Michael, Sie wissen keineswegs alles. In Wirklichkeit wissen Sie praktisch nichts. Aber eines sollten Sie wissen: Ihre kleine Eskapade hat eines der wichtigsten Unternehmen, das die Central Intelligence Agency gegenwärtig durchführt, schwer gefährdet.«
Im Wohnzimmer war es still geworden, nur das Kaminfeuer knackte und prasselte wie Gewehrfeuer. Draußen bewegte der Wind die Zweige der winterkahlen Bäume, von denen einer an der Hauswand scharrte. Ein Lastwagen brummte die Shore Road entlang, und irgendwo kläffte ein Hund.
»Wenn Sie den Rest hören wollen, müssen Sie Ihre Mikrofone stillegen«, sagte Monica.
Michael machte keine Bewegung. Monica griff nach ihrer Handtasche, als wolle sie aufstehen und gehen.
»Also gut«, sagte Michael. Er stand auf, trat an Douglas' Schreibtisch und zog eine der Schubladen auf. Sie enthielt ein etwa fingerlanges Mikrofon. Michael hielt es hoch, damit Monica es sehen konnte.
»Ausstecken«, verlangte sie.
Er zog das Mikrofon vom Kabel ab.
»Jetzt noch das Reservemikrofon«, sagte Monica. »Sie sind zu paranoid, um sich nur auf eines zu verlassen.«
Michael trat an die Bücherwand, nahm einen Proustband heraus und holte das zweite Mikrofon dahinter hervor.
»Stillegen«, verlangte Monica.
Delaroche sah zu Michael hinüber. »Sie hat eine Waffe in der Tasche.«
Michael trat an den Sessel, in dem Monica Tyler saß, griff in ihre Umhängetasche und zog den Browning heraus.
»Seit wann tragen CIA-Direktoren Waffen?«
»Wenn sie sich bedroht fühlen«, antwortete Monica.
Michael überzeugte sich davon, daß die Pistole gesichert war, bevor er sie Delaroche zuwarf.
»Also gut, Monica, fangen wir endlich an.«
Adrian Carter neigte von Natur aus dazu, sich leicht Sorgen zu machen - ein Charakterzug, der irgendwie mit der Aufgabe kollidierte, Agenten zu Unternehmen loszuschicken und auf ihre Rückkehr zu warten. In früheren Jahren hatte er sich viele schlaflose Nächte um die Ohren geschlagen, während er auf Michael Osbourne gewartet hatte. Besonders gut erinnerte Carter sich an zwei endlose Nächte, die er 1985 in Beirut verbracht hatte, als er auf Michaels Rückkehr von einem Agententreff im Bekaa-Tal gewartet hatte. Damals hatte er befürchtet, Michael sei als Geisel genommen oder ermordet worden. Erst als er schon hatte aufgeben wollen, war Michael mit Staub bedeckt und nach Ziegen stinkend wieder in Beirut aufgekreuzt.
Trotzdem war das alles nichts gewesen im Vergleich zu dem Unbehagen, das Carter jetzt empfand, während er zuhörte, wie sein Agent es mit der Direktorin der Central Intelligence Agency aufnahm. Als sie verlangte, Michael solle das erste Mikrofon ausstecken, machte Carter sich noch keine großen Sorgen - schließlich hatten sie zwei installiert, und ein erfahrener Agent wie Michael würde das zusätzliche As, das er im Ärmel hatte, nie rausrücken.
Gleich darauf hörte er, wie Monica verlangte, er solle auch das zweite stillegen; dann folgten kratzende und scharrende Geräusche, als Michael es hinter den Büchern hervorholte. Da die Tonübertragung ausfiel, tat Carter das einzige, was ein guter Führungsoffizier in dieser Lage tun konnte.
Er zündete sich die nächste von Michaels Zigaretten an und wartete.
»Kurz nach meiner Ernennung zur DCI hat sich ein Mann bei mir gemeldet, der sich als ›der Direktor‹ bezeichnet hat.« Sie sprach wie eine erschöpfte Mutter, die einem Kind, das nicht einschlafen will, ein Märchen erzählt. »Er hat mir die Mitgliedschaft in einem Eliteklub angetragen - einer internationalen Vereinigung von Geheimdienstangehörigen, Finanziers und Geschäftsleuten mit dem Ziel, die globale Sicherheitslage zu verbessern. Das ist mir verdächtig erschienen, deshalb habe ich den Vorfall unserer Spionageabwehr als potentiellen Anwerbeversuch einer feindlichen Organisation gemeldet.
Die Spionageabwehr hat geglaubt, es könnte operativ nützlich sein, zum Schein auf das Angebot des Direktors einzugehen, und ich bin derselben Ansicht gewesen. Vor Beginn dieses Unternehmens habe ich noch die Zustimmung des Präsidenten eingeholt. Danach habe ich mich insgesamt dreimal mit dem Direktor getroffen - zweimal in Skandinavien, einmal
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