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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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seines fehlgeschlagenen Versuchs, Hamid ibn Aschaf zu liquidieren, ins Gedächtnis zurückzurufen. Er stellte sich die junge Frau vor, wie sie mit offenem Mund auf den Platz gestürmt war. Was hatte Sarah gerufen? Für wen waren ihre Worte bestimmt gewesen? Er spürte sie auf seinen Armen und strengte sich an, ihre versagende Stimme zu hören.

    Aber stattdessen hörte er Fadis Stimme unter der Pier in Odessa:
    Auf diesen Augenblick habe ich lange gewartet. Lange darauf gewartet, Ihnen wieder ins Gesicht sehen zu können. Lange darauf gewartet, mich an Ihnen rächen zu können.
    Also enthielt Fadis Plan ein wichtiges persönliches Element. Fadi hatte Jagd auf ihn gemacht, hatte ihn höchst raffiniert ins Netz einer Verschwörung nie da gewesenen Ausmaßes gelockt. Bourne persönlich hatte den Mann »befreit«, der sich als Lindros ausgab; er hatte im Bleak House für den Hochstapler gebürgt. Dies alles gehörte zu Fadis Plan. Der Terrorist hatte ihn dazu benutzt, die CI auf höchster Ebene zu unterwandern.
    Bourne, der nicht mehr stillliegen konnte, stemmte sich unter Schmerzen vom Bett hoch. Er ging barfuß in das spartanisch eingerichtete Bad: Duschkabine in Kunststoff, winziges Waschbecken aus Stahl, Porzellan-WC, sechseckiger Spiegel. In einem Wandregal lagen zwei dünne, fast fadenscheinige Handtücher und zwei große rechteckige Seifenstücke, die wie Kernseife aussahen.
    Er griff nach oben, stellte die Dusche an, wartete, bis heißes Wasser kam, und trat in die Kabine.
    Â 
    Der Spätnachmittag war trüb grau geworden, und die Sonne verschwand hinter schwarzen Wolken, aus denen bald eine Sintflut niedergehen würde. Mit dieser vorzeitigen Dämmerung war ein feuchter Südwestwind aufgekommen, der schon eine Ahnung von den würzigen Sumach- und Oreganodüften der türkischen Schwarzmeerküste mit sich zu bringen schien.
    Matthew Lerner rauchte, mittschiffs an der Steuerbordreling der Irkutsk stehend, eine Zigarette, als er Soraya Moore aus einer der beiden VIP-Kabinen auf dem Bootsdeck kommen sah.
    Lerner beobachtete, wie sie sich von der Kabine entfernte
und den nächsten Niedergang zu den unteren Decks benutzte. Am liebsten wäre er ihr gefolgt, um ihr den nadelspitzen Eiszerkleinerer, den er in der Tasche trug, ins Genick zu bohren. Persönlich hätte ihn das sehr befriedigt, aber professionell wäre es Selbstmord gewesen – ebenso wie er hier an Bord nicht seine Pistole gebrauchen durfte. Er hatte es auf Bourne abgesehen. Soraya Moore zu ermorden hätte seine Situation kompliziert, die ohnehin schon fast außer Kontrolle geraten war. Er würde improvisieren müssen, was alles andere als ideal war, aber im Einsatz waren Improvisationen fast unvermeidlich.
    Bevor sie den mittleren Treppenabsatz erreichte, auf dem sie sekundenlang in seine Richtung sehen würde, wandte er sich unauffällig den Wogen zu, die gegen das Schiff anrollten. Nach einem letzten Zug von seiner kratzigen türkischen Zigarette schnippte er die Kippe über Bord.
    Als er sich wieder umdrehte, war Soraya Moore verschwunden. Hier gab es keine Farben. Die See war schiefergrau, das Schiff selbst schwarz und weiß gestrichen. Lerner verließ rasch seinen Platz an der Reling, stieg die Metalltreppe zum Bootsdeck hinauf und hielt auf die Tür der VIP-Kabine zu.
    Â 
    Bourne, der dabei auf seine Wunde achten musste, seifte sich vorsichtig ein. Das heiße Wasser spülte Muskelschmerzen und Verspannungen ebenso weg wie Schweiß und Schmutzschichten. Am liebsten wäre er noch viel länger unter der heißen Dusche geblieben, aber dies war ein einfaches Ro/Ro-Schiff, kein Luxusliner. Das kalte Wasser kam viel zu schnell und versiegte wenig später völlig, noch bevor er sich den Seifenschaum ganz abgespült hatte.
    Praktisch im selben Moment nahm er aus dem Augenwinkel heraus verschwommen eine Bewegung wahr. Als er sich herumwarf, duckte er sich instinktiv. Dieser Reflex und seine
seifenglatte Haut retteten ihn davor, den Eiszerkleinerer, den Lerner in der Hand hielt, ins Genick gestoßen zu bekommen. So prallte er gegen die Rückwand der Duschkabine, als Lerner sich auf ihn stürzte.
    Lerners schwielige Handkante traf Bournes Körpermitte mit zwei raschen Schlägen. Sie sollten ihn zusammenbrechen lassen, damit Lerner noch mal mit dem Eiszerkleinerer zustoßen konnte, und wurden kraftvoll, aber nicht kräftig

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