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Der Botschafter

Der Botschafter

Titel: Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Nacht, von Samstag auf Sonntag. Am Sonntag fährt er nach dem Mittagessen nach London zurück.«
    »Also haben wir fünf Tage Zeit.« Blake wandte sich an Gavin Spencer. »Könnt ihr's in der kurzen Zeit schaffen?«
    Der große Mann nickte. »Wir brauchen nur die Waffen. Sobald wir die haben, ist Botschafter Cannon ein toter Mann.«
    Kyle Blake dachte einen Augenblick lang nach, wobei er sich die Nikotin-und Farbflecke an seinen Fingern rieb. Dann sah er auf und nickte Spencer zu. »Also gut, wir holen die Waffen.«
    »Meinst du wirklich, Kyle?«
    »Du verlierst doch nicht etwa die Nerven?«
    »Vielleicht sollten wir etwas warten. Bis die Dinge sich ein bißchen abgekühlt haben.«
    »Wir können nicht länger warten Gavin. Jede Woche, die ungenutzt verstreicht, ist ein Sieg für die Befürworter des Abkommens. Schaffen wir's nicht, das Friedensabkommen jetzt zu torpedieren, werden wir ewig damit leben müssen. Und den Preis dafür werden nicht nur wir zahlen müssen, sondern auch unsere Kinder und Enkel. Damit kann ich mich nicht abfinden.«

    Blake stand ruckartig auf und zog den Reißverschluß seiner Lederjacke hoch.
    »Besorg die Waffen, Gavin, sonst suche ich mir einen anderen, der es macht.«
    Als die dreiköpfige Führungsspitze der Ulster Freedom Brigade McConville's Pub verließ, traf Graham Seymour in der US-Botschaft ein. In Wheatons Dienstzimmer herrschte eine Atmosphäre wie im Kommandobunker einer geschlagenen Armee auf dem Rückzug. Der Selbstmord Preston McDaniels' hatte in Washington einen Feuersturm entfacht, und Wheaton hatte den größten Teil der letzten vierundzwanzig Stunden am Telefon verbracht und sich vergeblich bemüht, ihn zu löschen.
    Das Außenministerium war darüber aufgebracht, wie die Agency in dieser Sache agiert hatte; Douglas Cannon war tatsächlich in der unangenehmen Lage, in einem Geheimbericht gegen das Vorgehen seines eigenen Schwiegersohns protestieren zu müssen. Präsident Beckwith hatte Monica Tyler ins Weiße Haus zitiert und mit Vorwürfen überschüttet. Monica hatte ihren Zorn an Wheaton und Michael ausgelassen.
    »Hoffentlich bringst du wenigstens eine gute Nachricht mit«, sagte Michael, als Graham Platz nahm.
    »Tatsächlich habe ich eine«, sagte Graham. »Scotland Yard hat beschlossen, doch mitzuspielen. Es gibt heute abend eine Pressemitteilung heraus, der Selbstmörder vorn U-Bahnhof Tottenham Court Road sei ein ausgebrochener Geisteskranker gewesen. Die Northern Line ist wegen solcher Vorfalle berüchtigt. In Stockwell, südlich der Themse, liegt eine große psychiatrische Klinik.«
    »Gott sei Dank«, sagte Wheaton.
    Michael atmete hörbar erleichtert auf. Wenn ihr Unternehmen weitergehen sollte, mußte dieser Selbstmord geheimgehalten werden. Erfuhr die Ulster Freedom Brigade, daß McDaniels vor einen Zug der Northern Line gesprungen war, war es gut möglich, daß sie die ihm entwendeten Informationen für nicht zuverlässig hielt.
    »Wie wollen Sie sein Verschwinden hier tarnen?« erkundigte Graham sich.
    »Zum Glück hat McDaniels praktisch keine Angehörigen«, sagte Wheaton. »Das Außenministerium hat widerstrebend zugestimmt, uns in dieser Sache etwas Spielraum zu lassen. Wir werden behaupten, McDaniels habe für zwei Wochen nach Washington zurückfahren müssen. Sollte die Frau hier anrufen, weil sie ihn sucht, bekommt sie diese Auskunft und eine persönliche Mitteilung von ihm.«
    »Die Frau hat übrigens einen Namen«, sagte Graham. »E4 hat sich auf ihre Fährte gesetzt, als sie heute morgen in Belfast angekommen ist. In Wirklichkeit heißt sie Rebecca Wells. Ihr Ehemann ist Ronnie Wells gewesen, der im Nachrichtendienst der Ulster Volunteer Force gearbeitet hat und zweiundneunzig von der IRA ermordet worden ist. Rebecca scheint die Arbeit ihres Ehemanns fortzusetzen.«
    »Und die RUC läßt ihr ausreichend Bewegungsfreiheit?« fragte Michael.
    »Sie hat sie bis Portadown beschattet, um ihre Identität zu klären, aber mehr ist nicht beabsichtigt«, sagte Graham.
    »Vorläufig kann sie sich frei bewegen.«
    »Ist der SAS mit an Bord?«
    »Ich treffe mich morgen mit den Verantwortlichen in ihrem Hauptquartier in Hereford, um sie einzuweisen. Wenn ihr wollt, könnt ihr beide gern mitkommen. Ein komischer Haufen, der SAS. Vielleicht hättet ihr sogar Spaß daran.«
    Wheaton stand auf und rieb sich seine roten, geschwollenen Augen.
    »Gentlemen, jetzt ist die Ulster Freedom Brigade am Ball.« Er zog seine Anzugjacke über sein verknittertes Hemd

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