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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Schwiegersohn behauptet, die Direktorin der Central Intelligence Agency sei an einem Mordkomplott gegen ihn beteiligt gewesen. Das ist eine verdammt tolle Story. In ganz Washington gibt's keinen Reporter, der sich nicht darauf stürzen würde.«
    »Und Sie kommen wegen Verrats von Dienstgeheimnissen vor Gericht.«
    »Das riskiere ich.«
    Adrian Carter betrat den Raum. Monicas Blick streifte ihn, bevor sie sich wieder an Michael wandte.
    »Eine Hexenjagd würde die Agency vernichten, Michael. Das dürften Sie selbst am besten wissen. Ihr Vater ist damals von Angletons Jagd auf Maulwürfe erfaßt worden, nicht wahr? Das hätte seine Karriere fast ruiniert. Ist das Ihre Methode, Ihren Vater an der Agency zu rächen? Oder sind Sie noch immer sauer auf mich, weil ich die Unverschämtheit besessen habe, Sie einmal vom Dienst zu suspendieren?«
    »Sie sollten sich davor hüten, mich gegen Sie aufzubringen, Monica.«
    »Was müßte ich also tun, um Sie daran zu hindern, diesen erlogenen Vorwurf gegen mich zu erheben?«
    »Sie stellen nach Ablauf einer gewissen Zeit Ihr Amt zur Verfügung. Und bis dahin tun Sie genau das, was Adrian und ich Ihnen sagen. Und Sie helfen mir, die Gesellschaft zu zerschlagen.«

    »Gott, sind Sie naiv! Die Gesellschaft kann niemand zerschlagen. Kontrollieren kann man sie nur, indem man ihr angehört.« Sie sah zu Delaroche hinüber. »Was haben Sie mit ihm vor?«
    »Um Delaroche kümmere ich mich«, sagte Michael knapp.
    Er griff in seine Jackentasche und holte eine Tonkassette heraus.
    »Die habe ich heute besprochen und ein halbes Dutzend Kopien davon angefertigt«, erklärte er Monica. »Sie enthält eine ausführliche Schilderung Ihrer Rolle in der Gesellschaft, einschließlich des Abschusses der Trans-Atlantic-Maschine und des versuchten Attentats auf meinen Schwiegervater. Die Kopien sind schon in sicheren Händen. Sollte Adrian, Delaroche, mir oder meinen Angehörigen etwas zustoßen, werden sie dem FBI und der New York Times zugeschickt.«
    Michael steckte die Kassette wieder ein.
    »Jetzt sind Sie am Zug, Monica.«
    »Ich habe der Agency sechs Jahre meines Lebens gewidmet«, antwortete sie. »Ich habe alles in meinen Kräften Stehende getan, um ihr Überleben zu sichern und sie vor Männern wie Ihnen zu schützen - vor Dinosauriern, die nicht genügend Weitblick haben, um zu erkennen, daß der Agency auch in unserer modernen Welt eine Rolle zukommt. Das Spiel ist an Ihnen vorbeigegangen, Michael, und Sie sind zu dämlich, es auch nur zu merken.«
    »Sie haben die Agency als persönliches Spielzeug benützt, um Ihre eigenen Interessen zu fördern, aber jetzt nehme ich sie Ihnen wieder weg.«
    Sie nahm ihre Tasche, drehte sich um und verließ den Raum.
    »Sie sind am Zug, Monica«, wiederholte Michael, aber sie ging einfach weiter. Keine Minute später hörten sie wieder Triebwerke aufheulen. Als Michael auf die Veranda trat, sah er gerade noch, wie Monicas Hubschrauber vom Rasen abhob und über den nächtlichen Sund davonflog.
    Den nächsten Tag verbrachten sie mit warten. Carter stand mit einem Fernglas um den Hals auf der Veranda und starrte wie ein Grenzposten an der Berliner Mauer über den Sund hinaus.
    Michael patrouillierte ums Haus, marschierte über steinige Strande und die umliegenden Wälder und hielt Ausschau nach dem Aufmarsch feindlicher Truppen. Die ganze Zeit über sah Delaroche ihnen nur zu: ein leicht verwirrter Augenzeuge des Chaos, das er verursacht hatte.
    Carter hielt telefonisch Verbindung mit der Zentrale. Was hört man von Monica? fragte er scheinbar nebenbei am Schluß jedes Gesprächs. Im Lauf des Tages wurden die Antworten immer interessanter. Monica hat sämtliche Termine abgesagt. Monica hat sich in ihrem Büro eingeigelt. Monica nimmt keine Anrufe an. Monica ist auf Tauchstation gegangen. Monica verweigert jegliche Nahrungsaufnahme. Nach Art von Spionen diskutierten Michael und Carter über die Bedeutung dieser Berichte. Setzte Monica die Kapitulationsurkunde auf-oder bereitete sie einen Gegenangriff vor?
    Nachmittags fuhr Carter zum Einkaufen ins Dorf. Delaroche, der auf einem Hocker saß, weil er mit seinem geschwollenen Knöchel nicht stehen konnte, kochte für sie. Sie tranken eine Flasche Wein, dann noch eine. Delaroche sorgte für Unterhaltung. Er hielt ihnen einen zweistündigen Vortrag über Ausbildung, Fertigkeiten, Aufgabenstellung, Legenden, Waffenkunde und Einsatztaktik. Er verriet nichts, was gegen ihn hätte verwendet werden können, aber er

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