Der Bourne Befehl
zusammentreffen.«
»In achtundvierzig Stunden?«, erwiderte Danziger. »Wie stellen Sie sich das vor – ich meine, um Himmels willen, sehen Sie sich diese Liste an. Was Sie verlangen, lässt sich in so kurzer Zeit unmöglich auf die Beine stellen.«
»Direktoren sind dafür ausgebildet, Unmögliches zu leisten.« Hendricks’ unausgesprochene Drohung war nicht zu überhören. »Das wäre alles, Mr. Danziger.«
Peter hörte Schritte auf dem polierten Fußboden hallen, dann stand auch der Zweite auf und ging weg. Ihre Schritte verklangen in der Ferne.
Peter lehnte sich gegen die Wand. Samaritan, Indigo Ridge – das waren die beiden Hinweise, denen er nachgehen musste. Samaritan hat für den Präsidenten oberste Priorität. Warum hat Hendricks Soraya nach Paris gehen lassen? Warum hat er uns nicht in Samaritan einbezogen? Das waren die Fragen, auf die Peter eine Antwort finden musste, und das möglichst schnell. Er verspürte den Drang, Soraya mitzuteilen, was er gerade herausgefunden hatte, ihr zu sagen, dass sie nach Washington zurückkommen solle, aber sein Vertrauen in sie hielt ihn davon ab. Wenn sie es für wichtig hielt, der Sache in Paris nachzugehen, dann sollte sie es tun. Auf ihren Instinkt war eigentlich immer Verlass gewesen.
Bei dem, was er soeben erfahren hatte, gab es jedoch auch einen erfreulichen Aspekt. Es sah ganz so aus, als würde Danziger mit dem Rücken zur Wand stehen. Das Beste war, dass Peter jetzt Informationen besaß, mit denen er versuchen konnte, Danzigers Beitrag zu diesem geheimnisvollen Samaritan zu sabotieren. Damit wären auch seine Tage in der Central Intelligence gezählt.
Nachdem er Essai am Flughafen abgesetzt hatte, machte Bourne in einer cantina am Westrand von Perales halt. Er hatte Hunger, vor allem aber brauchte er Zeit zum Nachdenken. Es war ein heruntergekommenes Lokal mit einer Neonbeleuchtung, die nervös zuckte, und einem Getränkekühler, der auf dem letzten Loch zu pfeifen schien. Bourne sah sich um, während er die Speisekarte studierte; zwei dünne, junge Kellner kümmerten sich um die Gäste, größtenteils alte Männer mit einer Haut wie gegerbtes Leder, die Zeitung lasen, Kaffee tranken, über Politik diskutierten oder Schach spielten. Außerdem waren da eine erschöpft aussehende ältere Prostituierte und ein Farmer, der aß wie ein Scheunendrescher. Leute, die sich in ein Lokal setzten, um jemanden zu observieren, hatten immer eine etwas andere Körperhaltung als ein normaler Gast. Da war immer eine gewisse Anspannung im Rücken und in den Schultern. Bourne studierte auch alle, die die cantina nach ihm betraten.
Ihm fiel jedoch nichts Ungewöhnliches auf, und so bestellte er etwas zu trinken und den Bohneneintopf Bandeja Paisa mit arepas , runden Maisfladen. Als das aguapanela – ein Zuckerrohrgetränk mit frischer Limone – kam, trank er die Hälfte in einem Zug und lehnte sich dann zurück.
»Im Handschuhfach habe ich ein Ersatztelefon, aufgeladen und betriebsbereit«, hatte Essai gesagt. »Außerdem eine detaillierte Karte der Gegend. Ibagué ist deutlich hervorgehoben, genauso wie das Ölfeld, das Vegas leitet.« Das war noch plausibel, aber Essai hatte einen Fehler gemacht, indem er hinzufügte: »Die Nummer meines eigenen Satellitentelefons ist schon einprogrammiert.« Es war durchaus möglich – und auch klug –, ein zweites Satellitentelefon im Auto zu haben, und die Karte war ohnehin selbstverständlich. Aber dass er auch noch seine eigene Telefonnummer einprogrammiert hatte, verriet Bourne, dass er das Gerät nicht bloß als Ersatztelefon mitführte. Bourne fragte sich, ob Essai vielleicht schon gewusst hatte, dass er hierherkommen würde, um Corellos zu töten. Vielleicht hatte Corellos selbst es ihm gesagt, aber dann hätte Essai keine Gelegenheit mehr gehabt, noch ein zweites Satellitentelefon zu besorgen. Das alles bedeutete, dass Essai wahrscheinlich gelogen hatte, als er behauptete, er habe keine Möglichkeit mehr, Informationen von Severus Domna zu bekommen. Vielleicht hatte er jemanden in der Organisation, der mit ihm zusammenarbeitete.
Bourne hatte von Anfang an nicht geglaubt, dass Essai in allem völlig ehrlich war, doch an einem zweifelte er absolut nicht: an Essais Wunsch, Severus Domna zu zerstören. In diesem einen Punkt zogen sie beide an einem Strang, und sie brauchten einander, um ihr Ziel zu erreichen. Sie mussten einander auch trauen können, doch das war schwer möglich, weil sich ihre Übereinstimmung auf den Kampf
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