Der Bourne Betrug
Fahrgelegenheit brauchen. Dort vorn am Ende des Blocks wartet âne Bande, die sich beim Gedanken an Sie schon die Lippen leckt.«
»Danke, ich komme allein zurecht.« Plötzliche Angst bewirkte, dass ihr Tonfall defensiv klang.
Der Taxifahrer betrachtete sie trübselig. »Wie Sie meinen.«
Als er weiterfahren wollte, sagte Anne: »Warten Sie!« Sie fuhr sich mit einer Hand über die Stirn. Ihr kam es vor, als habe ein schweres Fieber seinen Höhepunkt überschritten.
Was hatte sie sich nur eingebildet? Sie war auÃerstande, auf Soraya zu schieÃen, sie gar zu erschieÃen.
Sie öffnete die hintere Tür, glitt in das unregistrierte Taxi und nannte dem Fahrer ihre Adresse. In die CI-Zentrale wollte sie heute nicht mehr zurück. Sie hätte es nicht ertragen können, Jamil oder dem Alten zu begegnen. Sie fragte sich, ob sie den beiden jemals wieder würde begegnen können.
Der Fahrer hatte sich umgedreht, um ihr Gesicht zu betrachten.
»Was gibtâs?«, fragte Anne etwas zu defensiv.
Der Fahrer grunzte. »Sie sehân verdammt gut aus.«
Anne entschied sich für Nachsicht, zog einen Packen Geldscheine heraus und wedelte damit vor seinem Gesicht herum. »Fahren Sie mich jetzt oder nicht?«
Der Mann fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und legte den ersten Gang ein.
Als der Wagen anfuhr, beugte Anne sich nach vorn. »Bloà damit Sieâs wissen«, sagte sie. »Ich habe eine Pistole.«
»Ich auch, Schwester.« Der Stoppelbärtige grinste sie im Rückspiegel an. »ScheiÃe, ich auch.«
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Der DCI traf sich mit Luther LaValle im Thistle, einem schicken Restaurant an der Ecke 19 th Street und Q Street NW. Er hatte Anne einen Mitteltisch reservieren lassen, denn bei seinem Gespräch mit LaValle wollte er vom lauten Stimmengewirr anderer Gäste umgeben sein.
Der Geheimdienstzar des Pentagons saà bereits an ihrem Tisch, als der Alte aus dichtem Winternebel in das voll besetzte Restaurant trat. In seinem marineblauen Anzug mit gestärktem weiÃem Hemd, rot-blau gestreifter Regimentskrawatte und der US-Flagge als Krawattennadel wirkte LaValle, von den jungen Männern und Frauen der nächsten Generation umgeben, ziemlich fehl am Platz.
LaValles Boxertorso beulte seinen Anzug aus, wie es die Körper aller übermäÃig mit Muskeln bepackten Männer taten. Er sah wie Bruce Brunner aus, der dabei war, sich in den Hulk zu verwandeln. Jetzt stand er schmallippig lächelnd von seinem Scotch mit Soda auf, um die ausgestreckte Hand des Alten flüchtig zu schütteln.
Der DCI nahm ihm gegenüber Platz. »Nett von Ihnen, sich so kurzfristig mit mir zu treffen, Luther.«
LaValle breitete seine Pranken mit den klobigen Fingern aus. »Was trinken Sie?«
»Oban«, sagte der Alte zu dem Kellner, der neben ihm erschienen war. »Einen Doppelten mit einem Eiswürfel, aber nur, wenn er groà ist.«
Der Ober nickt knapp, dann verschwand er in der Menge.
»GroÃe Eiswürfel sind am besten«, erklärte der DCI seinem Gegenüber. »Sie schmelzen langsamer.«
Der Geheimdienstzar sagte nichts, sondern beobachtete den Alten nur erwartungsvoll. Mit dem Single-Malt Scotch in der Hand prosteten die beiden sich stumm zu und tranken einen Schluck.
»Heute Abend ist der Verkehr wirklich schlimm«, stellte der DCI fest.
»Nun, der Nebel â¦Â«, antwortete sein Gegenüber vage.
»Wann waren wir das letzte Mal so beisammen?«
»Sorry, das weià ich gar nicht mehr.«
Beide schienen mit dem jungen Paar am Nachbartisch zu sprechen. Ihre neutralen ÃuÃerungen standen wie Bauern, die auf dem Schachbrett geopfert werden konnten, zwischen ihnen. Der Ober legte ihnen die Speisekarten vor. Sie klappten sie auf, trafen ihre Wahl und blieben wieder sich allein überlassen.
Der Alte zog ein Dossier aus seinem schmalen Aktenkoffer und legte es ungeöffnet auf den Tisch. Seine Handflächen
klatschten schwer darauf. »Sie haben vermutlich von dem Werkstattwagen gehört, der vor der Corcoran auÃer Kontrolle geraten ist?«
»Ein Verkehrsunfall?« LaValle zuckte mit den Schultern. »Wissen Sie, wie viele von denen jede Stunde im District passieren?«
»Dieser war anders«, sagte der Alte. »Der Wagen hat versucht, jemanden aus meiner Dienststelle zu überfahren.«
LaValle nahm einen kleinen Schluck von seinem Scotch mit
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