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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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keine Selbstmordanschläge. Das paßt einfach nicht ins dortige Konflikt-Schema.«
    »Die Führer der Ulster Freedom Brigade werben also Agenten an, die bisher nichts mit paramilitärischen Organisationen zu tun gehabt haben, und sorgen dann dafür, daß niemand am Leben bleibt, der sie verraten könnte.«
    »Richtig, so sieht's aus«, bestätigte Graham.
    »Und was will diese Ulster Freedom Brigade erreichen?«
    »Nimmt man sie beim Wort, hat sie vor, den Friedensprozeß zu torpedieren. Beurteilt man sie nach ihren Taten, wird sie sich nicht wie ihre protestantischen Brüder in der Loyalist Volunteer Force damit zufriedengeben, ein paar gewöhnliche Katholiken zu ermorden. Sie hat demonstriert, daß sie bereit ist, wichtige ungeschützte Ziele anzugreifen und dabei keine Rücksicht auf Unbeteiligte zu nehmen.«
    »Mir kommt's so vor, als wollte sie alle am Friedensprozeß beteiligten Parteien bestrafen.«
    »Genau«, sagte Graham. »Die irische Regierung, die britische Regierung, die Sinn Fein. Und ich glaube, die Führer der protestantischen Parteien, die das Friedensabkommen unterschrieben haben, sollten sich ebenfalls vorsehen.«
    »Was ist mit den Amerikanern?«
    »Euer Senator George Mitchell hat das Karfreitagsabkommen vermittelt, und die protestantischen Hardliner sind noch nie große Freunde der Amerikaner gewesen. Sie werfen euch vor, daß ihr zu eindeutig auf seiten der Katholiken steht und die Vereinigung des Nordens mit der Republik Irland anstrebt.«
    »Also müßte der amerikanische Botschafter in London damit rechnen, ein potentielles Ziel zu sein.«
    »Die Ulster Freedom Brigade hat bewiesen, daß sie willens und imstande ist, spektakuläre Terroranschläge zu verüben. Angesichts ihrer bisherigen Erfolge wäre es denkbar, daß sie eines Tages versuchen wird, den amerikanischen Botschafter auszuschalten.«
    Eine Stunde später trafen sie sich mit Grahams Ehefrau Helen in dem französischen Restaurant Marcello's in Covent Garden.
    Helen trug Schwarz: einen engen schwarzen Pullover, einen schwarzen Minirock, schwarze Strümpfe und schwarze Pumps mit unmöglich klobigen Absätzen. Bei Michaels letztem Besuch hatte Helen sich mitten in ihrer mediterranen Phase befunden - sie hatte sich wie eine griechische Bäuerin gekleidet und nur mit Olivenöl gekocht. Nachdem sie lange pausiert hatte, hatte sie erst vor kurzem einen Job als Art Director eines erfolgreichen Verlags angenommen. Zu ihrem neuen Job gehörte einer der begehrten Plätze auf dem Firmenparkplatz. Helen hatte Grahams BMW beschlagnahmt und fuhr jeden Morgen in den Verlag, wobei sie ihre gräßlichen CDS mit alternativem Rock hörte und übers Autotelefon mit ihrer Mutter stritt, obwohl eine U-Bahnfahrt nur halb so lange gedauert hätte. Sie war die Art Ehefrau, die der Personalabteilung Sorgen bereitete. Graham sah ihr alles nach, weil sie schön und begabt war. Sie besaß die Lebensfreude, die der Geheimdienst ihm längst ausgetrieben hatte. Er trug sie wie eine grellbunte Krawatte zur Schau.
    Helen saß bereits an einem Fenstertisch und trank Sancerre.
    Sie stand auf, küßte Michael auf die Wange und drückte ihn kurz an sich. »Gott, es ist wundervoll, dich mal wieder zu sehen, Michael.«

    Marcello erschien, ganz Lächeln und Jovialität, und schenkte Michael und Graham Wein ein.
    »Die Speisekarte braucht ihr nicht«, sagte Helen, »weil ich schon für euch bestellt habe.«
    Graham und Michael klappten ruhig ihre Speisekarten zu und gaben sie widerstandslos ab. Seit Helen wieder berufstätig war, hatte sie keine Ze it mehr für ihre große Leidenschaft, das Kochen. Leider endete ihre Begabung an der Schwelle ihrer hochmodernen skandinavischen Küche, die 50 000 Pfund gekostet hatte. Graham und sie aßen nur noch in Restaurants.
    Michael war aufgefallen, daß Graham zugenommen hatte.
    Helen sprach von ihrer Arbeit, weil sie wußte, daß Michael und Graham nicht von ihrer sprechen durften. »Ich versuche, den Umschlag eines neuen Thrillers fertigzustellen«, sagte sie.
    »Irgendein komischer Amerikaner, der über Serienmörder schreib t. Auf wie viele Arten kann man einen Serienmörder illustrieren? Ich entwerfe einen Umschlag, wir schicken ihn über den Atlantik, und sein Agent in New York lehnt ihn ab. Das ist oft verdammt frustrierend!« Sie betrachtete Michael, und der Blick ihrer leuc htend grünen Augen wurde plötzlich ernst.
    »Mein Gott, das langweilt dich bestimmt entsetzlich! Wie geht's Elizabeth?«
    Michael sah Graham an, der

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