Der Botschafter
ausschalten sollte, reagierte auf die herüberdringenden Kampfgeräusche. Er sprang auf, drehte sich rasch einmal um sich selbst und rannte dann los, um seinem Kameraden zu Hilfe zu kommen. Wilde trat hinter einem Baum hervor, als der Mann an ihm vorbeilief.
Er zielte auf seinen Hinterkopf und drückte ab. Der Soldat riß die Arme hoch und fiel in vollem Lauf nach vorn. Wilde hob das Sturmgewehr des Toten auf, rannte weiter und folgte Yeats durch die Bäume.
Die beiden E4-Männer - Marks und Sparks - waren in ihrem mit Ästen, Zweigen und Tarnnetzen ausgebauten Beobachtungsstand kaum zu erkennen. Marks wurde gerade wach. Yeats gab mehrere Schüsse auf seinen Schlafsack ab.
Sparks, der Nachtdienst hatte, griff nach seiner kleinen Pistole.
Wildes Schuß traf ihn ins Herz.
Wenige Minuten nach fünf Uhr raste Gavin Spencer durch Cranagh und dann die schmale Zufahrtsstraße zu der Farm entlang. Er hielt auf dem schlammigen Hof, stellte den Motor ab und ging im Halbdunkel auf die Rückseite des Hauses, wobei er sich seinen Weg durch auseinanderbrechende Kisten und verrostende Landmaschinen suchen mußte. Im nächsten Augenblick sah er sie im Regen den Hügel herunterkommen.
Spencer blieb mit den Händen in den Hosentaschen stehen, während die beiden Männer die Weiden überquerten. Einige Sekunden lang hätte er alles dafür gegeben, an ihrer Stelle zu sein; aber dann sah er ihre nasse, schmutzige Kleidung und ihren gehetzten Blick, der ihm zeigte, daß es nichts zu feiern gab.
»Auftrag ausgeführt«, meldete Wilde einfach.
»Wie viele?« fragte Spencer.
»Vier.«
Yeats warf Spencer im Halbdunkel ein Gewehr zu. Spencer riß seine Hände aus den Hosentaschen und fing es auf, bevor es ihm an die Brust prallte.
»Souvenir für dich«, sagte Yeats. »Das Gewehr eines toten SAS-Manns.«
Spencer stellte fest, daß die Waffe durchgeladen war, und wog sie prüfend in der Hand.
»Sind im Magazin noch ein paar Patronen?«
»Er hat keinen einzigen verdammten Schuß abgeben können«, sagte Wilde.
»Setzt euch ins Auto«, wies Spencer sie an. »Ich komme in ein paar Minuten nach.«
Spencer ging mit dem Gewehr in der Hand über den Hof und betrat das Haus. Sam Dalton, der ältere der beiden Brüder, saß am Küchentisch, trank Tee und rauchte nervös. Er trug einen dicken schwarzen Pullover, eine blaue Jogginghose und Mokassins. Er war unrasiert, seine Augen schlaflos gerötet.
»Scheiße, was geht da draußen vor, Gavin?« fragte er.
»Wir haben eure Freunde auf dem Hügel erledigt. Gibt's davon noch mehr?« fragte er und nickte zur Teekanne hinüber.
Dalton ignorierte Spencers Bitte. »Erledigt?« fragte er mit plötzlich weit aufgerissenen Augen. »Und was passiert, wenn rauskommt, daß ihr sie erledigt habt? Ich hab' versprochen, ein paar Waffen und etwas Semtex für euch zu verstecken, Gavin.
Aber du hast nicht gesagt, daß du mir außerdem die Special Branch und die britische Armee auf den Hals hetzen wirst.«
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Sam«, antwortete Spencer beruhigend. »Ich nehme jetzt alles mit. Selbst wenn Special Branch und Army hier mit Gewalt eindringen, gibt's nichts mehr zu finden.«
»Alles?« fragte Sam Dalton ungläubig.
»Alles«, bestätigte Spencer. »Wo ist Chris?«
Dalton wies mit dem Daumen nach oben. »Der schläft noch«, antwortete er.
»Du holst schon mal die Waffen und das Semtex 'raus. Ich muß was mit ihm besprechen. Ich komme gleich nach.«
Sam Dalton nickte und verschwand die Kellertreppe hinunter.
Gavin Spencer ging nach oben, wo Christopher Dalton leise mit offenem Mund schnarchend in seinem Bett lag. Spencer zog eine Walther mit Schalldämpfer aus der Tasche, beugte sich über den Schlafenden und steckte ihm den Lauf seiner Waffe zwischen die Zähne. Christopher Dalton schreckte mit weit aufgerissenen Augen hoch. Spencer drückte ab und sah Blut und Gehirnmasse übers Kopfkissen spritzen. Er steckte die Pistole ein, ging hinaus und ließ Christopher Daltons noch zuckenden Körper in seinem Bett liegen.
»Wo ist Chris?« fragte Dalton, als Spencer im Keller erschien.
»Er pennt noch«, antwortete Spencer. »Ich hab's nicht übers Herz gebracht, ihn zu wecken.«
Dalton hatte die Waffen und den Sprengstoff aus dem Versteck geholt und war dabei, sie zu verpacken. Als er fertig war, standen zwei Reisetaschen nebeneinander auf dem Kellerboden. Er kniete neben ihnen und zog eben den zweiten Reißverschluß zu, als Spencer ihm die Mündung des erbeuteten
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