Der Bourne Betrug
mit einem Ablenkungsmanöver. Dafür sorgt Lindros, damit Fadi sich in falscher Sicherheit wiegt. Er wird glauben, meine Taktik erraten und die Lage unter Kontrolle zu haben.«
»Und an dieser Stelle kommen wir ins Spiel.« Fahd al-Saud hatte genickt. »Du hast recht. Dein Plan ist so unorthodox, dass er vielleicht klappen wird.«
Er sah auf seine Uhr. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, konnte erâs kaum noch erwarten loszulegen. Aber Bourne hatte darauf bestanden, dass sein Plan strikt eingehalten wurde. »Du musst mir fünfzehn Minuten Zeit lassen, zu tun, was getan werden muss«, hatte er gesagt.
Noch neunzig Sekunden.
Fahd al-Saâud starrte das Felsengewirr auf dem Boden der Schlucht an, die in Wirklichkeit gar keine war. Bourne hatte recht: Dies war ein ausgetrocknetes Flussbett, dessen Boden langsam in den unterirdischen Wasserlauf sank, der einst ein
oberirdischer Fluss gewesen war. Diesen Wasserlauf zapfte die Dujja an, um das für die Urananreicherung benötigte Wasser zu bekommen. Seine Männer hatten ihre Sprengladungen an den Leitungen angebracht, die in die Anlage hineinführten. Ihr Angriff würde einen doppelten Zweck erfüllen: Er würde alle in der unterirdischen Anlage arbeitenden Terroristen ertränken oder an die Oberfläche treiben und die Behälter mit angereichertem Uran vorübergehend unzugänglich machen, bis ein Team aus CI-Experten und saudi-arabischen Fachleuten die Anlage übernehmen konnte.
Noch fünfzehn Sekunden. Fahd al-Saâud sah erneut von einem seiner Männer zum anderen. Sie waren genau eingewiesen; sie wussten, was auf dem Spiel stand. Und sie wussten, was sie zu tun hatten.
Sein Arm zuckte herab. Die Sprengladungen wurden gezündet. Die drei Detonationen ereigneten sich in Abständen von einigen Sekunden, aber für Fahd al-Saâud und seine Männer klangen sie wie ein einziges lange hallendes Donnergrollen, als die Druckwelle über sie hinwegfegte und in der Schlucht einen Hagel aus Felsbrocken niedergehen lieÃ. Dann hörten sie das Geräusch, auf das sie alle warteten: das brausende Rauschen ungeheurer Wassermengen, die sich einen neuen Weg in die Tiefe bahnten.
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Unten in der Dujja-Anlage fühlten die Detonationen sich wie ErdbebenstöÃe an. Was im Operationssaal auf Regalen gestanden hatte, zerschellte auf dem FuÃboden. Die Türen aller Schränke flogen auf; ihr Inhalt ergoss sich in den Raum und bedeckte den Boden mit einem See aus Flüssigkeiten, Glassplittern und Verbandmaterial, aus dem Unmengen von chirurgischen Instrumenten wie Zahnstocher aus einer Käseplatte ragten.
Katja, die sich an Lindros und den Türrahmen geklammert
hatte, wischte sich den Mund ab und sagte: »Los, komm! Wir müssen hier raus!«
Lindros wusste, dass sie recht hatte. Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit, ein sicheres Versteck zu finden, in dem sie bleiben konnten, bis das Schlimmste vorüber war.
Trotzdem konnte er sich nicht von der Stelle rühren. Sein Blick blieb starr auf Dr. Andurskijs Gesicht gerichtet. Wie oft hatte er davon geträumt, diesen Mann zu töten, während er sich von der chirurgischen Vergewaltigung erholt hatte, die Andurskij an ihm vorgenommen hatte! Ihn nicht einfach umzulegen. O nein! Die Methoden , die er sich dafür ausgemalt hatte! An manchen Tagen waren diese immer komplizierteren Mordfantasien das Einzige gewesen, was ihn davor bewahrt hatte, den Verstand zu verlieren. Dennoch war er wieder und wieder aus einem Traum erwacht, in dem Raben auf den gefesselten Andurskij einhackten, dessen Fleisch aufplatzte, sodass die Knochen seines Skeletts freigelegt wurden, damit der vom Wind getriebene Sand den letzten kümmerlichen Funken Leben auslöschen konnte. Dieser Traum war so detailliert, so stark empfunden, so real gewesen, dass Lindros manchmal das Gefühl gehabt hatte, die Grenze zum Wahnsinn überschritten zu haben.
Selbst in diesem Augenblick, als sie dringend eine sichere Zuflucht brauchten, war ihm bewusst, dass er keine Ruhe finden würde, solange Andurskij lebte. Deshalb sagte er zu Katja: »Geh jetzt. Sieh zu, dass du so nahe wie möglich ans Nuklearlabor herankommst. Dort kletterst du in den nächsten Abluftschacht und bleibst darin.«
»Aber nur, wenn du mitkommst.« Katja zog ihn am Arm. »Wir bleiben zusammen.«
»Nein. Katja, ich habe hier noch etwas zu erledigen.«
»Aber du
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