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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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»Dienstlich«, sagte er, indem er auf den linken Karton zeigte. »Der andere enthält privates Zeug.«
    Er sah sie an, wirkte eifrig wie ein Hundewelpe. »Kann ich Ihnen sonst irgendwie helfen?«
    Â»Danke, Officer Ritchie«, sagte Anne lächelnd. »Ich komme allein zurecht.«
    Â»Klar. Okay, dann lasse ich Sie jetzt allein. Ich bin nebenan, falls Sie mich brauchen.«
    Als Erstes nahm sich Anne den linken Karton vor und breitete seinen gesamten Inhalt auf dem Tisch aus. Den kleinen Ordner mit den Blättern von Overtons Diensttagebuch legte sie beiseite. Sobald sie sich vergewissert hatte, dass auf dem Tisch nichts für sie Verwendbares lag, nahm sie sich das Diensttagebuch vor. Sie ging alle Eintragungen langsam und methodisch durch und achtete besonders auf die nach dem Datum, das Kim Lovett ihr für die Begegnung Overtons und Sorayas in ihrem Labor genannt hatte. Aber sie konnte nichts Auffälliges entdecken.
    Â»Mist!«, sagte sie enttäuscht und nahm sich den rechten Karton mit Overtons persönlicher Habe vor, die sich als noch erbärmlicher erwies, als Anne erwartet hatte: ein billiger Kamm mit Haarbürste, in der noch Haare hingen, zwei Packungen Cracker, eine davon geöffnet; ein blaues Oberhemd, das entlang der Knopfleiste mit Marinarasauce bekleckert zu sein schien; eine scheußliche blau-rot gestreifte Polyesterkrawatte;
ein Foto eines dümmlich grinsenden Jungen – vermutlich Overtons Sohn – als Footballspieler; sowie eine Tüte Rosinen, eine weitere mit kleinen Plätzchen, beide ungeöffnet. Das war’s dann.
    Â»Merde! «
    Mit einer unbeherrschten Bewegung wischte sie die erbärmlichen Überbleibsel von Overtons Leben vom Tisch. Sie wollte sich gerade abwenden, als sie etwas Weißes aus der Brusttasche des blauen Hemds ragen sah. Sie bückte sich danach und zog es mit spitzen Fingern heraus. Das Weiße war ein zweimal zusammengefaltetes Stück liniiertes Schreibpapier. Anne faltete es auseinander und las, was Overton sich mit blauem Filzschreiber notiert hatte:
    Â 
    S. MOORE – 8 & 12 NE (?)
    Â 
    Annes Herz begann zu jagen. Genau das hatte sie gesucht! S. Moore war zweifellos Soraya; das Fragezeichen konnte nur bedeuten, dass diese Angabe überprüft werden musste. Die 8 th Street kreuzte die 12 th Street natürlich weder in Northeast noch in sonst einem Stadtviertel. Trotzdem war klar, dass Overton Soraya nach Washington Northeast gefolgt war. Was zum Teufel hatte sie dort zu suchen gehabt? Jedenfalls wusste die CI nichts davon.
    Sie stand da, starrte die Notiz an, die Overton sich als Gedächtnisstütze gemacht hatte, und bemühte sich, sie zu enträtseln. Dann verstand sie plötzlich und begann zu lachen. Der zwölfte Buchstabe des Alphabets war das L. Also Eighth und L NE.
    Â 
    Die Petroleumlampe zeigte Bourne den Weg zwischen den beiden riesigen Felsblöcken, den Muta ibn Aziz genommen hatte. Er führte ungefähr einen Kilometer weit nach Westen,
bevor er scharf nordöstlich abbog. Nach einer kleinen Steigung führte der Pfad fast genau nach Norden: zunächst in eine flache sumpfige Senke hinunter, dann wieder leicht ansteigend auf ein anscheinend beachtlich großes Hochplateau.
    Stetig kam er Muta ibn Aziz, der sich in den letzten Minuten nicht mehr bewegt hatte, näher. Der Pinienwald war weiterhin dicht; der duftende Nadelteppich dämpfte das Geräusch von Bournes Schritten.
    Keine hundert Meter weiter endete der Wald abrupt. Hier war er offenbar gerodet worden, um Platz für die asphaltierte Start- und Landebahn zu machen, an deren Ende Bourne einen Privatjet stehen sah.
    Und da war Muta ibn Aziz, der unten an der Fluggasttreppe der zweistrahligen Maschine stehend wartete. Bourne ging mit energischem Schritt über den Platz weiter und hielt direkt auf das Geschäftsreiseflugzeug – eine Citation Sovereign – zu. Der pechschwarze Himmel war mit Sternen übersät, die kalt wie Diamanten auf einem mit Samt bezogenen Juweliertablett glitzerten. Eine leichte Brise, die den Geruch von Tang und Mineralien mit sich brachte, strich über den gerodeten Hügel.
    Â»Zeit, dass wir starten«, sagte Muta ibn Aziz knapp. »Alles in Ordnung?«
    Bourne nickte. Muta ibn Aziz drückte auf einen Knopf des schwarzen Kästchens in seiner Hand und ließ so die Startbahnbefeuerung aufflammen. Bourne folgte ihm die Fluggasttreppe hinauf und

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