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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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    Erst als er sein Kennwort eingab, verwandelte das Buchstabengewirr sich wieder in Klartext. Diese neue Datei enthielt einen auf den neuesten Stand gebrachten Bericht über Achmed Husseins Aktivitäten in Kairo. Delaroche, der für einen professionellen Geheimdienst gearbeitet hatte, erkannte gute Ermittlungsarbeit, wenn er sie vor sich hatte. Hussein wurde in Kairo von erstklassigen Leuten überwacht - vermutlich von Mossad-Agenten.
    Am nächsten Vormittag nahm Delaroche ein Taxi zum Flughafen Leonardo da Vinci, um mit Egypt Air nach Kairo zu fliegen. Dort quartierte er sich in einem kleinen Hotel außerhalb des Stadtzentrums ein und zog als erstes leichtere Kleidung an.
    Spätnachmittags fuhr er mit einem Taxi nach Ma'adi hinaus. Der Fahrer raste die Corniche entlang und wich unterwegs mit halsbrecherischen Manövern Radfahrern und Eselskarren aus, während die untergehende Sonne den Nil in ein goldenes Band verwandelte.
    In der Abenddämmerung saß Delaroche bei süßem Tee und Gebäck in dem Kaffeehaus gegenüber von Achmed Husseins Wohnung. Der Muezzin rief zum Abendgebet, und die Gläubigen strömten zur Moschee. Auch Achmed Hussein mit seiner Leibwache, die nicht gerade professionell wirkte, war unter ihnen. Delaroche beobachtete Hussein aufmerksam. Er ließ sich noch einen Tee bringen und stellte sich vor, wie er ihn morgen erschießen würde.

    Am nächsten Tag ging Delaroche zum Mittagessen ins sonnige Terrassencafe des Hotels Nile Hilton. Er sah den Blonden mit der Sonnenbrille zwischen Touristen und reichen Ägyptern allein an einem Tisch sitzen, auf dem eine große Flasche Stella und ein halbleeres Glas standen. Auf dem Stuhl neben ihm lag ein schmaler schwarzer Aktenkoffer.
    Delaroche trat an seinen Tisch. »Stört es Sie, wenn ich mich zu Ihnen setze?« fragte er auf englisch mit holländischem Akzent.
    »Tatsächlich wollte ich gerade gehen«, sagte der Blonde und stand auf.
    Delaroche nahm Platz und bestellte ein Mittagessen.
    Den Aktenkoffer stellte er auf den Boden neben seinen Füßen.
    Nach dem Mittagessen stahl Delaroche einen Motorroller.
    Das Fahrzeug stand vor dem Nile Hilton am Rand des chaotischen Tahrirplatzes, und er brauchte nur wenige Sekunden, um die Zündung kurzzuschließen und den Motor anzulassen. Der Motorroller war dunkelblau lackiert und mit einer dünnen Schicht des puderfeinen Kairoer Staubs bedeckt.
    Technisch schien er in Ordnung zu sein, und an dem dafür vorgesehenen Haken hing sogar ein Sturzhelm mit dunklem Visier.
    Delaroche fuhr durch Garden City nach Süden - vorbei an der festungsartigen US-Botschaft, vorbei an verfallenen Villen, den traurigen Zeugen größerer Zeiten. Der Inhalt des schwarzen Aktenkoffers, eine 9mm-Beretta mit Schalldämpfer, steckte jetzt in dem Schulterhalfter unter seinem linken Arm. Er fuhr rasch durch die schmale Gasse hinter dem alten Shepheard's Hotel, bog auf die Corniche ab und raste den Nil entlang nach Süden weiter.
    Er erreichte Ma'adi vor Sonnenuntergang. Er wartete ungefähr zweihundert Meter von der Moschee entfernt, kaufte bei einem Bauernjungen an der Straßenecke Fladenbrot und Limonellen und ließ dabei seinen Helm auf. Die elektronisch verstärkte Stimme des Muezzins erklang, und der Gebetsruf hallte übers ganze Viertel.
    Allah ist groß
    Ich bezeuge, daß es keinen Gott außer Allah gibt.
    Ich bezeuge, daß Mohammed der Prophet Allahs ist.
    Kommt zum Gebet.
    Kommt zum Erfolg.
    Allah ist groß. 
    Es gibt keinen Gott außer Allah.
    Delaroche sah Achmed Hussein von seinen Leibwächtern umringt aus dem Apartmenthaus kommen. Er überquerte die Straße und verschwand in der Moschee. Delaroche gab dem Jungen ein paar zerknüllte Piaster für das Brot und die Limonellen, setzte sich auf den Motorroller und ließ den Motor an.
    Den Berichten nach blieb Achmed Hussein jedesmal mindestens zehn Minuten in der Moschee. Delaroche fuhr einen halben Straßenblock weit und hielt an einem Kiosk. Dort kaufte er in aller Ruhe ägyptische Zigaretten, eine Tüte Bonbons und ein Päckchen Rasierklingen. Auch diese Einkäufe verstaute er in der Plastiktüte, die schon das Brot und die Limonellen enthielt.
    Die ersten Gläubigen tauchten wieder aus der Moschee auf.
    Delaroche ließ den Motor an.
    Achmed Hussein und seine Leibwächter traten aus der Moschee in die rosenfarbene Abenddämmerung hinaus.
    Der Motorroller schoß vorwärts, als Delaroche Gas gab. Er raste die staubige Straße entlang und wich Fußgängern

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