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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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betrat Harrods, stattete der Gedenkstätte für Dodi und Diana den obligatorischen Besuch ab und fuhr mit der Rolltreppe nach oben. Der Mann mit der Barbour-Jacke folgte ihm. Michael kaufte ein Paar Ohrringe für Elizabeth und einen schottischen Pullover für Douglas. Dann fuhr er wieder nach unten und machte einen Rundgang durch die Lebensmittelabteilung. Dabei wurde er von jemand anderem beschattet: von einer recht aparten jungen Frau, die Jeans, Springerstiefel und eine beige Daunenjacke trug.
    Draußen war es dunkel geworden, und der stürmische Wind hatte Regen gebracht. Michael ließ die Tragetasche von Harrods an der Rezeption seines Hotels und hielt draußen ein Taxi an. In den folgenden eineinhalb Stunden war er mit Taxi, Bus und U-Bahn kreuz und quer durchs Londoner West End unterwegs - durch Belgravia, Mayfair und Westminster, bis er schließlich den Sloane Square erreichte. Von dort aus ging er nach Süden zum Chelsea Embankment weiter.
    Michael stand im Regen und sah zu den Lichtern der Chelsea Bridge hinüber. Seit dem Abend, an dem Sarah Randolph an dieser Stelle erschossen worden war, waren über zehn Jahre vergangen, aber die Szene stand ihm so deutlich vor Augen, als sehe er einen Videofilm. Er sah sie auf sich zukommen, sah ihren langen Rock um ihre Wildlederstiefel wippen, sah das Embankment im Flußnebel feucht glänzen. Dann tauchte der Mann auf, der schwarzhaarige Mann mit den leuchtend blauen Augen und der Pistole mit Schalldämpfer: der KGB-Killer, den Michael nur als Oktober kannte, derselbe Mann, der letztes Jahr auf Shelter Island versucht hatte, Elizabeth und ihn zu ermorden.
    Michael schloß unwillkürlich die Augen, als Sarahs explodierendes Gesicht vor ihm erschien. Die Agency hatte ihm mehrma ls versichert, Oktober sei tot, aber seit er den Zeitungsbericht über die Ermordung Achmed Husseins in Kairo gelesen hatte, glaubte er das nicht mehr so recht.
    »Ich glaube, ich werde beschattet«, sagte Michael, der am Fenster mit Blick auf den Eaton Place stand.
    »Du wirst beschattet«, bestätigte Graham Seymour. »Das Department hat dich auf die Überwachungsliste gesetzt. Bei deinem letzten Besuch auf unserer schönen Insel bist du ein sehr unartiger Junge gewesen. Wir beschatten dich, seit du heute morgen in Heathrow angekommen bist.«
    Michael nahm dankend ein Glas Scotch an und ließ sich damit in den Ohrensessel am Kamin sinken. Graham Seymour klappte eine Zigarettenbox aus Ebenholz auf dem Couchtisch auf und nahm zwei Dunhill heraus eine für Michael, eine für sich. Sie saßen schweigend da: Zwei alte Kumpel, die sich längst alle Geschichten erzählt haben, die sie kennen, und jetzt damit zufrieden sind, einfach zusammenzusitzen. Aus den Lautsprechern von Grahams teurer deutscher Stereoanlage kam leise Vivaldi. Graham schloß seine grauen Augen und genoß seinen Whisky und seine Zigarette.
    Seymour arbeitete in der Abteilung Terrorismusbekämpfung des MI5. Wie Michael war er ein Wunderkind gewesen. Im Krieg hatte sein Vater bei dem Unternehmen Double Cross, bei dem der MI5 deutsche Spione geschnappt, umgedreht und gegen ihre Auftraggeber von der Abwehr in Berlin eingesetzt hatte, eng mit John Masterman zusammengearbeitet. Nach dem Krieg war er beim MI5 geblieben und hatte gegen die Russen gearbeitet. Harold Seymour war eine Legende, und sein Sohn war in der Zentrale ständig mit der Erinnerung an ihn konfrontiert; immer wieder stieß er in alten Fallakten auf seine Erfolge. Michael wußte, unter welchen Druck Graham dadurch geraten war, weil er in der Agency das gleiche erlebt hatte. Die beiden Männer waren Freunde geworden, als Michael in London stationiert gewesen war. Sie hatten von Zeit zu Zeit Informationen ausgetauscht und sich gegenseitig den Rücken freigehalten. Trotzdem haben Freundschaften in der Geheimdienstbranc he klar definierte Grenzen, und Michael hatte sich Graham Seymour gegenüber ein gesundes professionelles Mißtrauen bewahrt. Er wußte genau, daß Graham ihn von hinten erdolchen würde, falls der MI5 ihm den Befehl dazu erteilte.
    »Kannst du's dir überhaupt leisten, mit einem Leprakranken wie mir gesehen zu werden?« fragte Michael.
    »Dinner mit einem alten Freund, Schätzchen. Völlig harmlos.
    Außerdem habe ich vor, einen Bericht mit allerhand Tratsch über die inneren Abläufe in Langley zu erstatten.«
    »Ich bin seit über einem Jahr nicht mehr in Langley gewesen.«
    »In dieser Branche geht man nie wirklich in den Ruhestand.
    Das Department hat

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