Der Bourne Befehl
sich am Bett fest und machte ein paar zögernde Schritte – eins, zwei, drei –, wie ein Kleinkind, das gerade laufen lernt. Quälend langsam schleppte sie sich zum Schrank hinüber und nahm ihre Kleider heraus. Sie dachte nicht nach, was sie tat, sie folgte nur noch ihrem Instinkt. Steifbeinig wankte sie zur Tür und hielt inne, um neue Kräfte zu sammeln.
Schließlich zog sie die Tür auf und lugte auf den Gang hinaus. Abgesehen von einem alten Mann, der sich mit schlurfenden Schritten entfernte, war niemand zu sehen. Gegenüber auf der anderen Seite des Ganges sah sie einen Lagerraum. Sie holte tief Luft und trat durch die Tür hinaus. Im nächsten Augenblick hörte sie Stimmen näher kommen. Eine davon war die von Aaron. Er war nicht allein. Sie zwang ihre Beine, schneller zu gehen, öffnete die Tür des Lagerraums und schlüpfte hinein. Als sie die Tür schloss, sah sie Aaron zwischen zwei Ärzten auf ihr Zimmer zugehen.
Bourne und Essai fanden Kaja und Vegas vor der offenen Haustür. Draußen winkte Don Fernando zwei Autos die Auffahrt herauf.
»Es ist zehn Uhr«, sagte Kaja. Als würde sie spüren, dass Bourne und Essai mit ihr sprechen wollten, fügte sie hinzu: »Die Essenszeit ist Don Fernando heilig.«
»Estevan, wie geht es dir?«, fragte Bourne. »Du hast lange geschlafen.«
Vegas griff sich mit der Hand an die Stirn. »Ein bisschen groggy, aber besser.«
Don Fernando kam zur Haustür herauf. »Unsere Autos sind da.«
Ihr Ziel war ein Meeresfrüchte-Restaurant auf der Hafenseite von Cádiz. Die große, mit Terrakottafliesen ausgelegte Terrasse grenzte direkt an die Ufermauer. Die Boote schaukelten sanft auf den Wellen. Eine Barkasse tuckerte vorbei und hinterließ eine Schaumkrone auf dem Wasser, die sich schnell wieder auflöste. Das Mondlicht breitete einen silbrigen Schleier über die Meeresoberfläche, und am Himmel funkelten Hunderte Sterne.
Der Maître eilte sofort herbei, um Don Fernando zu begrüßen, und führte sie hinaus an einen runden Tisch an der Ufermauer. Das Restaurant war voll mit eleganten Leuten der feinen Gesellschaft. Der Gold- und Platinschmuck an den Handgelenken von schlanken Frauen in Louboutin-Schuhen glänzte im Kerzenlicht. Wertvolle Ketten zierten ihre langen Hälse.
»Ich komme mir vor wie ein hässliches Entlein«, sagte Kaja, als sie sich setzten.
»Unsinn, mi amor «, beteuerte Vegas und drückte ihr die Hand. »Niemand hier kann dich in den Schatten stellen.«
Kaja lachte und küsste ihn, wie es aussah, mit großer Zuneigung. »Ein echter Gentleman!«
Bourne saß auf der anderen Seite neben ihr und spürte die Hitze ihres Oberschenkels, den sie gegen sein Bein drückte, während sie Estevans Hand hielt.
»Was ist denn hier zu empfehlen?«, fragte Bourne Don Fernando. Die Antwort ging im Dröhnen der Vespas unter, die im selben Augenblick am Restaurant vorbeibrausten.
Der Kellner entkorkte die erste Flasche des Weins, den Don Fernando mitgebracht hatte. Sie tranken auf ihren Gastgeber, der ihnen mitteilte, dass er bereits bestellt habe.
Bourne zog sein Bein von Kaja zurück, und als sie ihm einen fragenden Blick zuwarf, schüttelte er kurz, aber entschieden den Kopf.
Sie kniff kurz die Augen zusammen, dann sagte sie, dass sie hinaus müsse, schob abrupt ihren Stuhl zurück und schritt über die Terrasse. Don Fernando warf Bourne einen besorgten Blick zu.
Vegas legte seine Serviette weg und wollte aufstehen, doch Don Fernando hielt ihn zurück. »Estevan, calmaté, amigo . Es geht hier um ihre Sicherheit. Lass Jason sich um sie kümmern.«
Bourne stand auf und eilte ins Restaurant zurück, wo ihn die aromatischen Düfte der Meeresfrüchte umfingen, die mit Gewürzen aus Marokko und dem Nahen Osten zubereitet wurden. Er sah Kaja, bevor sie zur Tür hinausging, und schlängelte sich schnell zwischen den Tischen hindurch.
Er holte sie draußen auf dem schmalen Bürgersteig ein. »Was soll denn das?«
Sie ging weiter. »Nach was sieht es denn aus?«
»Kaja, Estevan wird misstrauisch werden.«
Sie funkelte ihn zornig an. »Na und? Ich hab genug von euch Männern.«
»Du benimmst dich wie ein verwöhntes Kind.«
Sie drehte sich um und gab ihm eine Ohrfeige. Er hätte es verhindern können, doch er spürte, dass er sie damit noch mehr gereizt hätte.
»Fühlst du dich jetzt besser?«
»Ich weiß genau, was ihr denkt«, sagte sie. »Don Fernando hat Angst, dass ich Estevan sage, wer ich wirklich bin.«
»Jetzt wäre kein guter Moment dafür.«
»Sei
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