Der Bourne Betrug
Kriegführung seine beste Waffe gegen Karim al-Jamil war â vielleicht die einzige, die ihm den Sieg bringen würde. »Sie hat verabscheut, was Fadi und Sie geworden waren. Sie hat ihre Entscheidung
getroffen. Sie hat sich von ihren beduinischen Wurzeln losgesagt.«
Im Gesicht des anderen schien etwas zu explodieren.
»Maul halten!«, rief Karim al-Jamil. »Alles Lügen, lauter erbärmliche Lügen!«
Bourne spürte jedoch, dass er vergeblich versuchte, sich das einzureden. Karim al-Jamil wusste nun endlich, wie Sarah zu Tode gekommen war, und die Wahrheit brachte ihn fast um.
»Meine Schwester war das moralische Herzstück unserer Familie! Das Herzstück, das Sie vernichtet haben! Erst ihre Ermordung hat meinen Bruder und mich auf unseren Weg gebracht. Dass Ihnen Tod und Vernichtung bevorstehen, ist Ihre eigene Schuld!«
Bourne war bereits in Aktion. Er machte einen Schritt rückwärts und trat dem Mann hinter ihm kräftig auf den Rist. Gleichzeitig verdrehte er den Oberkörper und riss sich so von dem rechts neben ihm Stehenden los. Während er einen Ellbogen in den Solarplexus des linken Kerls rammte, traf er die Halsseite des Dritten mit einem Handkantenschlag.
Er hörte ein Knacken, als die Wirbelsäule brach. Der Mann ging zu Boden. Inzwischen hatte der Bewacher hinter Bourne seine Arme um ihn geschlungen und hielt ihn fest umklammert. Bourne beugte sich ruckartig nach vorn und schleuderte den Mann über sich hinweg gegen Karim al-Jamil.
Der Kerl links neben ihm stand noch zusammengekrümmt und nach Atem ringend da. Bourne schnappte sich eine zu Boden gefallene Luger und schlug ihm den Griff auf den Kopf. Der Mann, den er gegen Karim al-Jamil geschleudert hatte, hielt auf einmal eine Pistole in der Hand. Bourne schoss ihn über den Haufen.
Jetzt war nur noch Karim al-Jamil übrig. Er lag auf den Knien, hatte den Aktenkoffer direkt vor sich. In seinen geröteten Augen brannte eine Art Verrücktheit, die Bourne einen
kalten Schauder über den Rücken jagte. Dies war nicht der erste Mann, den er am Rand des Wahnsinns schwanken sah, und er wusste, dass Karim al-Jamil in diesem Zustand buchstäblich zu allem fähig war.
Während er das dachte, brachte der andere einen kleinen Würfel aus Edelstahl zum Vorschein. Bourne erkannte ihn sofort als Fernzünder.
Karim al-Jamil hielt den Zünder hoch, dessen schwarzen Knopf er mit einem Daumen gedrückt hielt. »Ich kenne Sie, Bourne. Und weil ich Sie kenne, habe ich Sie in der Hand. Sie erschieÃen mich nicht, solange ich fünfzig Kilo C-4 in der Tiefgarage unter der CI-Zentrale detonieren lassen kann.«
Keine Zeit zum Nachdenken, keine Zeit, sich mögliche Konsequenzen auszumalen. Bourne glaubte, Martins geisterhaftes Flüstern in seinem Kopf zu hören. Er zielte mit der Luger und schoss Karim al-Jamil in die Kehle. Das Geschoss durchschlug erst das weiche Gewebe, dann die Wirbelsäule. Unter lähmenden Schmerzen plumpste Karim al-Jamil sitzend hin. Er starrte ungläubig zu Bourne auf. Dann versuchte er, seine Finger zu bewegen, aber sie gehorchten ihm nicht mehr.
Seine Augen, die trüb zu werden begannen, entdeckten die Fingerknöchel eines seiner zu Boden gegangenen Männer. Bourne, der plötzlich begriff, was er vorhatte, warf sich auf ihn, aber Karim al-Jamil fiel mit einer letzten Anstrengung nach vorn.
Der Fernzünder knallte auf die bloÃen Knöchel.
Â
Endlich konnte Bourne Karim al-Jamil loslassen. Endlich war Martins Stimme in seinem Kopf verstummt. Bourne starrte in Karim al-Jamils rechtes Auge â Martins Auge â und dachte an seinen toten Freund. Sehr bald würde er Moira ein Dutzend rote Rosen schicken, sehr bald würde er in New York mit der Urne mit Martins Asche zu The Cloisters hinausfahren.
Eine Sache setzte ihm allerdings weiter zu, quälte ihn wie ein nicht entfernter Angelhaken. Weshalb hatte Karim al-Jamil nicht versucht, den Atomsprengkörper zu zünden, solange das möglich gewesen war? Weshalb hatte er sich für die Limousine entschieden, die weit weniger spektakulär detonieren würde?
Bourne drehte sich um, sah den Aktenkoffer auf dem Betonboden liegen. Seine Verschlüsse standen offen. Hatte Karim al-Jamil sie in der vergeblichen Hoffnung geöffnet, dadurch Zeit gewinnen zu können? Er ging in die Hocke und wollte die Schlösser zuschnappen lassen, aber plötzlich
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