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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Doppelgänger und er gingen nicht davon. Stattdessen traten sie ebenfalls ein, schlossen die Tür und bauten sich rechts und links davon auf, als wollten sie die Wand mit ihren muskulösen Schultern stützen.
    Sorayas Herz sank. Lerner hatte Lindros’ Dienstzimmer blitzschnell okkupiert, Lindros’ private Erinnerungsstücke irgendwohin verbannt. Die gerahmten Fotos waren abgenommen und standen mit dem Gesicht zur Wand, als wären sie bereits im Exil.

    Der amtierende Direktor saß hinter Lindros’ Schreibtisch, machte sich mit seinem fetten Hintern in Lindros’ Drehsessel breit und blätterte in einem blassgrünen Ordner – einem AED, einem aktuellen Einsatzdossier –, während er Lindros’ Anrufe entgegennahm, als seien sie für ihn bestimmt. Sie sind für ihn bestimmt, sagte Soraya sich und war augenblicklich deprimiert. Sie sehnte sich nach Lindros’ Rückkehr und betete darum, dass Bourne ihn aufspüren und lebend zurückbringen würde. Auf welches andere Ergebnis hätte sie hoffen können?
    Â»Ah, Ms. Moore.« Lerner legte den Hörer auf. »Nett, dass Sie gekommen sind.« Er lächelte, bot ihr aber keinen Stuhl an. Offenbar sollte sie vor ihm stehen wie eine Schülerin, die wegen eines Vergehens zum stellvertretenden Direktor gerufen worden ist.
    Â»Wo haben Sie eigentlich gesteckt?«
    Sie wusste, dass er das wusste, denn sie hatte sich übers Handy bei ihrer Dienststelle gemeldet. Anscheinend erwartete er ein persönliches Eingeständnis von ihr. Er war ein Mann, das sah sie jetzt, für den die Welt aus einer Unmenge von Kästchen bestand, alle gleich groß, in die er alles und jeden steckte, jeweils in ein ordentliches Kästchen. So bildete er sich ein, das Chaos der Realität in den Griff zu bekommen.
    Â»Ich habe Tim Hytners Mutter und seine Schwestern in Maryland getröstet.«
    Â»Dafür gibt’s bestimmte Verfahren«, sagte Lerner steif. »Die sind aus gutem Grund eingeführt. Oder war Ihnen das entfallen?«
    Â»Tim war mein Freund.«
    Â»Ihre Annahme, die CI sei nicht imstande, sich um die eigenen Leute zu kümmern, ist überheblich.«
    Â»Ich kenne seine Familie. Es war besser, dass ich ihr die Nachricht von seinem Tod überbracht habe. Das hat den Schock gemildert.«

    Â»Indem Sie gelogen und seinen Angehörigen erzählt haben, Hytner sei ein Held gewesen – und nicht ein unfähiger Stümper, der sich vom Feind hat benutzen lassen?«
    Soraya bemühte sich verzweifelt, auf ebenem Kiel zu bleiben. Sie hasste sich dafür, dass sie sich von diesem Mann eingeschüchtert fühlte.
    Â»Tim war kein Mann für Einsätze.« Sie wusste sofort, dass sie einen taktischen Fehler gemacht hatte.
    Lerner nahm das AED in die Hand. »Und trotzdem geht aus Ihrem eigenen schriftlichen Bericht hervor, dass Hytner von Jason Bourne direkt in einen Einsatz verwickelt wurde.«
    Â»Tim war damit beschäftigt, den Code zu entschlüsseln, den wir bei Cevik gefunden hatten – bei dem Mann, von dem wir jetzt wissen, dass er Fadi war. Bourne wollte diese Tatsache nutzen, um ihn zum Reden zu bringen.«
    Lerners Gesicht wurde hart und straff wie ein Trommelfell. Seine Augen erschienen Soraya wie Einschusslöcher: schwarz, tödlich, eiskalt.
    Ansonsten kam er ihr eher durchschnittlich vor. Er hätte ein Schuhverkäufer oder ein kleiner Bürokrat mittleren Alters sein können. Was vermutlich genau der gewünschte Effekt war. Ein guter Agent im Außendienst musste vergessen werden, kaum dass man ihn gesehen hatte.
    Â»Verstehe ich Sie richtig, Ms. Moore? Sie verteidigen Jason Bourne?«
    Â»Es war Bourne, der Fadi identifiziert hat. So haben wir einen Ausgangspunkt, von dem aus …«
    Â»Seltsam, dass er diese sogenannte Identifizierung vorgenommen hat, nachdem Hytner den Tod gefunden hatte, nachdem er Cevik hatte entkommen lassen.«
    Soraya starrte ihn ungläubig an. »Soll das heißen, dass Sie nicht glauben, dass Cevik Fadi war?«
    Â»Das soll heißen, dass Sie lediglich die Aussage eines notorisch
unzuverlässigen Agenten haben, dessen Wort so weit von der reinen Wahrheit entfernt ist wie nur möglich. Es ist verdammt gefährlich, sein professionelles Urteil von persönlichen Gefühlen beeinflussen zu lassen.«
    Â»Das ist ganz sicher nicht …«
    Â»Sie haben sich diesen kleinen

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