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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hast’s versprochen! Du hast gesagt, du würdest mir helfen.«

    Er wandte sich ihr zu, fixierte sie mit seinem verbliebenen Auge. »Ich habe dir geholfen, Katja. Aber du musst verstehen, dass ich ein wandelnder Untoter wäre, wenn ich nicht hier bleibe und tue, was ich tun muss.«
    Sie erschauderte. »Dann bleibe ich bei dir.«
    Der gesamte Bau um sie herum ächzte zitternd, als litte er schreckliche Schmerzen. Irgendwo, nicht allzu weit vor ihnen, war das Kreischen einer aufreißenden Betonwand zu hören.
    Â»Nein«, sagte er scharf, indem er seine Aufmerksamkeit wieder auf sie konzentrierte. »Das kommt nicht in Frage.«
    Sie hob ihr Sturmgewehr. »Ich bleibe trotzdem.«
    Lindros nickte. Was hätte er sonst tun sollen? Ihre Zeit war abgelaufen. Er konnte ein entferntes Rauschen hören, das mit jedem Schlag seines Herzens lauter, bedrohlicher, näher klang. Wasser! , dachte er. Großer Gott, Jason flutet die Anlage!
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, betrat er mit großen Schritten den Operationssaal. Katja folgte ihm dichtauf mit schussbereit gehaltenem Gewehr. Seit sie die Nachrichtenzentrale verlassen hatten, hatte sie Lindros genau beobachtet und glaubte jetzt, einigermaßen mit diesem Mordwerkzeug umgehen zu können.
    Lindros trat auf Dr. Andurskij zu, der in dieser ganzen Zeit seine Haltung nicht verändert hatte, sondern weiter hinter dem Operationstisch kauerte, auf dem er Lindros’ Auge entnommen hatte. Mit seinem wie gebannt auf Martin gerichteten Blick glich er einem Kaninchen, das sich wie hypnotisiert duckt, während die Eule lautlos aus der Dämmerung herabstößt, um ihn mit ihren scharfen Krallen zu packen.
    Als Lindros den OP durchquerte, musste er gegen aufsteigende Übelkeit ankämpfen und flach atmen, um zu verhindern, dass der widerlich süßliche Geruch von Anästhetika ihm die Atemwege verstopfte. Erneut musste er gegen das schreckliche Gefühl zorniger Hilflosigkeit ankämpfen, das ihn beinahe
gelähmt hatte, als er aus der Narkose aufgewacht war und entdeckt hatte, was dieser Mann ihm angetan hatte.
    Dr. Andurskij vor sich, packte er ihn mit seinen Händen wie Krallen, die ihm fast die Brust aufrissen.
    Â»Hallo, Doktor«, sagte Lindros.
    Â»Nein, bitte nicht. Ich wollte nicht. Sie haben mich dazu gezwungen.«
    Â»Klären Sie mich bitte auf, Doktor. Nachdem sie Ihnen all die kleinen Jungen zugeführt hatten, haben sie Sie dazu gezwungen, mir das Auge herauszunehmen? Sie haben darauf bestanden, sonst … Weil Sie sonst keine weiteren Jungen mehr bekommen würden?«
    Â»Martin«, drängte Katja mit angstvoll geweiteten Augen. »Unsere Zeit ist um. Komm jetzt! Komm um Himmels willen!«
    Â»Ja, ja, hören Sie auf sie. Erbarmen!« Andurskij weinte jetzt tatsächlich, und sein Körper zitterte ganz ähnlich, wie die Wände um sie herum zitterten. »Sie müssen Verständnis haben. Ich bin schwach.«
    Â»Und ich«, sagte Lindros, »bekomme mit jedem Atemzug neue Kraft.« Er zog Andurskij näher zu sich heran, bis sie wie zwei Liebende dicht voreinander standen. Nun war alles anders. Auch das Ende würde anders sein.
    Lindros, der plötzlich ungeahnte Kräfte in sich spürte, drückte seine Daumen in Andurskijs Augen.
    Andurskij schlug kreischend um sich, bemühte sich verzweifelt, von ihm wegzukommen. Aber Lindros hielt ihn mit eisernem Griff fest, aus dem er sich nicht befreien konnte. Jede Faser seines Körpers war auf ein einziges Ziel ausgerichtet. In einer Art ekstatischer Halbtrance spürte er die schwammig weiche, nachgiebige Masse der Augäpfel unter seinen Daumenspitzen. Er holte tief Luft, dann atmete er langsam aus, während er seine Daumen unaufhaltsam tiefer in Andurskijs Augenhöhlen drückte.

    Der Chirurg schrie erneut auf, aber dieser gellende, kaum mehr menschliche Laut brach jäh ab, als Lindros seine Daumen ganz hineindrückte. Andurskij zappelte noch etwas, weil sein autonomes Nervensystem von der in seinem Körper vorhandenen elektrischen Restenergie angeregt wurde. Letztendlich war auch sie erschöpft, und als Lindros ihn nun freigab, sackte Andurskij in sich zusammen, als hätten seine Knochen sich aufgelöst.

KAPITEL SECHSUNDDREISSIG
    Fadi hörte die Schmerzensschreie der Anlage, die er entworfen und mitgebaut hatte, und sah Risse durch den Stahlbeton laufen, als zuckten Blitze durch Decken und

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